Ziel Los Exil
Foto: Jörn Vanhöfen, Quelle: Literaturhaus Berlin
Wer im Exil war, gilt in Deutschland bis heute nicht als Opfer. Auch nicht im Gedenkstättenkonzept des Bundes. Es gibt zwar Gedenktafeln für einzelne Künstler, aber keinen großen Ort der Erinnerung an das Exil, an die schon 1933 vertriebenen Deutschen. Diese von Hitler Vertriebenen werden unter dem Begriff Exil oder Emigration verbucht. Das Wort Vertreibung gehört nur den Vertriebenen aus den ehemaligen Ostgebieten. Sie heißen »Heimatvertriebene«. Und die von Hitler Vertriebenen heißen »Emigranten«. Es ist ein sehr unterschiedliches Wortpaar: Das Wort »Heimatvertriebener« hat einen warmen Hauch, das Wort »Emigrant« hat nur sich selbst. Man könnte sagen, einem Herzwort steht ein Kopfwort gegenüber. Man muss sich doch fragen, wurden die »Emigranten« nicht aus der Heimat vertrieben?
Herta Müller
Am Mittwoch, 23. März, 20 Uhr /im Großen Saal des Literaturhauses Berlin eine Buchpremiere mit Fotoausstellung von Jörn Vanhöfen. Herta Müller liest aus dem Text »Herzwort und Kopfwort«, der aus unterschiedlichen biographischen Perspektiven das Thema Exil beleuchtet. Ausgehend von eigenen Erinnerungen kommt die Autorin auf jene Exilanten zu sprechen, denen im Nationalsozialismus die Flucht aus Entmündigung, Entmenschlichung und Repression nur mit großen Verlusten und fragwürdigen Neuanfängen gelang. Sie hat mehrfach schon darauf hingewiesen, daß es nach wie vor keinen akzeptablen Umgang mit dem Exil in Deutschland gibt. Weder gibt es einen zentralen Gedenkort noch ist das Exil systematisch erforscht.
Dieser Text findet sich neben einer genauen und einläßlichen Würdigung von Liao Yiwus Buch »Für ein Lied und hundert Lieder« in dem mit Schwarzweißbildern des Fotografen Jörn Vanhöfen ausgestatteten Buch »Herzwort und Kopfwort«, das soeben im Thomas Reche Verlag erschienen ist.
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