Glanz&Elend

Literatur und Zeitkritik

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Volk ohne Traum


Ein Statement
von Uve Schmidt

Urbi et orbi

Was schert uns Krieg & Kriegsgeschrei,
wenn weit hinter der Türkei
die Völker aufeinanderschlagen,
solange wir es hier ertragen?!
                              
Variante zu Goethes
                               Osterspaziergang (Faust I)

Für meine Großeltern fanden die später so genannten Stellvertreterkriege in Korea und Indochina, die Israelisch – Arabischen Kriege und alle postkolonialen Kämpfe in Afrika „weit hinter der Türkei“ statt, das hieß jenseits unserer Interessen und Verpflichtungen. Diese Einstellung war politisch töricht, aber strategisch kerngesund, denn wenn ich etwas hasse, dann ist es Omnipräsenz, der Drang des Überalldabeiseinmüssens, dem zwar erst seit der globalen Vernetzung weitestgehend genügt werden kann, dessen soziale Bandbreite dadurch aber sträflichst überdehnt wird. Genau so, wie ein Spagat zwischen Paris und Timbuktu außenpolitisch natürlich ist und deshalb militärisch zunächst funktioniert, wäre das zwischen Berlin und der malischen Hauptstadt unlogisch und darum schicken wir erstmal  Khakiklamotten rüber und ein bisschen Personal, Feldschneidermeister vermutlich und Stiefelknechte…

Als die DDR noch existierte und aller 14 Tage ein neuer Staat sich bei der UNO akkreditieren ließ, waren wir – die BRD – ganz narrisch drauf, den neuen Staatsgebilden alsbald Diplomatische Beziehungen plus Entwicklungshilfe anzubieten, um die „ Soffjetzone“ (Adenauer) auszustechen. Heute wollen wir unbedingt in den Sicherheitsrat, was m. E. nur ratsam wäre, wenn wir dadurch nicht vorrangig den USA und ihrer Mandantschaft nützten. Ansonsten tanzen wir auf beinahe allen Hochzeiten, was uns zumeist mehr kostet, als es sich rentiert, und selbstverständlich zahlen wir überall und jederzeit auch Schmiergelder, was früher nicht zu unseren kaufmännischen Usancen gehörte und eher unserer Sparsamkeit als der Ehrbarkeit anzurechnen war. Dies alles geschah und geschieht vorsorglich und nachhaltig, was in der nationalökonomischen Eichhörnchenperspektive die Anlage mehrerer Ausweichquartiere und vieler weitverstreuter Vorratskammern bedeutet, deren Vernachlässigung und Verlorenheit nicht nur den Hörnchenhirnen geschuldet ist, sondern ebenso dem Spieltrieb, der Sprunghaftigkeit und der infolgedessen immer öfter sich offenbarenden  systemimmanenten Übertriebenheit bei gleichzeitigem Kontrollverlust allenthalben.

Das Willy-Brandt-Flughafen-Desaster steht dafür ebenso exemplarisch wie die Verteidigung unserer Freiheit am Hindukusch notorisch, denn niemand hätte uns dazu zwingen können außer unserer Eitelkeit, die Lieblingseuropäer der afghanischen Könige gewesen zu sein, denen zuliebe wir die paschtunische Polizei ausbildeten und bis in die 80’er Jahre die Kinder der „westlichen“ Oberschicht an einer Deutschen Schule. Natürlich haben während der Intervention der UdSSR auch ostdeutsche Emissäre und Experten mitgewirkt, aber keine NVA-Soldaten, was wahrscheinlich an den Russen lag, die ihre mitteleuropäischen Waffenbrüder lieber als Haushüter und Flurwächter daheim wünschten, als in dem seit Zarenzeiten südlichsten Hinterhof Moskaus. Für die USA sind okkupierte Staaten allemal Neue Welten, auch wenn viele GI’s entwurzelte Landeskinder jener Regionen sind, in denen sie als Liberatoren landen; für die bewaffneten europäischen Abgeordneten der NATO ist es ein Abstecher in einstige Kolonien oder in Orte und Landstriche, wo man sich einst engagiert hatte, mehr oder weniger glücklos. Geht man davon aus, was Deutsche seit ihren ersten Fernfahrten zu Afrikas Küsten oder im Auftrage fremder Monarchen in Eurasien als geopolitische Pioniere, als Kolonisten in beiden Amerika und als Kaufherren weltweit an Entdeckungen gemacht  und an Erfahrungen gesammelt haben, können wir nicht das selbe Interesse haben wie Finnen, Balten, Slawen und Irländer, wenn sie ihre Blauhelme stolz in die TV-Kameras heben. Haben wir aber! Und sobald auf Tikki-Tukka-Land wiedermal der Vulkan ausbricht, muss die Freiwillige Feuerwehrreserve Heddernheim als erste vor Ort sein. So, wie die Weltlage sich derzeit darstellt, sollten wir nicht mal mehr Hilfsgüter verteilen, weil sie jederzeit in falsche oder feindliche Hände gelangen könnten; nur Bargeld, Waffen und Visa scheinen gegen Zweckentfremdung und Missbrauch gefeit und werden deshalb selbstverständlich auch ganz unbürokratisch entgegengenommen.

Ja, merkt man denn im Westen nicht, dass die alten systemkonformen Stände in der islamischen Welt und deren neue moderate Mittelschicht sehr genau wissen, woran sie sind: Dass ihre einstürzenden Hängenden Gärten von den christlichen Großmächten nicht mehr aufgefangen werden, schon gar nicht von den Russen, die überhaupt nichts zu verschenken haben außer ausgemusterten Weltraumstationen? Und weil wir aus einschlägigen Erfahrungen schlau geworden sind, kann hier auch kein getürkter arabischer Kernspalter Karriere machen. Ich bin jedoch überzeugt, dass der stern (die so nicht benannte Hamburger Illustrierte) keine Kosten und Mühen scheuen wird, um dabei zu sein, wenn ein geheimes deutsches Archäologisches Expeditionskorps nach Oberägypten aufbricht, um als Reisegesellschaft getarnt nach der Bundeslade zu suchen, in welcher der Exodus - Papyrus vermutet wird, die pharaonisch gesiegelten Ausreisepapiere der Israeliten und das Plazet für ihre Niederlassung im Gelobten Land. Leider gibt es auch kein politisches Testament Mohammeds, darin er die Rechtgläubigen verpflichtet, ihre jüdischen Halbgeschwister zu lieben, zu ehren und in Ruhe zu lassen; man muss davon ausgehen, dass deshalb kein nichtjüdischer Semit eine solche Weisung befolgte, wenngleich ihm menschliches Wohlverhalten nicht fremd sein dürfte. Die Atommacht Israel in strategisch gesicherten Grenzen, das wär’s! Für die Juden, nicht für die arabisch-muselmanische Bevölkerung des einstigen Palästina, von der nicht wenige Muslime sind, ohne Araber zu sein, oder Araber sind, aber keine Muslime. Schon der maronitisch – drusisch dominierte Libanon konnte mit seiner wachsenden schiitischen Einwohnerschaft nicht glücklich werden, die Schiiten nicht mit den Andersgläubigen. An eine Schweiz des Nahen Ostens war auf Dauer nur im Traum zu denken, und ebensowenig an ein internationalisiertes Jerusalem unter Selbstverwaltung der drei Abrahamitischen Religionen, wie es seit 1918 auch im Völkerbund disputiert wurde. Zahlen für Zypern, Sterben für Nazareth? Schuld sind nur die Engländer, wenn man in Nordirland nachfragt…

Nein, mit den Schweizen (s.o.) diesseits von Basel ist es so eine Sache, die im Auge des Beschauers liegt: Landschaften, Städte, Dörfer – schon diese Vergleiche stimmen nie, aber sie vermitteln gewisse Inhalte, Idyllik nämlich und Frieden, den zumal die Deutschen auch in den helvetischen Gemeindesälen, Schulhäusern und Kirchlein vermuten als eingefleischten Volksgeist, als nationalen Odem, und das Ganze 4-sprachig mit erheblichem Fett- & Kakaogehalt. Erfolgsbeweise sind das Rote Kreuz, der Bernhardiner und die Tatsache, dass trotz der Karabiner in jedem privaten Spind die Eidgenossen weder in Liechtenstein eingefallen sind, noch seinerzeit in Afrika. Deshalb sollten wir uns zusammentun, desgleichen mit Österreich und den Südtirolern und ein Konsortium gründen (ALPENGLÜHEN), welches die kleinen Himalaja-Staaten managt, um sowohl sanften Tourismus wie naturschutzgerechte Bergsteigerei durchzusetzen, bevor die Inder und Chinesen dort Steuer–Oasen mit Luxuspisten etablieren. Eh der Thron der Götter, ließe sich gleichsam einleuchtend ein Rat der Weltweisen ansiedeln, mitnichten als UNESCO-Außenstelle, sondern als unabhängiges personifiziertes Weltgewissen, streng geheim natürlich. Die Gefahr, dass zu diesem Behufe es notwendig würde, ein solches Gremium in dünner Luft zu isolieren und es damit zu hindern, Frieden zu stiften, bestünde zwar, überraschte uns aber nicht unvorbereitet: Wir sind im Besitz der Originalbaupläne der Alpenfestung Adlerhorst und selbstverständlich haben wir auch eine Geheimwaffe, um den ewigen Frieden durchzusetzen. Bevor  Berlin unter fliegenden Teppichen erstickt, sind wir Weltfriedensführer!
 

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Volk ohne Traum
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Abendlanddämmerung

Gedichte mit
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Abendlanddämmerung klingt nach Titelschutzobjekt, ist aber keines, sondern die Alte Welt im Spätlicht ihrer Zivilisationsgeschichte, wahrgenommen von der Warte eines Kulturpessimisten. In der Tat verhelfen auch optimale Observationstechniken nur zu Bildern, welche richtiggedeutet werden ollen, im Zweifelsfalle zugunsten der jeweiligen Feindbildvorlage. Allerdings bedarf es keiner Satellitenfotos, um die Mondsichel über Kölln und Kreuzberg zu erkennen, das Kraushaar im europäischen Milchsee und den großen Graben zwischen Schlesien und Schwaben, Alt (Franz) und Jung (Claudia), Pontefix und Cybersex, zwischen Ideal und Kapital: Um die Eingeweide unserer hirnrissigen Gesellschaft auszuleuchten, langt die photopoetische Sonde des Uve Schmidt.

 


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