Die Seele ausgestellt
Drei Freunde in EINEM Mantel. Gezeichnet von Eduard Mörike. Auch eine Seelenprobe, klar, denn sehr viel anderes können wir bis zur Eröffnung am Sonntag nicht mehr denken: Wie viele Seelen zum Beispiel passen in eine Jacke? (Quelle: facebook Literaturmuseen Marbach)
Tilman Krause heute in der WELT über die neue Dauerausstellung im Literaturmuseum der Moderne:
„Wenn jetzt die neu geordnete Dauerausstellung im "LiMo" lapidar "Die Seele" überschrieben wird, dann ist das ganz schön mutig. "Das unsichtbare Ding, das Seele heißt", wie Karl Philipp Moritz es nannte, soll, dem Willen von Heike Gfrereis zufolge, der Museumsdirektorin, in den Dingen liegen. In den Manuskripten, Zetteln, Briefen und anderen Entstehungsdokumenten von Literatur. Aber eben auch in dem, was das Schreiben materiell gesehen überhaupt erst ermöglicht: Bleistifte, Federkiele sowie natürlich jede Menge Maschinen – bis hin zur elektronischen Herstellungstechnik unserer Tage.
Doch damit das alles spricht und Seele bekommt, braucht es vor allem den Beseeler. Nie ist die literaturtheoretische Position der Rezeptionsästhetik so poetisch in Worte gefasst worden wie von der Herrin des Schillerhügels. Mit geradezu sangbarer Beredsamkeit hat jetzt Heike Gfrereis vor der Presse erklärt, was das neugestaltete "LiMo" will und erwartet: "Der Leser schenkt den Texten seine Seele. Diese Urszene, dieses Die-Seele-Schenken, ereignet sich hier an und in den Archivalien. Mit Fantasie sind unsere Exponate weiche Formen, ohne Fantasie sind sie allerdings hart, schroffe Medien der Distanz und Befremdung. Sie können eine Überforderung sein, sie können aber auch einfach fordern. Das, was ganz leicht zu bekommen ist, treibt und stachelt uns nicht an."“
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