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Literatur und Zeitkritik |
Impressum | Mediadaten | Last update: 30.12.2012, 12:30 |
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Volk ohne Traum |
Europa, eine verkaufte Braut
Wer die Ehe als kleinste soziale
Einheit menschlicher Existenz bezeichnet, meint Monogamie in realiter, also
keine amtlich lizenzierte Schwindelfirma. Bon, aber wie steht es mit jenen
souveränen Staaten, welche sich mehr oder weniger aufgeklärt und mehr oder
weniger selbstverantwortungsbewusst in eine Arbeits- und Wirkungsgemeinschaft
begeben haben, überwiegend freiwillig und freudig, über deren weiteres
bündnispolitisches Schicksal indes nicht 1 Mann und 1 Frau sich verständigen,
sondern hoch bezahlte Politiker und Bürokraten im Auftrag des Souveräns, auch
wenn dieser den Europawahlsonntag wie gewohnt verschlief. Doch auch mit einer
99%igen Wahlbeteiligung wären in Brüssel Beschlüsse gefasst und gesetzeskräftig
geworden, wie man am nachhaltigsten und kostenintensivsten das Kind mit dem Bade
ausschüttet. Tatsächlich kommt so was sogar in den besten Familien vor, aber
solch eine Körperschaft ist die EU völkerrechtlich nicht. Oder irgendwie doch?
Wir sind das Volk und verstehen das nicht und deshalb müssen wir uns das à la
Tegtmeyer (Jürgen von Manger) erklären lassen, die Europakiste.
Selbstverständlich rede ich
nicht von der Europäischen Union als verzankten Eltern (d.h. den jeweiligen
Politikern) und ihren verunsicherten Kindern (dem jeweiligen Wahlvolk), sondern
von einer polygamen Gemeinschaft, wie sie unter christlichen Weißen zuletzt in
Utah (USA) bestand und heute noch in Ozeanien, im animistischen Afrika, im
muslimischen Zentralasien und im buddhistischen Hochland vorkommt. In Europa
wurde Polygamie kleinstaatstragend nie praktiziert, indes ist die Einehe ein
typisches Produkt monotheistischer, speziell jüdisch-christlicher Verkündigung.
Allerdings führten die führenden Geschlechter des Abendlandes bis in die 50iger
Jahre des 20. Jahrhunderts vor, wie sich royalistische Nationen wertsteigernd
kreuzen lassen, und man/frau vermittels Vermählung auch Kriege verhindern
könnte, doch so fruchtbar die dynastische Heiratspolitik an den Höfen sich
auswirkte, so wenig fruchteten die verwandtschaftlichen Beziehungen in den
kontinentalen Krisen, ja, die persönlichen Animositäten zwischen einzelnen
Herrschern (zumeist Vettern) verstärkten die Konflikte noch, und so war alles
für die Katz, irenisch gesehen. Allein angesichts dieses Aspektes der
Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs hätten die Paten des neuropäischen
Homunkulus deutlich zögern müssen, uns bis in die Währungsunion zu treiben, denn
beim Geld hört bekanntlich die Freundschaft auf. Und in jeder stinknormalen Ehe
verflüchtigt sich der Hausfriede, wenn die erwerbstätigen Arbeitskräfte
erlahmen, bzw. glücklos scheitern und überhaupt. Die Tatsache, dass wir noch
nicht ins Elsass einmarschiert sind und die Österreicher nicht in Südtirol, kann
sich die EU ebensowenig als Verdienst anrechnen wie ein desolates Ehepaar sich
rühmen sollte, dass „zwischen uns noch nie ein böses Wort gefallen“ sei. Wer die
Selbstrühmungen zum Friedensnobelpreis vernahm und nachlas, musste
ehrlicherweise schamrot werden, vor allem deshalb, wie wenig selbstkritischer
Einspruch erhoben wurde in den eigenen Reihen, denn weder hat sich die EU als
Friedensstifterin profiliert, noch kann geleugnet werden, dass ihre völlig
verfehlte Völkerwanderungspolitik den sozialen Frieden unter den autochthonen
und assimilierten Europäern gründlich gestört und fortdauernd gefährdet hat. In
Friedrich Smetanas tschechischer Nationaloper Die verkaufte Braut
überlistet ein netter Bauernbursche einen schlitzohrigen Heiratsvermittler,
indem er seine familiale Herkunft verschleiert, was auch seine heimliche
Liebste, die besagte Braut, nicht weiß, bis alles bei böhmischen
Buttercremetorten und Bier ausklingt, sogar der behinderte Dorftrottel findet
sein Glück. Nationaloper wurde das Werk dank seines künstlerischen
Formates, dem patriotischen Genius des Komponisten und dem darauf angelegten
Libretto: Es treten fast alle Völkerschaften der späteren Tschechoslowakei auf
als Figuren und Kostüme. Für die realen Tschechen gab es ein Happy End erst, als
die Slowakei sich erneut und endgültig von Prag löste und Tschechien der EU
beitrat, die tschechische Krone aber behielt. Zufrieden sind sie nicht, die
Zeitläufte sind weder musikalisch bedeutend, noch gesellschaftlich beglückend.
Europa, ein ausverkauftes Haus. Was lehrt uns das? Ambitionierte nationale
Minderheiten bereichern das Vaterland nicht, sie bedrohen oder belasten es;
Multikulturalität funktioniert nur im Wanderzirkus. Also bleibet im Lande,
nähret Euch redlich und fürchtet die Finanzhölle. Warum, beim Donnergott,
sollten wir mit den Erfahrungen von gestern und heute nicht ganz von vorn
anfangen? Zurück auf Start 1989, auf ein europäisches Altneuland! |
Alle Statements auf einen Blick: |
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