„Mit Rübensaft zuprosten“
Ulrike Matzer bespricht für das Literaturhaus Wien das neue Buch von Erwin Einzinger:
„Mehr noch als seine bisherigen Werke ist dieses ein sophistiziertes Sprachbastelbuch. Auch Wortungetüme entfalten ihren eigenen Charme, sie wirken in ihrer Metrik wie komprimierte Gedichte: "Meeresfrischeduftspraydosen", "Einpersonenhaushaltsmüll", "Betriebsküchengerüche". An anderer Stelle finden sich auf fast surreale Art die Dinge zusammengespannt – "Kanäle, Korallen und Choräle" –, weil das Schräge so gut klingt! Verweise aufs Musikmachen und auf MusikerInnen aller Sparten finden sich konsequenterweise dort und da, und auch bildende Künstler lugen aus den Zeilen. Der Maler Sigmar Polke wird zwar nicht explizit genannt, doch ein Satz wie "Höherem Schwachsinn kann man hier natürlich auch mit Rübensaft zuprosten" lässt unweigerlich an dessen bekanntes Gemälde denken, das seine Entstehung augenzwinkernd selbst erklärt: "Höhere Wesen befahlen: rechte obere Ecke schwarz anmalen!" Für Einzinger dürfte Polke in seiner Ironie und Vielseitigkeit wohl ein Bruder im Geiste sein.“
Auf kleiner Stufe köchelt mittlerweile der Normalbetrieb dahin, inmitten eines deutlich reduzierten Alltagsbrausens. Und dennoch geht es nebenbei auch um die Hundesteuer und den neuen Daunenmantel, um fließende Bewegungen und den bekannten Eiertanz rund um die Segnungen der Pharmaforschung, um Formenschwindel und abstrakte Ansätze, um zarte Irrtümer oder Verkürzungen, von denen einige vermutlich dazu beitragen, daß manches scheinbar ineinanderpurzelt.
Die Wege ins Vertraute sind bisweilen stark verkrautet.
Erwin Einzinger : Das Wildschwein. Arabesken. Jung und Jung Verlag.
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