Dichter aus der Jukebox
Erstausgabe der Publikumsbeschimpfung
Morgen, am Fr, 25. Januar um 19:30 Uhr im Deutschlandfunk Kultur: Dichter aus der Jukebox. Der Provokateur Peter Handke | Von Helmut Böttiger
Peter Handke brauchte 1966 nur drei Minuten, um berühmt zu werden. Auf der Princeton-Tagung der Gruppe 47 stand der 24-Jährige plötzlich auf und hielt eine Wutrede, deren Inhalt schwer zu fassen war, ihn aber sofort zum Popstar machte. Kurz danach wurde seine ‚Publikumsbeschimpfung' uraufgeführt, und das Schelmenstück war vollendet: Ab jetzt war Handke ein Markenzeichen. Ein 68er war der Österreicher nicht, Politik interessierte ihn kaum. Er wollte ein berühmter Dichter werden, und niemand sonst in seiner Generation begriff damals so schnell die Reflexe der Öffentlichkeit. Er hatte im Frühjahr 1966 mit dem formal avancierten Roman ‚Die Hornissen' debütiert, aber das eigentliche emotionale und ästhetische Ereignis waren für ihn die Beatles. Peter Handke nutzte den gesellschaftspolitischen Aufbruch Ende der 60er-Jahre, um sich im Zeichen der Poprebellion als dichterische Stimme seiner Generation zu profilieren. Ein literarisch-mediales Meisterstück.
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