Bestimmt gestimmt
Der Soziologe Heinz Bude ist derzeit mit seinem Buch über die Stimmungen in unserer Gesellschaft auf vielen Kanälen in vieler Munde: Wie Stimmungen entstehen, wie sie sich verändern und wie sie die Politik entscheiden.
Wie ist die Stimmung? Nicht so gut. Von Zuversicht kann keine Rede sein. Wir fühlen uns bedroht, wollen das Erreichte sichern. Wer weiß, was die Zukunft bringt? Für Heinz Bude sind Stimmungen die Gefühle der Gesellschaft. Er analysiert, wie sie entstehen, wie sie beeinflusst werden können, aber auch, wie sie kippen können. Stimmungen entscheiden darüber, wie wir die Welt wahrnehmen, deshalb ist es Politikern so wichtig, die Stimmung der Wähler zu kennen. Heinz Bude zeigt, warum Stimmungen in der Politik oft mehr entscheiden als Argumente. Stimmungen sind vage, flüchtig und unberechenbar. Aber wer verstehen will, wie unsere Demokratie funktioniert, muss von ihrer Macht über die Menschen wissen.
„Bude nun setzt im Ton milde renitenter Herausforderung an, bis heute sei Stimmung für die meisten eher verbunden mit Feng-Shui, Farbkonzepten und postmoderner Wohlfühl-Ästhetik, um dann die Geschichte der Idee nachzuzeichnen: Stimmung bezog sich, als der Ausdruck im sechzehnten Jahrhundert aufkam, erst auf die Festlegung der Tonhöhe eines Instruments, später, im achtzehnten Jahrhundert, wanderte sie in die Philosophie als eine Tönung des Gemütszustands: Stimmung meint immer innen und außen; Stimmungen sind nicht intentional, sie überkommen einen, anders als Gefühle, auch anlasslos; ein heller Frühlingsmorgen kann einen wehmütig stimmen genauso wie die dumpfen Gitarren von Velvet Underground euphorisch.“ Mara Delius heute in der WELT.
Heinz Bude: Das Gefühl der Welt. Über die Macht von Stimmungen. Hanser Verlag 2016.
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