Bewusstseinsflimmern
Gestern im Deutschlandfunk eine Rezension zu
Franz Schuh: "Sämtliche Leidenschaften", Zsolnay-Verlag, Wien.
"Sämtliche Leidenschaften" - in seinem Buch läßt Franz Schuh einen Protagonisten namens Franz Schuh über Lüge und Wahrheit, Liebe, Tod und andere existenzielle Fragen räsonieren. Schuhs Verfahren ist ein assoziatives: In souveräner Stilbrillanz tänzelt, schwebt, gleitet der wortmächtige Philosoph von einem Gedanken, einer Reflexion zur anderen.
"Wie passt das alles zusammen? Ganz einfach und überhaupt nicht. Kein Wunder, dass ich Bewusstseinsflimmern habe." (Aus: "Sämtliche Leidenschaften")
Bewusstseinsflimmern - mit diesem Wort ist Schuhs poetologisches Verfahren trefflich umrissen.
"Ich habe als Schüler der Dichterin Elfriede Gerstl immer versucht, Bücher zu schreiben, die nicht mit den vorhandenen Gattungen übereinstimmen, ohne dass ich das Geringste gegen die vorhandenen Gattungen hätte. Nur, es macht eine gewisse Freude, aus der Abweichung von diesen Gattungen zu denken. Und dieses Buch würde ich schlicht als ein Prosabuch bezeichnen, in dem das Verhältnis von Lüge und Wahrheit verhandelt wird, von Verstellung und Verwandlung und wirklichen Erlebnissen, die ich gar nicht gehabt haben kann, die aber, weil sie nun einmal schwarz auf weiß dastehen, so gut sind wie tatsächliche Erlebnisse."
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