Glanz&Elend

Literatur und Zeitkritik

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Volk ohne Traum


Ein Statement
von Uve Schmidt

April, April!

Der Radioreporter auf Zypern sprach seinen Kurzbericht vor Ort ins Telefon einer Hafenkneipe und der lautete so: „Ja,  man ist auf Deutschland natürlich schlecht zu sprechen hier, was ich gut verstehen kann, aber ansonsten sind die Leute nett und sehr gastfreundlich.“ Aha! Ich nehme an, dass er in seiner Umgebung Männer mit Deutschkenntnissen vermutete und die Gastfreundlichkeit sich darin erwies, dass er überhaupt geduldet wurde, statt stellvertretend für die SS-Kommandeuse Merkel gelyncht zu werden, und hörbar war er wohl eine Aushilfe in diesem Job, aber ein gelernter guter Deutscher. Wahrscheinlich verhielt er sich unter den obwaltenden Umständen ganz geschickt, doch weil er weder eine differenzierte Ansicht vertrat, noch echte News zu melden hatte oder keine melden mochte, sondern bloß opportun ins Muschelhorn blies, war es wiedermal keine schonungslose Philippika (!), aber immerhin ein Lebenszeichen aus dem Hades. Man kann nicht behaupten, die Medien der westlichen Welt (auch freie Welt geheißen) würden ihre Leser, Zuhörer und Zuschauer behandeln wie das Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda bis zu dessen letzter  Amtshandlung, der Verkündung von Hitlers Tod über den Reichsrundfunk, was zwar Fakt war, aber nicht die Wahrheit hinsichtlich der Todesumstände. Neinnein, kein Vergleich, und doch muss ich dabei an die Kommentare meines Vaters (*1902) denken, wenn er aus dem VOLKSEMPÄNGER die Nazinachrichten empfing, insbesondere die Sondermeldungen von den Fronten, welche im  Erfolgsfalle frech unsere Verluste verfälschten und bis 5 nach 12 die Zuversicht auf das Wunder einer Wende beschworen unter dem Geschmetter von Goebbels Fanfaren, oder in permanenter Lebensgefährdung zufolge  unbedachter Weitergabe des bei BBC  Erlauschten, denn  darauf stand die Todesstrafe. Heute sind hierzulande sogenannte Hasspredigten verboten und rechtsextremistische Propaganda verpönt, aber die Konsumption bleibt unbenommen vorerst und natürlich kennt unser Strafrecht kein Todesurteil mehr. Lebte mein Vater noch, er würde wahrscheinlich schon aus Prinzip nicht mehr fernsehen, denn er hatte über die Wortsendungen der in West- und Ostberlin propagandistisch geschäftigen Sender sich grad noch ein geneigtes Ohr für Wettervorhersagen bewahrt, für deren Fehlprognosen es im Kalten Krieg jederzeit Schuldige und haarsträubende Begründungen gab (speziell im Kampf um die Bauernschläue der mitteldeutschen LPGs).

Um ein besonderes Verständnis für die gelackmeierten zyprischen Zocker war man bei ARD & ZDF nicht explizit bemüht, doch man hat es mit viel falscher guter Ferienlaune versucht und genau das war für mich der O-Ton der Volksverdummung angesichts einer abgefeimten Population von Strandräubern und Steuerschwindlern, was unsre Altvorderen (im Norden!) auch mal waren, aber durch Teilnahme an Völkerwanderungen, Olympiaden und Ideenwettbewerben niemals darauf verfallen wären, eine ziemlich alleinstehende Frau im Klimakterium auf den politischen Scheiterhaufen zu schicken, oder wo sind alle Eure schändlichen Papiermonster mit den Hakenkreuzapplikationen gelandet, unedle Griechen?! Europa hat eine lange Tradition der imperialen Großraumexperimente, woran die Römer den allergrößten ergo ruhmreichsten Anteil haben als Militärs, Kultivatoren und Administratoren. Napoleon und Hitler scheiterten in Russland, final als Unterlegene militärisch überlegener Alliierter und, grob gesagt, infolge Größenwahns. In Frankreich gibt es keinerlei gesetzliche Einschränkungen, Napoleon als Imperator und Modernisierer Europas zu feiern, womit ich nicht das wissenschaftliche, museale  und künstlerische Forschen  und Vergolden meine, sondern vor allem das auch kommerziell weitreichende Feld der Trivialkultur. Undank Adolf Hitlers sind die Deutschen bei den meisten Europäern in Verschiss, zumindest dann, wenn man keine logischen oder sonstwie qualifizierten Anschuldigungen zuwege bringt, denn das ist unsere Crux in diesem Kontinentaldrama: Das größte und potenteste Mitglied der Union hat das mit Abstand übelste Führungszeugnis der neueren Geschichte, wobei noch viele  ungesühnte im WK II begangene Untaten anhängig sind als Beschuldigungen oder offene Verfahren. Wir haben das Unternehmen Europa als Chance zur Rehabilitierung und Bewährung begriffen und die einstigen Feinde recte Opfer verstanden unsere Zugehörigkeit als eine Art wirksamen Hausarrest in der Gemeinschaft. Und von Anfang an war klar, dass man uns materiell  nicht nur stärker hernehmen würde, weil wir die wirtschaftlich Stärksten sind, sondern auch weil wir weitgehend geständig waren, moralisch und zivilisatorisch, nicht unbedingt juristisch und politisch, aber das ist nicht des reuigen Sünders Bürde. Ein solcher kann kein Staat, keine komplette Nation sein, doch man kann es sie fühlen lassen und natürlich gibt es so etwas wie Völkermobbing. Das wissen wir, als hätten wir’s erfunden…

Damenhaft gesagt sind es die Schatten der Vergangenheit, aus denen die Europa-Gründer und Anwärter heraustreten wollten mit gesenkten Waffen und Köpfen, denn niemand ist ohne Schuld. In der EU gibt es etliche Länder, die seit Urzeiten keinen Angriffskrieg mehr geführt haben, etliche kämpften vorwiegend außerhalb Europas als Kolonialisten und Seefahrer, viele kämpften als Vasallen, Legionäre, Gepresste, Hiwis. Das heißt: Nicht jeder hat schon mal gegen jeden gekämpft, viele haben gemeinsam gefochten, die meisten sind sich niemals kriegerisch  begegnet. Das scheint eine gute Voraussetzung, weil die Artigen dann auf die Rowdys einwirken können, die Braven auf die Bösen, doch wie ich sagte: Niemand ist ohne Schuld. Viele Völker haben sich am eignen Volk versündigt, nicht nur an ethnischen Minderheiten und Andersgläubigen, sondern auch aus archaischem Aberglauben und regionalen, bzw. lokalen Urfehden, im Arbeitskampf, in bewaffneten Familienzwisten und Ständekriegen, es herrschten religiöse Eiferer mit Blutgerichten und Folter, manche Landesherren regierten über lange Zeitläufte nur mit Terror. Widerspenstige Volksgruppen wurden einfach dem Hunger preisgegeben, bei Zwangstaufen ersäuft, massenhaft abgeschlachtet, gepfählt, verbrannt, lebendig begraben. Unsere Kulturgeschichte war stets auch eine Kriminalgeschichte. Die Mythen und Sagen der Völker der Welt wetteifern förmlich um die Krone der kränksten Phantasie, und wenn die deutsche Heldenjugend sich einst am Nibelungenlied erbaute (eine Orgie der Gier, Gewalt & Gefolgschaftstreue unter Verwandten), bedienten sich die mitteleuropäischen, humanistisch gebildeten Seelenärzte der antiken griechischen Götterszene zur Deutung und Benennung der von ihnen studierten realen menschlichen Passionen und Entartungen. Wieso gibt es bei der EZB  keine Freudianer, die schon früh hätten erkennen können, wie die göttergleichen Hellenen ticken?! Letztlich bleibt den Bankensprechern immer und überall ein nett gemeintes: „April, April!“ Den Vorsatz, ganze Volkswirtschaften willentlich zu ruinieren, darf man ihnen nicht mal unterstellen; sie machen es einfach, bis der Orca die Haie frisst…
 

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Abendlanddämmerung

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Abendlanddämmerung klingt nach Titelschutzobjekt, ist aber keines, sondern die Alte Welt im Spätlicht ihrer Zivilisationsgeschichte, wahrgenommen von der Warte eines Kulturpessimisten. In der Tat verhelfen auch optimale Observationstechniken nur zu Bildern, welche richtiggedeutet werden ollen, im Zweifelsfalle zugunsten der jeweiligen Feindbildvorlage. Allerdings bedarf es keiner Satellitenfotos, um die Mondsichel über Kölln und Kreuzberg zu erkennen, das Kraushaar im europäischen Milchsee und den großen Graben zwischen Schlesien und Schwaben, Alt (Franz) und Jung (Claudia), Pontefix und Cybersex, zwischen Ideal und Kapital: Um die Eingeweide unserer hirnrissigen Gesellschaft auszuleuchten, langt die photopoetische Sonde des Uve Schmidt.

 


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