Rupprecht Mayer
Am Fluss
Ich wohne jetzt an einem Fluss. Er ist kalt und reißend,
denn er kommt direkt aus dem Gebirge. So setze ich vorsichtig einen Fuß vor
den anderen, gehe ich an ihm spazieren. Die Freunde, denen ich schrieb
"ich wohne jetzt an einem Fluss" sehen mich leichtfüßig zwischen den
Ufern hin- und hertänzeln, aber das tun selbst die ganz jungen und kräftigen
Flussanwohner nicht, denn dazu ist der Fluss zu breit. Wüssten die Freunde,
wie kalt und reißend der Fluss ist, sie hätten Angst
um mich.
(30. 12.
2004) |
John Laughland
USA und Großbritannien manipulieren
Wahl in Ukranine
In der West-Ukraine hat ein Mann seinen größten Rückhalt, der von den USA
hartnäckig
unterstützt wird. Sein Name: Viktor Justschenko. Amerika will
den Ex-Premier als ukrainischen Präsidenten
sehen.
(27.
12.
2004) |
Hans
Durrer
Kuba und die Axis of Evil
In seinem 1965 auf Englisch erschienenen Werk 'Propaganda: The Formation
of Men’s Attitudes’ weist Jacques Ellul darauf hin, dass Intellektuelle
in ganz besonderem Maße für Propaganda anfällig seien.
Hier zwei Beispiele.
(22. 11. 2004) |
Christian H. Sötemann
Gejammer
Das ewige Gejammer, oft als so störend abgekanzelt, beeindruckte mich gerade
ob seiner Ewigkeit. Da suchen wir auch in unserem dann doch notwendig
endlichen Leben nach Ewigkeit, und dann wird dieser formidable Greiner,
Maunzer, Klager, Jammerer achtlos fortgeschickt - ohne daß wir auch nur im
Entferntesten in Betracht zögen, wieviele Generationen der schon
vollgejammert haben mag. Hier muß anders verfahren werden; der Jammerer muß
erforscht werden. Folgender qualitativer Fragenkatalog könnte dienlich sein.
(20. 11. 2004) |
Uri
Avnery
Die Bedeutung, 'irrelevant' zu sein
"Meine Hand ist die einzige Hand, die ein Friedensabkommen mit Israel
unterzeichnen kann," sagte Arafat einmal. Da dies so ist, gibt es für Arafat
keinen Ersatz: er ist der einzige palästinensische Führer mit der
moralischen Autorität, die nicht nur nötig wäre, um einen Friedensvertrag
mit Israel zu unterzeichnen, sondern – was noch wichtiger ist – um sein Volk
von der Richtigkeit desselben zu überzeugen.
(09. 11. 2004) |
Peter
Hodina
Offener Brief an Peter Sichrovsky
Sehr geehrter Herr Sichrovsky, vor nicht ganz einer Woche habe ich an Sie
einen Brief geschrieben, der leider etwas ausgeufert ist. Das Wort "Brief"
kommt ja bekanntlich von lateinisch "brevis" = "kurz", und lange Briefe
könnten durchaus als Zumutung empfunden werden. Angeregt worden war dieser
lange Brief durch die Lektüre Ihres vor Jahren erschienenen Buches
'Seelentraining', das mir, wie Sie sehen werden, außerordentlich gut
gefallen hat.
(08. 11. 2004) |
Vasile
V. Poenaru
Ein Österreicher in Toronto
Die Österreicher haben Kanada erobert, die Kanadier haben Österreich
erobert. Kulturelle Interferenzen liegen überall auf der Strecke.
Hunderttausende Kanadier machen jedes Jahr die Reise aus dem Land der Seen
in das Land der Dome mit. Sie finden Gefallen daran, dass die Austrians so
gesund essen und so gerne bergsteigen. Sie finden Gefallen daran, dass sich
die Hofburg Wien so gefügig in digitaler Form verpacken und mitnehmen lässt.
Es freut sie, dass man sich freut.
(27. 10. 2004) |
Reinhard Winkler
Orange
"Die Orange
ist eine Vitamin-C-Quelle. Die Karotte enthält Vitamin D. Bomberpiloten aßen
sie, bevor sie Einsätze flogen. Orange ist zu leuchtend, um elegant zu sein.
Es färbt helle Teints blau, bleicht diejenigen, die einen Anflug von Orange
haben, und verleiht denen mit gelbem Schimmer einen Hauch grün." Jarman,
Chevreul. (25. 10. 2004) |
Carmen
Caputo
Großstadt bei Nacht
Der Lärm hängt als Eis / Zapfen von
den Rinnen / in den Straßen des Tals / das zum Hafen hinführt / in
glänzender Bläue / treibt eine Flasche / Post ins Meer / das letzte Boot
schifft sich ein / dort wo das Becken zeltet.
(22. 10. 2004) |
Richard Gott
Venezuela: Der Sieg Hugo Chávez'
Sehr zum Ärger der venezolanischen Oppositionsgruppen und zur Überraschung
jener ausländischen Beobachter, die sich in Caracas versammelt haben, hat
sich Präsident Chávez am 15. August einen unglaublichen Sieg gesichert - in
dem Referendum das ihn stürzen sollte.
(01. 10. 2004) |
Reinhard Winkler
Das Ichichich
Mein Ich interessiert mich. Mehr oder weniger brennend. So brennend, wie es
mir die ärztlich verordnete Reduktion meines Kopfes auf seine elementarsten
Reflexe erlaubt. Der beste Therapeut ist man sich bekanntlich selbst.
Einbildungen wurden ausgetrieben. Die Gefühle sind noch immer da, daran hat
sich nichts geändert.
(29. 09. 2004) |
Angelika Reitzer
Die Frau die du kennst
Die Scheibe ist kaputt, sah ich, nachdem ich meine schwere Tasche vier
Etagen hoch geschleppt hatte, der Blick über die Dächer beeindruckend, nur
die Tür lässt sich nicht abschlieszen und dieses Salle de Bains ist ein
Loch, unter freiem Himmel beinahe. Durch das kaputte Fenster weht kühle Luft
herein, kein warmer Hauch vom Mittelmeer dringt durch dieses kleine Loch,
nur die kühle, die so mitteleuropäische Winterluft. Ich will die
Fensterläden nicht zumachen, weil ich dann nur mehr in diesem Zimmer wäre
mit seinen Geräuschen aus dem Treppenhaus, das mir nicht mehr geheuer ist.
(27. 09. 2004) |
Raymond Zoller
Vom rechten und unrechten Schreiben
Nun soll sie also wieder rückgängig gemacht werden, die vielbeschworene
Rechtschreibereform; wirr und chaotisch soll sie enden, wie sie begonnen,
das geschaffene Chaos weiter vergrößernd.
(26. 09. 2004) |
Bernhard Flieher
Keiner geht voran! Rock, was nun?
Weil die Menschen von den Bulldozern der Unterhaltungsindustrie jeder
Individualität beraubt werden, hat es die Rockmusk schwer. Sie braucht
nämlich Helden, die lautstark gegen alle Regeln verstoßen. Das ist im Moment
allerdings eher unpopulär.
(23. 08. 2004) |
Peter
Hodina
Auflösungen: Ein Journal
Eine Frau geht putzen, damit die Tochter sich Markenklamotten kaufen kann,
um in ihrer Schule nicht zur Außenseiterin gemacht zu werden. Daran zeigt
sich das ganze Elend dieser Gesellschaft. Wie sie sich darbringen. Wie sie
sich fürchten. Wie sie sich anpassen.
(22. 08. 2004) |
Bernd
Ehlert
Die Globalisierung - eine neue
Barbarei?
Das globale Wirtschaften des Stärkeren bringt bei uns
Langzeitarbeitslosigkeit und Verarmung hervor und führt in den
Entwicklungsländern zusätzlich zur Zerstörung der lokalen Märkte, aber auch
der traditionellen kulturellen und religiösen Werte durch die Werbung für
exzessiven Konsum und Luxus (als Lebenssinn), von denen die allermeisten
Menschen dort jedoch nur die Nachteile erfahren.
(20. 08. 2004) |
Raimond Zoller
Briefe aus Tbilissi
Nachfolgendes ist weder Literatur noch sonst irgendwas G’scheites. Ganz
einfach: Auszüge aus ein paar im letzten Julidrittel geschriebenen Briefen,
die von allgemeinem Interesse scheinen. Mehr oder weniger im Rohzustand,
fast unbearbeitet; nur ein paar Namen wurden unkenntlich gemacht und drei
Fußnoten eingefügt. Eben: vielleicht noch interessant.
(19. 08. 2004) |
Lee
Sustar
Wal-Mart bläst der Wind ins Gesicht
Mit einem jährlichem Umsatz von 256 Milliarden Dollar und täglich 20
Millionen Kunden ist Wal-Mart der größte Einzelhändler der Welt. Die
Handelskette ist bekannt für ihre Billigangebote, andererseits kommt
Wal-Mart immer mehr wegen seiner Arbeitspraktiken und schlechten
Sozialleistungen unter Beschuss.
(30. 07. 2004) |
Stefan
T. Pinternagel
Ein neuer Vati
Sascha ist eine europäische Kreuzung: Akkurat wie ein Engländer, ein Gourmet
wie ein Franzose, feurig wie ein Spanier, anspruchslos wie ein Portugiese,
warmherzig wie eine italienische Mama und treu bis zum letzten Blutstropfen
– wie ein deutscher Landser. Und er ist sensibel kann ich dir sagen. Du
glaubst gar nicht wie er mit den Kindern umgeht. Er lässt sogar meine Schuhe
in Ruhe.
(28. 07. 2004) |
Raymond Zoller
Persönlichkeitsentfaltung und
Anonymität
Die grenzenlosen Weiten des Internet bieten unter anderem auch grenzenlose
Möglichkeiten, sich unter Wahrung völliger Anonymität in verschiedenster
Weise bemerkbar zu machen. Diese Möglichkeiten werden sehr ausschweifend
genutzt; und nicht wenige sind der Ansicht, daß eben die Anonymität einen
optimalen Freiraum zur Persönlichkeitsentfaltung bietet.
(25. 07. 2004) |
Raimond Zoller
Die Nashornfrage
Gibt es Nashörner im Tal der Füchse; oder gibt es keine? Kaum ein Problem,
zu dessen Lösung so viel Geisteskraft aufgewendet worden wäre. Und doch:
Nach wie vor tappen wir im Dunkeln.
(13. 07. 2004) |
Stefan T. Pinternagel
Lyrik (Teil 4)
Was hatte er doch für ein schönes Leben gehabt, / würde er denken, wenn es
einmal soweit war: / Er drückte auf einen Schalter / und hatte Licht. / Er
drehte am Knopf / und es wurde warm. / Er hatte nie wirklich Durst, / konnte
sogar im Wasser baden.
(10. 07. 2004) |
Vasile
V. Poenaru
Mob Flash: Zeitgeist zum Mitnehmen
Die erste Veranstaltung dieser Art fand offensichtlich im Mai 2003 in
Manhattan statt. Auf einmal tauchen zum Beispiel hundert Leute (die Flash
Mob) in einem Laden, in einer Mall, in einer Gemeinschaft auf und tun
etwas Verrücktes. Mob Flash wird das Ereignis genannt. Oder sie tun
etwas Normales. Wenn sie es alle zugleich tun, erscheint es verrückt. Ein
paar Minuten später sind sie weg.
(08. 07. 2004) |
Stefan T. Pinternagel
Der Sitzenbleiber
Vor ihm parkt ein roter Passat aus dem Tietze aussteigt und näher kommt.
Heinz hebt seine Alibizeitung ein Stückchen höher, gibt sich vertieft. Kaum
ist Kollege Tietze am Wagen vorbei, lässt Heinz das Tagblatt wieder sinken
und atmet erleichtert aus. Tietze hat er noch nie leiden können, der immer
mit seiner ungemütlichen Art. Alles schnell schnell. Alles sofort.
Stechender Blick und spitze Finger.
(28. 06. 2004) |
Carmen Caputo
Feierabend
Schatten von S-Bahndrähten / rundum / getrockneter Asphalt / von Tagessonne
getilgt / Auge in Auge / im Oel gestanden / Hallenluft / die Ohnmacht war /
hab ich in Gedanken / die Sonne gepflückt / im fruchtbestickten Garten /
Süße geschmeckt / herbeigesehnt / den Treppentrichter / hinter dem ich
verschwinde / wie jedes Mal.
(26. 06. 2004) |
Noam
Chomsky
Den Kampf weiterführen
In Anerkennung seiner "kritischen Analysen der
Weltordnung unter besonderer Berücksichtigung der Medien" wurde dem
US-amerikanischen Sprachwissenschaftler, Medienkritiker und Philosophen Noam
Chomsky im Mai der Carl-von-Ossietzky-Preis für Zeitgeschichte und Politik
der Stadt Oldenburg verliehen. Im Folgenden finden Sie die ungekürzte
Erwiderung Noam Chomskys auf die von Michael Schiffmann gehaltene Laudatio.
(15. 06. 2004) |
Heinz Pusitz
Fisch / Bär
Durch Regentropfen gewahrte er an einer Hausecke, eingelassen im oberen
Drittel, einen Bären, der einen Fisch fraß, gehalten in der Farbe des
Hauses. Die eigene Vergangenheit war ihm fremd geworden, warum sollte jemand
einen fischfressenden Bären als Hausskulptur integrieren?.
(14. 06. 2004) |
Vasile
V. Poenaru
Transcarpathica
In dem von der Gesellschaft der Germanisten Rumäniens (GGR) und dem
Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) neulich ins Leben gerufenen
rumänischen Jahrbuch für Germanistik geht es fast vierhundert Seiten kreuz
und quer durch die karpatische und transkarpatische Kulturlandschaft.
(13. 06. 2004) |
Christian H. Sötemann
Indifferenz
An der Säule geruckelt, die bewegte sich nicht, weitergegangen. Den Himmel
angeschrieen, der reagierte nicht, weitergegangen. Auf die Erde getreten,
die kam nicht ins Wanken, weitergegangen. Gegen den nächsten Baum gepustet,
der schwankte nicht, weitergegangen. Die Türklinke böse angesehen, die
errötete nicht, weitergegangen.
(11. 06. 2004) |
Bernhard Flieher
Tödliches Ende aller Alternativen
Zehn Jahre nach dem Selbstmord
von Kurt Cobain existiert jene Alternative im Musikgeschäft nicht mehr, die
Cobains Band Nirvana zeitlos bedeutend machte. Die Nische, in der Nirvana
gediehen, ist längst eine gewinnbringend gefüllte Marktlücke.
(01. 06. 2004) |
Robert
Fisk
Die 'guten Jungs' können kein Unrecht
begehen
Warum wundern wir uns eigentlich über ihren
Rassismus, ihre Brutalität, ihre schiere Härte gegen Araber? Die
amerikanischen Soldaten im alten Saddam-Gefängnis Abu Ghraib, die jungen
britischen Squaddies* in Basra stammen, wie so viele Soldaten, aus Städten
und Kleinstädten, in denen der Rassenhass nistet. Sie kommen aus Tennessee
und Lancashire.
(28. 05. 2004) |
Reinhard Winkler
Über das Sehen
(19. 05. 2004) |
Veronika Bennholdt-Thomsen
Wieso verteidigen die Bauern nicht ihr
Eigenes?
Es GIBT auf dem Land etwas zu
verteidigen! "Und im Gegensatz zur verbreiteten Sicht, sowohl in der
Wissenschaft wie im ländlichen Denken, bäuerlich-handwerkliche Elemente als
noch existierend, aber dem Untergang geweiht, zu betrachten, glaube ich
an die dynamische Kraft derselben!
(12. 05. 2004) |
Kristina Werndl
Wie werde ich Tutor/in?
Die Praxis der Stellenvergabe für
Studienassistenzen und Tutorien ist änderungsbedürftig. Denkbar wäre ein
Modell, wie es etwa an der Freien Universität Berlin praktiziert wird. Dort
werden Tutorien am Semesterende für das kommende Semester ausgeschrieben,
und die Kandidaten/innen haben sich dann gut vorbereitet einem Hearing zu
stellen.
(10. 05. 2004) |
Christian H. Sötemann
Nachgedanken einer Spiegelprobe
Ich hielt mir einen kleinen Taschenspiegel vor die Nase. Er beschlug. Das
bedeutete, daß ich atmete, und ich war beruhigt. Selbst wenn meine Nase mir
nicht wirklich gefiel, so taugte sie doch immerhin zum Atmen. Das war auch
wichtig. Besser wäre noch gewesen, wenn sie zum Atmen getaugt und mir dazu
noch gut gefallen hätte. Aber ich sah ein, diese Nase war Realität. Dann
setzte ich mich auf eine Terrasse und kam ins Nachdenken.
(08. 05. 2004) |
Hermann Maier
Wiederbegegnungen: Bosnien
Der große jugoslawische Krieg war bereits vor
Jahren für beendet erklärt worden und andere Schau-Plätze hatten die
Journalisten und Blauhelme inzwischen massenweise vom Balkan weggelockt, als
ich mich dazu entschloss, mit dem Fahrrad die ehemaligen Kriegsgebiete in
Bosnien und Kroatien zu bereisen.
(27. 04. 2004) |
Uri
Avnery
Sharons Haut und Bushs Flecken
Ohne Rücksicht auf die Palästinenser will Sharon die Grenzen Israels so weit
als möglich gegen den Jordan vorschieben. Unterstützung erhält er dabei vom
US-Präsidenten Bush. Mit gutem Grund, denn will er wiedergewählt werden,
benötigt er die jüdischen Stimmen und die der evangelikalen Christen, die in
der Mehrzahl mit der israelischen Rechten sympathisieren.
(25. 04. 2004) |
Peter Hodina
Gegenprägungen
Mein Leben ist vollkommen leer, ich lebe wochenlang, ohne mit jemandem ein
Gespräch zu führen, ich schleppe einige Bücher in meine Höhle, ich schwitze
jahreszeitgemäß, von unten dringt grobianischer Lärm herauf, ich schreibe
Sprüche, die auf Hauswänden stehen, ab. Ich lese eine Zeitungs-Schlagzeile,
die sich auf einen Jagdunfall bezieht: "Koch verwechselt Freund mit
Wildschwein - tot!"
(23. 04. 2004) |
Reinhard Winkler
Über den Anbruch gesegneter
Jahrhunderte
Müßte nicht die Menschheit angesichts all dieser Maschinen und technischen
Künste, welche ihr gestatten, sich leicht zu ernähren, den Eindruck haben,
sich am Morgen eines langen, reichen Tages zu befinden, die rosige
Morgenröte und den frischen Wind verspüren, die den Anbruch gesegneter
Jahrhunderte anzeigen? (16. 04. 2004) |
Kristina Werndl
Der Sendeauftrag der EU - Eine Anregung
In der öffentlichen Diskussion dominieren die herrschenden Missstände in der
EU. Es gilt aber auch die andere Seite der Medaille aufzudecken.
(13. 04. 2004) |
Carmen Caputo
Lyrik (Auswahl)
Eine geschlossene Nähe / Stadt / von Nachtlicht gefaltet / Dämmerung / von
Schatten zerschnitten. / Rückkehr der Sommervögel / Fußspuren streunender
Hunde / geheul in Gassen / Hinterhofmüll streitender Zänker.
(11. 03. 2004) |
Benedikt Hotze
Moderne wieder besucht
Wer als pubertierender Jung-Achtundsechziger seine Erzeuger mit dem
Abspielen von Tonträgern ernsthaft ärgern wollte, hat damals nicht Bob
Dylan, nicht die Rolling Stones, nicht mal The Who
aufgelegt. Sondern: Deep Purple.
(31. 03. 2004) |
Amira
Hass
Worte versagen
Dies ist ein Versagenseingeständnis. Das
geschriebene Wort versagt, wo es darum geht, israelischen Lesern den wahren
Horror der Besatzung im Gazastreifen begreiflich zu machen.
(29. 03. 2004) |
Heinz Pusitz
Sonnenaufgang
Die gruppe reiter erhöhte sich stetig und war gegen fünf ganz im
sonnenaufgang sichtbar. Müde hielten sich sich im sattel, die pferde waren
in ein interesseloses gehen verfallen, links eine blockhütte aus der zeit
der eroberung, seit jahrzehnten unbenutzt. Die geier kreisten und nahmen
sich stück für stück vom bild und verschluckten es gierig.
(28. 03. 2004) |
Veronika Bennholdt-Thomsen
Frauen und Kleinbauern ernähren die
Welt
Im Entwicklungsdiskurs gelten Kleinstrukturen als rückständig und
provinziell. Dabei wird übersehen, dass bäuerliche und handwerkliche
Kleinbetriebe ganz wesentliche Stützen der biologischen Vielfalt, der
Ernährungssicherheit und des gemeinschaftlichen Wertgefühls sind.
(23. 03. 2004) |
Christa Wieland
Big Band Sound - so gar nicht ranzig
Bis Anfang April 2004 tourt
die Lungau Big Band, begleitet von der jungen Sängerin Simone Kopmajer,
durch Österreich. Und wieder einmal zeigt sie, dass der Bigbandsound kein
Ablaufdatum kennt. (20. 03. 2004) |
Vasile
V. Poenaru
Die sterbenden Europäer
Der Salzburger Kulturpublizist Karl-Markus Gauß ist ein alter
Kämpfer gegen Verblödung, Ignoranz und Vorurteile. Anhand seiner
sprachgewaltigen Feldzüge geht Gauß bis auf den Grund der Dinge.
(17. 03. 2004) |
Reinhard Winkler
Kinder
"Ein Zukunftsgedanke des Heranwachsenden war es, später mit einem Kind zu
leben. Dazu gehörte die Vorstellung von einer wortlosen
Gemeinschaftlichkeit, von kurzen Blickwechseln, einem Sich-dazu-Hocken,
einem unregelmäßigen Scheitel im Haar, von Nähe und Weite in glücklicher
Einheit." (16. 03. 2004) |
Rupprecht Mayer
Unterwegs in die Stadt
Ich bin unterwegs in die Stadt und werde dort dreißig Personen kennenlernen.
Im Lauf der Zeit natürlich noch mehr, auf eine jener flüchtigen Arten, derer
es viele gibt, aber mit den Dreißig werde ich im selben Haus
zusammenarbeiten. Ich werde also täglich mit ihnen sprechen, wozu ich mir
ihre Familiennamen merken muß, später noch den ein oder anderen Vornamen.
(15. 03. 2004) |
Bernhard Flieher
Hier kommt Moore: Heimspiel in Old
Europe
Michael Moore, Popstar des Anti-Amerikanismus, liest aus seinem neuen Buch,
"Volle Deckung, Mr. Bush" – und das europäische Publikum ist begeistert.
Aber seine Argumentation ist zuweilen simpel und polemisch.
(09. 03. 2004) |
Manfred Ach
Der Vollstrecker
Der Vollstrecker ernährte sich sehr sorgfältig von einer Diät. Er trank
nicht, rauchte nicht und hütete sich vor Menschen und Tieren aller Art. Er
hasste schiefgetretene Absätze und liebte konzentrische Kreise. Die Kunst
des Tötens beherrschte er meisterhaft, auch sonst war er nicht unmusisch.
(07. 03. 2004) |
Christian H. Sötemann
Zur Lösung des
Weltkugelschreiberproblems
Niemand hatte mir gesagt, daß man sich als Weltpräsident um alle
Kugelschreiber kümmern müsse. Sicher, den einen oder auch den anderen - aber
alle? (06. 03. 2004) |
Reinhard Winkler
Dixieland
(02. 03. 2004) |
Franz
Wagner
Charisma aus dem Reagenzglas
Das "abgeschmackte Sammelsurium aus Gscheiterem und Blöderem", das
seit einiger Zeit die Fernsehwelt regiert, lässt vor allem eines vermissen:
Einen roten Faden.
(29. 02. 2004) |
Vasile
V. Poenaru
Großer Staat, was nun? Kleiner Mensch,
was tun?
Kanadische Staatsbürger führen kanadische Pässe. Nur stehen darin
manchmal arabische Namen. Und arabische Geburtsorte. Das kann zur
Katastrophe werden, wenn man etwa eine Flugverbindung in den USA hat.
(27. 02. 2004) |
Heinz Pusitz
Teichrückkehr
Die Schwäne waren weg, schon lange sieht man sie nicht mehr. Er wusste
nicht, was mit ihnen geschah, ob sie sich im Weiß der Wolken auflösten oder
vergiftet wurden. Sie gingen leise und hinterließen keine Spuren, außer in
den Gedächtnissen derer, die sie einmal für einen Flügelschlag oder mehr
sahen.
(25. 02. 2004) |
Rupprecht Mayer
Gemeinsame Wanderung
Ich werfe meine Finger nach vorn, daß sie fast schnalzen. Waagerecht halte
ich meine Arme, vorne ist das Gefühl blau. Der Raum, der mir noch bleibt,
wird kühler, und doch ist er willkommen. Wo gehen wir hin? Schön, daß ihr so
zahlreich um mich seid. Doch wenn einmal der Augenblick kommt, dann werdet
ihr zurückweichen.
(17. 02. 2004) |
Eitan
Ronel
Ich gebe Ihnen meinen Rang zurück
Der nachfolgende Brief eines Militärs an den Stabschef der
israelischen Armee, Moshe Ya’alon, ist ein weiteres Zeugnis dafür, dass es
innerhalb der israelischen Streitkräfte einen Widerstand gegen das Vorgehen
in den besetzten Palästinensergebieten gibt.
(15. 02. 2004) |
Reinhard Winkler
Über das Rotsehen
(14. 02. 2004) |
Stefan T. Pinternagel
Lyrik (Teil 3)
In Augustnächten ist die Stadt / am schönsten; / obszön Kreischen die
Trambahnen / Um die schmalen Kurven, / Gefolgt von kurzen / Autotorsos; /
Rothaarige Junkyfrauen / Tragen ihren Duft durch / Die Straßen; / den Duft
von Heroin und Lethargie; / Achtlos weggeworfene / Zaunkinder.
(13. 02. 2004) |
Madeleine Baran
Zur Lage der Schwarzen in den USA
Ein Report zum Martin-Luther-King-Tag zeigt: in den USA sind die
Unterschiede zwischen Schwarzen und Weißen in den letzten 35 Jahren größer
geworden.
(05. 02. 2004) |
Christian H. Sötemann
Der Konferenzraum
Wenn Sie den Flur zu Ihrer Linken betreten, werden Sie am Ende des Ganges
auf den Konferenzraum der Firma stoßen. Fast ununterbrochen werden dort
Konferenzen, Meetings, wie das heute eben genannt wird, abgehalten. Kritiker
beklagen, es werde dort nichts gesagt, doch das ist nicht wahr.
(04. 02. 2004) |
Vasile
V. Poenaru
Wolfgang Hermanns 'Japanisches
Fährtenbuch'
Als Lektor an der Sophia-Universität in Tokyo hat der Wolfgang Hermann Japan
kennengelernt. Als Lektor seines Buches steht es jedem frei, die weite Fahrt
mit anzutreten, die in ein Land führt, das wir nicht kennen.
(03. 02. 2004) |
Bernhard Flieher
Blaue Augen, die im Regen weinen
Willie Nelson ist die Verkörperung der guten
Seite des geschundenen Genres Country. Die archaische Grundform dieser Musik
ist tief verwurzelt mit dem Boden, aus dem sie wächst.
(01. 01. 2004) |
Reinhard Winkler
Was ist Rembrandts gemaltes Gesicht
seiner Mutter gegen das tatsächliche Gesicht meiner eigenen?
(30. 01. 2004) |
Bernd Ehlert
Kants 'Dinge an sich' und das Nichts
Meister
Eckeharts
Wie objektiv vorhanden und real die von uns erkannte Welt und auch unser
eigenes Sein darin ist, soll nachfolgend anhand eines Vergleichs des
Ansichseienden Kants mit dem Nichts Meister Eckeharts versucht werden näher
zu beleuchten. Dabei kommen viele Gemeinsamkeiten zwischen Kant und Meister
Eckehart zum Vorschein.
(25. 01. 2004) |
Stephen R. Shalom/Michael Albert
Verschwörungstheorien: der 11.
September
Nach dem 11. September 2001 sind eine Reihe von Verschwörungstheorien in
Umlauf gebracht worden – und haben beachtliche Zustimmung gefunden. Der
ehemalige Bundestagsabgeordnete Andreas von Bülow etwa konnte sich mit der
Behauptung, dass die Anschläge auf die Twintowers und das Pentagon nur mit
Unterstützung der CIA möglich gewesen seien, monatelang auf den deutschen
Bestsellerlisten halten.
(17. 01. 2004) |
Peter Hodina
Ein Traum
Ein Traum: Ich soll eine Lesung halten in einer Gemeinschaftsmoschee
zwischen Muslimen und Juden. Ich war angekündigt
worden als einer der "Besten", doch nur ein Schulklassenzimmer voll Leute
erschien. Und wie patzte ich bei dieser Lesung! Ich hatte eine Mappe mit
losen Zetteln und Literaturzeitschriften dabei, einen ganzen Packen. Aber
ich blätterte und blätterte und fand keinen geeigneten Text zum Vorlesen. Es
zerfiel mir diese Lesung unter der Hand.
(14. 01. 2004) |
Bernhard Flieher
David Beckham: Global Player
David Beckham wollte immer nur gegen die Kugel treten. Nun bewegt er die
Welt, weil er der erste Popstar des Fußballs ist. Im Juli 2003 hat "Becks"
seine erste Saison im Wunder-Team von Real Madrid begonnen.
(07. 01. 2004) |
Stefan T. Pinternagel
Lyrik (Teil 2)
Und plötzlich ist es Herbst / und die Blätter liegen / wie tote Universen /
auf dem Boden / und aus den Schuhgeschäften / und Jeansläden stampft / der
neueste Sound / auf die Straße. / Bei der NORDSEE sind / die Lachssandwiches
/ schon wieder alle / und vor mir schiebt / eine breithüftige Frau / ihren
Kinderwagen / und raucht dabei.
(05. 01. 2004)
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