[... UND ICH SAUSE HINAB IN DEN TIEFEN SCHLAF, MEIN BLUT, MEIN REGENBOGEN-STREBEN; ICH ERKENNE ALL DIE BUNTEN HORTE DORT - UND BIN DOCH NICHT WENIGER ALS FINST'RE NACHT, AUS NACHT GEBOREN, GEZEUGT VON FINSTERNIS ...]
Uns wurde Kunde von der Fähigkeit bestimmter Pflanzen, zu träumen, wie der Mensch es tut. Wir bezeugen dies für den Alant, der aus den Tränen der Helena entstanden ist und für das Gewitterkraut. Noch einmal müssen wir uns in den Bienenstock begeben, denn es dürfte klar erscheinen, dass wir noch einige Kammern ausgelassen haben, die ebenfalls beherbergt und gepflegt wurden, wie man es noch nirgendwo gehört. Die rätselhaften Dinge sind es, die uns auf Pfade führen, die das Leben als das große Mysterium des Schlafs offenbaren, umgeben von Wänden, bestehend aus einer nachgiebigen Substanz, wie Titanwurz in die Höhe reckend, aber von Fäulnisgeruch umgeben.
Die Wabengemächer im Bienenstock boten dem Betrachter einen Saal, dessen Wachswände wie feuchte, zusammengenähte Gesichter eine Kathedrale bildeten, die sich über Blütenstühle wölbte, deren Vorbild nirgends zu entdecken wäre, würde man es suchen. Auch hier gab es, wie wir es von den Brutzimmern des Stock bereits berichteten, eingelassene Wannen im Boden, in denen die Nachtflüssigkeit der dort lagernden Frauen gesammelt wurde. Diese Ströme des ruhenden Körpers jedoch wurden, anders wie die Nährflüssigkeit der Drohnen, für ein Elixier gebraucht, das den Ehemännern der Arbeiterinnen zur Verfügung stand. Zu ihrer Aufgabe der Zeugung gehörte nämlich das Kompostieren der klamm gewordenen Erde in den Talniederungen des Umlands. Die Gefahr für die schweigsamen Samenlasser war außerhalb des Bienenstocks gewaltig zu nennen, denn dort wurden sie weder von den Ratten noch von ihren Ehefrauen beschützt, sollte sich das sogenannte "unheimliche Zögern" nähern, das man nur durch sein Flirren erkennen konnte, wenn die Sonne einen niederen Puls schlug und gleichzeitig der Nebel günstig über den Äckern stand.
Im Folgenden eine Anmerkung: Das "unheimliche Zögern" wollen wir in unserem nächsten Bericht erst erwähnen, denn es enthält eine animalische und vegetative Besonderheit, die unserer jetzigen Absicht, die Blütensäle in Augenschein zu nehmen, zu sehr in eine visuelle Bedrängnis brächte.
Das Elixier wurde verabreicht, um den Drohnen eine stille Genugtuung zu gewährleisten, die in alter Zeit dem Alkohol vorbehalten war. Das Nachtsaftelixier gab es in verschiedenen Dosierungen, die auch "Geschwindigkeiten" genannt wurden; diese waren wichtig, um den Zeitausgleich der zerstörten linearen Funktion derselben zu gewährleisten. Die Arbeiterinnen hatten zu diesem Zweck ihre Blütenstühle; umflankt von Staub- und Kronblättern bildeten sie das Pistill, in dem sie lagen und unser Reich aufsuchten, so dass wir überhaupt auf sie aufmerksam wurden.
Jedoch können wir jetzt davon sprechen, dass es sich bei unserer Protagonistin, die den Saal betrat, um das gleiche lilienweiße Mädchen handelte (die wir Pasithea nennen wollen, weil sie in ihrer grazilen Gestalt meiner halluzinatorischen Gefährtin gleicht), das bereits in unserem ersten Bericht erschienen ist.
Es war bekannt, dass die Blütenstühle an Empfindlichkeit kaum zu überbieten waren. Nie durfte auch nur ein Ohm zu wenig oder zu viel des Wassers in die Töpfe sickern, nie durfte auch nur eine Kotule zu viel oder zu wenig Erde die satten Wurzeln bedecken.
Aber Pasithea sah mit Schrecken ein Häufchen Erde neben einem der Auffangbecken liegen und sprach die halbdämmernde Arbeiterin an: "Du hast die Erde verwühlt, du Unglückselige! Denkst du denn kein bisschen an deinen Mann?"
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