Rasch! Vokalrausch
Kleine Presseschau: Jan Volker Röhnert in der FAZ im Rahmen der Frankfurter Anthologie über das 1872 entstandene Gedicht „Vokale“ von Arthur Rimbaud:
„Doch zugleich sind Rimbauds Bilder viel zu schräg und bizarr, als dass sie das symbolistische Prinzip esoterischer Korrespondenzen entfernter Gegenstände völlig ernst nähmen; sie illustrieren vielmehr die Willkür poetischer Erfindungsgabe: Denn was prädestiniert einen bestimmten Vokal als Entsprechung einer bestimmten farblichen Qualität? Hier spekuliert der Wortalchemist über den Zusammenhang von Sprache und Schöpfung, Welt und Wort, das nach kabbalistischem Verständnis jene eben nicht bloß bezeichnet, sondern auf geheime Weise eigentlich erst hervorbringt – jedes Wort, jeder Vokal eine andere Welt erzeugend oder eine Korrektur an der unfertigen Welt vornehmend. Das führt Rimbaud in „Eine Zeit in der Hölle“ zu der berühmten Frage, die er wahrscheinlich sein ganzes restliches Leben mit sich herumtrug, als er schon lange keine Gedichte mehr schrieb: „Rasch! Gibt es weitere Leben?““
Vokale auf dem wundervollen planetlyrik
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