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Montag, 21. September 2020

Die neue Montags-Depesche

In der aktuellen Depesche ist der Ampelefant los (und Claudia Dzengel hat ihn mit Stift und Zeichnung eingefangen, vielen Dank dafür!) Es geht rund und drunter und drüber. Es geht um die Bürde der Kunst und diverse Privilegien. Es geht um das fröhliche Ellbögeln und das Bilden von Tau. Es geht um Nähe und Verblendung. Es geht voran, nein, weiter.  

Alle bisherigen 17 Montags-Depeschen schön übersichtlich gibt es hier: https://dorftv.at/channel/markus-koehle


 

Dienstag, 8. Oktober 2019

Meat Pepo in Aich-Assach im Ennstal

Der Meat-Pepo-Poetry-Slam in Aich-Assach ist aus mehrerlei Gründen legendär. Erstens ist es das kleinste Dorf, das einen regelmäßigen Poetry Slam veranstaltet und das mittlerweile seit satten 11 Jahren. Zweitens hat der Meat-Peop-Poetry-Slam die begehrten Slömys der Kategorie "beschissenste Anreise" und "Beste After-Show-Party" eingeheimst - nicht nur einmal. Drittens ist es der einzige Slam Österreichs, der in einer temporär errichteten Blockhütte ausgetragen wird (ja, links im Bild der Veranstaltungsort, das Aicher-Herbst-Kultur-Quartier; rechts im Bild die luxuriöse Raucher-Lounge); Viertens gibt es für alle Teilnehmer*innen einen Sack voll Fleisch bester Güte; Ja, das muss man alles einmal gesehen und mitgemacht haben. Danke Heinz (im Bild am roten Teppich)!

Dienstag, 14. Juni 2016

1. Poetry Slam in Shanghai

Blick aus dem Hotelzimmerfenster im 21. Stock
Blick aus dem Austia Center in der Fudan Uni
Das freilich habe ich mir einfacher vorgestellt. Shanghai ist eine Weltstadt, da gibt's überall WIFI, da bloggst du von vorderster Front und stellst täglich einen Shanghai Text mit entsprechenden Fotos online. Ha! Hast du dich aber gehörig vertan.
Freilich Weltstadt - und wie. Aber China ist halt auch groß genug, um eine eigene Netzwelt zu sein und Blogger, Google, Facebook einfach auszusperren. Da schaute ich dann blöd mit meinem googlebasierenden Smartphone. Freilich hätte es Möglichkeiten gegeben, da hätte mich allerdings vorher vorbereiten müssen. Hatte ich nicht. Aber mein Notizbuch begleitete mich und leistet mir vorzügliche Dienste. Shanghai also.
Offiziell 25 Millionen, inoffiziell ganze 30. Schon mal unvorstellbar. Einen ersten Eindruck kriegt man durch die Fahrt vom Flughafen ins Zentrum.
Ein Hochhausmeer, das sich zunehmend verdichtet. Wir flogen knappe 10 Stunden, 8 Stunden Zeitunterschied packten wir noch drauf und dementsprechend tramhappert erlebten wir diese Fahrt durch Hochhausschluchten umd dann vor einem solchen zu halten.
Diesiger Blick auf die famose Pudong-Skyline
Tunnelblick unter dem Huangpu

Das Hotel New Harbour in der Yongshou Road hatte auch flotte 30 Stockwerke und wir waren im 21. Stock untergebracht. Hui. Was für ein Blick auf die Stadt. Was für eine Lage. In Fußgehdistanz von den attraktiven Vierteln Bund, Old Town und gleich ums Eck vom Peoples Square.
Eine Glückstrefferbuchung aus der Ferne. Schon mal ein guter Start. Um 8 Uhr morgens kamen wir an, um 17 Uhr 30 war die Veranstaltung, die uns nach Shanghai ins Austria Center brachte, angesetzt. Ein Rausch, eine Freude, ein Flow.
Die Fudan Universität ist eine von 2800 Unis in China und zwar laut offiziellem Ranking die drittbeste. Sie liegt etwas außerhalb. Wir präsentieren die SiegerInnen-Texte eines Lyrik-Wettbewerbs, wir präsentieren eigene Texte und wir moderieren den ersten Poetry Slam in Shanghai.
Es gibt Wein aus der Wachau, Bier aus China und Häppchen aus der Plastikfolie. Es kommen ein paar mutige Studierende und nahezu die gesamte deutschsprachige Comunity Shanghais. Es kommen Wein-, Bier- und Lyrikfreundinnen und -freunde.
Es wird ein sehr, sehr schöner, langer Abend im besten Sinne der Dichtung.

Montag, 6. Juli 2015

Schmaushausen, Schlumpfhausen, Lamprechtshausen

Lamprechtshaus, das

1) Das "Lamprechtshaus" hat es leider nie zu Berühmtheit gebracht, da das Ruprechtshaus marketingtechnisch erfolgreicher war. Das Lamprechtshaus war das Gewerkschaftshaus der Lämmer, landläufig Lamperln genannt.
Im Lamprechtshaus wurde den Lämmern Recht gesprochen.
Im Lamprechtshaus wurden im Sinne der Lämmer Entscheidungen getroffen.
Das Lamprechtshaus war eine Vorform des Rathauses, des Gemeindeamtes und tatsächlich stehen heutzutag in vielen Orten die Gemeindeämt an der Stelle, an der einst ein Lamprechtshaus stand.
2) Das Adjektiv "lamprechtshausig" ist leider etwas in Vergessenheit geraten. Lamprechtshausig waren einst, ähm, war einst..., jetzt, ähm, hab, ähm, ich, ich's doch tatsächlich...

3) Lamprechtshausen ist die Stille-Nacht-Gemeinde im Flachgau mit dem von der Krone gekürten, schönsten Maibau des Landes. Die Kopftuch- und Goldhaubengruppe ruft zur Ausrückung am 19. Juli auf. Grund: 50 Jahre Jubiläum der Jagdhornbläser.
Diese Gemeinde wächst. Die Mietpreise und die Lokalbahn sind attraktiv. 22 Kilometer nach Salzburg. Der Verkehr geht durchs Dorf. Die berüchtigte Stadler-Kurve ist eine Engstelle.
1934 gab's einen versuchten Nazi-Putsch. Die Aufarbeitung wird nicht wirklich gewünscht. Die Jugend wünscht sich eine Mülltrennunginsel für den Beach-Volleyballplatz.

Und für die Jugend hab ich einen Poetry Slam Workshop im Benediktussaal, im Gemeindeamt von Lamprechtshausen gegeben, weil ein Gemeinderat anrief und ein annehmbares Angebot unterbreitete.

Mittwoch, 6. Mai 2015

Stacheln aus Osch im pur:pur

Ach, schön war's im pur:pur beim ersten Poetry Slam in Bischkek. 13 TeilnehmerInnen, eine Jury, die sich treu blieb und ein versöhnlicher Ausgang: Sezim aus Naryn und Slawa aus Bischkek ex aequo auf Platz zwei und die Siegerin des Abends kam aus Osch und hieß Nursat.
Das Team aus Osch erwies sich in Summe bestens gecoacht und motiviert und so geht die inoffizielle Teamwertung auch an Osch bzw.: Tattu, Bermet, Muslima, Elmira und Nursat.
Das pur:pur ist wie geschaffen für einen Poetry Slam. Schön schummrig, die Chefin hat einen ausgeprägten Hang zu Tom Waits Nummern, Schwarz-Weiß-Stumm-Filmen und ein Ohr für deutsche Texte, weil sie jahrelang in Köln lebte.
Siegerin Nursat ganz in weiß mit großer Geste
Auch der Chef der Produktionsfirma, die für die Aufnahme des historischen Events engagiert wurde, sprach fließend deutsch, weil er jahrelang in Bielefeld, Düsseldorf und Stuttgart studierte, ehe er sein Hobby in seiner Heimat zum Beruf machte. Ein paar Ex-Pats gesellten sich ebenso dazu wie GIZ-Bedienstete und DAD- und Bosch-LektorInnen. In Summe ein würdiges Publikum, eine würdige Kulisse und ein herzlicher Abend.
Nachdem Kristina das Projekt und ich die Regeln eines Poetry Slams erklärt hatte, ließen wir die Chose los gehen und zogen die Nummer eins: Slawa. Der legte einen expressiven Start mit einem Text über Angst hin und erntete gleich einmal die erste 10 des Abends und insgesamt 28 Punkte. Das sollte nur noch einmal von Sezim mit ihrem frechen Text, indem sie niest, spuckt und ausbricht aus Rollenbildern erreicht und schließlich von der Siegerin Nursat überboten werden. Nursat schrammte knapp am Höchstvoting vorbei, erhielt 29 Punkte für ihren Text über nicht zu unterschätzende Kopftuchstachelrosen.
Gespannte Blicke und erleuchtete Hüte
Blumen gab es dann für alle. Bier für alle die wollten. Ich sprach dem weißen Bären zu, bis der Zapfhahn nichts mehr her gab, was dramatischer klingt, als es war. Ich lernte deutsche Jungs kennen, die ein faires Laptoptaschenprojekt in Filz und Leder in Kirgistan realisieren und demnächst auf der Fesch-Markt in Wien auch ausstellen. Ich trank zur Feier des Tages einen Wodka und verschüttete einen weiteren und dann konnte getrost glücklich heimgegangen werden. Ein schöner Abschluss eines gelungenen Projekts. Vielen Dank Kristina Zulus!

Dienstag, 5. Mai 2015

1. Poetry Slam in Bischkek

Man gibt sich Mühe, mir den Aufenthalt zu versüßen
Bischkek: TAG 9
Heute wird geslammt in Bischkek und zwar im purpur, ab 19 Uhr. Es gibt heiße 15 Anmeldungen und tolle Preise. Das purpur ist grad um die Ecke des Interhouse Hostels, dh mein kürzester Weg zu einem Poetry Slam ever. Die PoetInnen kommen aus Osch, Naryn und Bischkek. Werden zum Teil von der Bosch-Stiftung eingeflogen - vielen Dank dafür Kristina Zulus - und werden heute um den ersten Poetry Slam Titel in ganz Mittelasien lesen. Papa Slam freut sich und ist gespannt, zumal ja alle TeilnehmerInnen von mir gecoacht wurden.
Jetzt noch schnell Süßigkeiten für das Publikum besorgen, der Rest ist vorbereitet und in viereinhalb Stunden geht es los.

Heute ist übrigens Feiertag hier - Tag der Verfassung - und der 9. Mai wird noch größer zelebriert. Jetzt schon überall Flaggendschungel, Plakatwälder, Denkmalaufläufe. Da bin ich dann leider schon wieder in Österreich. Aber war jetzt ja auch lange genug.
Apropos genug, genug hab ich jetzt auch von der kirgisischen Küche, ihr aber noch ein zwei Gedichte gewidmet.
Zum Beispiel dieses (Mante = Teigtaschen mit Fleisch, Kurdak = Hammelfett, Borsok = rausgebackene Teigwuzerl gern mir süßer Soße, Tschak-Tschak = noch süßer):

Ohne Gedicht habe ich nicht gegessen!

Ich wünsch mir einen Mante-Mantel
Mit Kurdak in den Taschen
Dann wär mir niemals kalt
Und hätt ich Hunger, könnt ich naschen
Ich wünsche allen alles Süße
Borsok-Borsok Tschak-Tschak
Ich wünsche schönen Abend, das ist es, was ich sag
In dieser tollen Location findet der erste Bischkek Poetry Slam nicht statt


Montag, 4. Mai 2015

Im Land der Beitschetschekeis

Naryn: TAG 6
Ich sitze in Naryn, dem entlegensten Winkel der Erde, den ich bis dato in poetischer Mission aufgesucht habe und denke über die mediale Transformation der Lebenswelt nach.
Ich sitze in einem privat vermieteten Zimmer, spreche weder kirgisisch noch russisch und teile der Vermieterin vermittels Fingereinsatz meine Abreisezeit mit. Sie zückt das Smartphone und kommt nach Getippe schließlich zum gleichen Ergebnis: 10. Ja, 10. 2 mal Besch Barmak. Besh Barmak ist das kirgisische Nationalgericht, es heißt soviel wie fünf Finger, weil es mit den Fingern gegessen wird. 

Ich sitze in Naryn, dem Verwaltzungszentrum des Oblasts der ebenso Naryn heißt, wie auch der Fluß, der durch die Stadt fließt, die schon einmal bessere Zeiten gesehen hat. Naryn besteht im Wesentlichen aus der Ulica Lenina, einer schmaleren Entlastungsgasse und einer Abzweigung. Klar: Moschee, Basar, Lenindenkmal und eben auch eine Universität mit Deutschabteilung.
Ich sitze in Naryn und bin überwältigt vom Naryn-Gebirge: auf einer Seite die perfekte Westernkulisse mit schroffen, rotbraunen Felsen, auf der anderen zuerst liebliche Hügel in grün, die übergehen in immer mächtigere Berge, die das ganze Jahr über schneebedeckt sind und dahinter blitzen aus der Ferne vergletscherte 5-6-7-Tausender. Das lässt selbst einen Tiroler-Bua nicht kalt.

Ich sitze in Naryn und erkläre einer Gruppe Deutschstudentinnen, was ein Poetry Slam und was Slam Poetry ist, dass Vergleiche nicht nur naturbezogen sein können, dass ein Gedicht nicht nur ernst und streng gereimt sein muss, dass Poesie in allen Dingen steckt, ja, sowohl im Smartphone als auch im noch blutigen Schaffellhaufen der am Basar zum Verkauf angeboten wird. Ich werde die Wichtigkeit und Tradition mündlicher Literatur hervorheben und dabei wohl auf offene Ohren stoßen, zumal das Epos über den kirgisischen Nationalhelden Manas ja auch ein Vortragstext ist, der mit ähnlichen Techniken der Aufmerksamkeitsgewinnung arbeitet. Ich werde sagen, dass Poetry Slam gewissermaßen der Minnesang von heute, bzw. das Poetry SlammerInnen moderne Manastschys sein können. (Manastschys = Erzähler des Manas-Epos). Ich werde die Studentinnen dazu aufmuntern, lautmalerisch tätig zu werden, den Klang der Sprache und den natürlichen Rhythmus thematisieren und, und, und...


Sonntag, 3. Mai 2015

Präriefeeling und Rallyesonderprüfung

Osch-Naryn: TAG 5
Schlaglichter einer Reise (7Uhr30 bis 17Uhr)
* Und der, der am grimmigsten ausschaut, ist in Camouflage-Montur, trägt stolz ein Funkgerät und schwere Stiefel und ist am Rollfeld dafür zuständig, dass niemand ein Foto macht. Osch-Airport spionagegefährdet?
* Die Pegasus-Stewardessen-Uniformen sind elegant-retro-fesch. Alle schauen aus wie Schmuckschatullen mit dezenten Goldschnörkeln.
* Der Bus-, Taxibahnhof in Bischkek wartet mit einer Bezahltoilette auf, die viele Menschen meines Bekanntenkreises einen Nervenzusammenbruch bescherte.
* Wir kaufen uns eine PKW-3er-Bank zu zweit und warten auf einen weiteren Fahrgast für vorne.
* Los geht’s gleich mit einer ziemlichen Puckelpiste samt Gegenverkehr. Eine schöne Einstimmung auf fünf Stunden Rallye.
* Unser Fahrer holt alles aus seinem fünfundzwanzig Jahre alten Toyota raus. Polizeikontrollstellen passiert er mit am Schaltknüppel eingehängtem Gurt. Ja nicht richtig anschnallen!
* Autowerkstätten sind hier noch richtiges Handwerk.
* Großes Hexenbesenangebot am Straßenrand.
* Jetzt grünt ja grad alles und blüht. Werbesprüche werden mit weißen Steinen in den Hang gelegt. Eine dezent-sympathische Methode, die der Landschaft entgegen kommt und dann steht wieder irgendwo ein Denkmal.
* Ja, Erwin Einzinger hat recht: „Ein kirgisischer Western“. Die Kulisse passt: Präriefeeling. Eine verlassene Bahnstrecke aus dem Anno Schnee, windschiefe, hölzerne Strommasten, Steppengrasbüschel, rötliches Gestein, Felsen, frei galoppierende Pferdeherden, Kühe mit Hörnern (gerne bunt eingefärbt), nur die Cowboys schauen anders aus mit ihren weißen Filzspitzhütchen und ihren vollen roten Backen.
* Esel stehen unbeeindruckt auf der Schnellstraße und störrischen vor sich hin.
* Raststättentoiletten legen in Punkto Grindfaktor noch eins drauf: drei dreieckige Löcher im Boden, dazwischen kniehohe Anstandsmäuerchen: 5 Som.
* Ja, hier leben mehr Schafe als Menschen und am stärksten sind Schlaglöcher vertreten.
* Schlaglochslalom-Downhill-Race! Grenzenloses Vertrauen in Stoßdämpfer und Bremsscheiben.
* Ein richtiger Pass kennt keinen Asphalt!

Osch: TAG 4
Ist dann doch immer wieder überraschend, wenn man beim Frühstück in ein süß aussehendes Brötchen beißt und es mit Zwiebeln und Fleisch gefüllt ist. Da kommt Freude auf und Gestern hoch. Denn gestern war natürlich auch Zwiebel. Der Frühstückskoch sitzt gebannt vor dem Fernseher. Es wird geboxt, da bleiben die Pfannen kalt. Für einen – noch dazu mich – steht er nicht auf. Na dann halt Löslichkaffee und Omelette mit Wasweißich. Ach, wär's nicht halb acht und bräucht ich nicht Kraft, schliefe ich noch, Herr Koch. Aber es warten Poetry-Slam-hungrige Studentinnen auf mich!

Dienstag, 14. April 2015

Linz
(drei bekannte Bedeutungen)

1) Linz ist eine Richtungsangabe. Linz ist nicht links aber fast. Linz ist ein Eizerl von links abweichend. Um es in Kompasssprech auszurdürcken. Wenn geradeaus Nord ist, dann ist Linz West-West-Nord. Für die Donau ist Linz ein Links-Rechts.

2) Linzen ist ein Verb. Wenn du linzst, dann schaust du wie ein Oberösterreicher aus. Das hat mit dem berüchtigten Aussehen-Ausspruch des ehemaligen oberösterreichischen Landeshauptmannes Josef Ratzenböck zu tun. Ratzenböck linzte gehörig.

3) Linz ist die Hauptstadt von OÖ und hat in der Hammerlingstraße ein tolles Gymnasium mit den poetryslamtechnisch begabtesten SchülerInnen überhaupt. Wofür sicher auch die engagierte Lehrerin Anita Döllerer verantwortlich ist.

Sonntag, 12. April 2015

Der Nußbach ist ein Leberkässtrom

Nußbach, der
(drei bekannte Bedeutungen)

1) Das Verb "nußbacheln" ist leider etwas veraltet und wird heutzutage nur mehr von Medizinern verwendet, um das Ausscheiden von sehr intensivem, gelbbräunlichen Urin zu bezeichnen.

2) Der Nußbach ist ein mehr stehendes als fließendes Gewässer und jährlich Schauplatz der Österreichischen Meisterschaften im Nasenschnorcheln. Dabei haben die Teilnehmenden sich an einer beliebigen Stelle des Nußbaches auf dem Rücken ins Wasser zu liegen und zwar möglichst lange.
Dabei wird im Idealfall durch die Nase geatmtet (sprich: geschnorchelt). Der Nußbach ist ganz schön kalt, Nussschnaps ist ganz schön wärmend. Zu gewinnen gibt es die begehrte Leberkästrophy, einen 1:1-Guss der Siegerin oder des Siegers in Leberkäse. Die Leberkästrophy ist kein Wanderpokal sondern zum Selbstverzehr geeignet.

3) Nußbach ist eine freundliche Gemeinde mitten in Österreich, in Oberösterreich. Die dortige Bücherei ist äußerst rührig und bemüht, auch junge Leserinnen und Leser zu gewinnen. So wurde beispielsweise unlängst ein Poetry Slam Workshop ausgerichtet, der mit dem reichhaltigsten Buffet ausgestattet war, das je bei einer Literaturveranstaltung gesehen ward. Dank an das gesamte Team und vor allem Carmen Forstinger.

Freitag, 3. April 2015

Das Seufzen nach Aist in Irdning

Stainach, das
(drei bekannte Bedeutungen)

1) Das Stainach ist das Seufzen der Steine. "Das Seufzen der Steine" ist ein Klassiker der Postmodernen Literatur österreichischer Provenienz und wurde in den Jahren 1983-1986 von Hildegard Sacknaht verfasst, fristete allerdings zwei Jahrzehnte lang ein Schubladendasein (Sacknaht verschickte das Manuskript an 34 Verlage, bekam 19 Absagen, 14 Verlage meldeten sich gar nicht, ein Verleger sah sich zwar nicht in der Lage, das Buch zu publizieren, pflegte jedoch bis zum plötzlichen Tod Sacknahts 1999 eine intensive Brieffreundschaft mit der leidenschaftlichen Briefeschreiberin Hildegard Sacknaht).
Hildgard Sacknaht verunglückte bei einem Brückeneinsturz nahe Bruck an der Mur. Im Kofferraum des Unglückswagens befanden sich mehrere gebundene Exemplare des Originalmanuskripts. Der Kleinverlag "Pusteblume" reagierte am schnellsten und schaffte es tatsächlich, "Das Seufzen der Steine" als literarische Sensation in die staunende Literaturlandschaft zu pflanzen. Der Rest ist Geschichte. Mittlerweile gibt es jährlich Sacknaht-Literaturtage in Stainach-Irdning (siehe dritte Bedeutung) und auch eine Sacknaht-Stiftung, die das Vermögen verwaltet und jährlich einen Hangverbauungswettbewerb ausschreibt.

2) Stainach ist auch eine Zeitangabe. 50 Stainach heißt. 50 Jahre nach Aist ("nach Aist" ist ein Anagramm von "Stainach"). Hergott von der Aist lebte im 18. Jahrhundert auf seinem Anwesen im Ennstal als Fürst mit dem Hang zum Unkontrollierbaren. Er lebte die Gottlosigkeit und prägte Wörter und Rituale, die mittlerweile zwar etwas in Vergessenheit geraten sind, aber für einen eingeschworenen "Aist-Kreis" nach wie vor als eine Art Religion gelten.

3) Stainach ist die erste Hälfte des Doppelnamenortes Stainach-Irdning im steirischen Ennstal. In Stainach-Irdning gibt es das wohl beste Bahnhofsrestaurant und direkt gegenüber das großartige ccw (Kulturzentrum Wolkenstein). Auch das Gymnasium dort ist insofern etwas Besonderes, als es jährlich einen mehrtägigen Poetry Slam Workshop mit abschließenden Poetry Slam im ccw ausrichtet.

Ad Foto: Gesehen auf einer Geschäftsfassade im Zentrum von Stainach-Irdning 2014. 2015 wurde die Esoterik aus dem Angebotsprogramm und die Buchstaben von der Fassade genommen. Leider konnte ich davon kein Beweisfoto machen (ein Aufruf an alle Stainach-Irdninger: Bitte schicken! Danke).

Montag, 16. März 2015

Nackenkissenbrüste

Leoben, der
(drei bekannte Bedeutungen)

1) Der Leoben ist die Schaumkrone der vom Wind abgekehrten Seite eines frisch gezapften Krügerls Bier.

2) Das rückbezügliche Verb "leoben" meint, sich an Bier und Kürbiskernöl gütlich tun.

3) Leoben ist eine Stadt in der Steiermark, die vor allem für ihre Apotheken-Auslagengestaltung über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist. Auf den Beispielfotos wird für Husten- und Bronchialtee sowie für eine Schutz-Creme für den Windelbereich geworben.
Ob die BHs und die Plüschbrüste in Nackenkissenform auch in der Apotheke zu erwerben sind, konnte ich leider nicht eruieren.

Außerdem ist Leoben auch ein Hotspot der Poetry Slam
Szene. Im Habakuk wird monatlich geslammt. An Schulen finden regelmäßig Poetry Slam Workshops statt und die Poetry Slam Meisterschaften der Steiermark und Kärnten finden auch meist in Leoben statt (dieses Jahr - am 22. Mai 2015 die U20 Meisterschaften).
Dem Tschif sei Dank!

Samstag, 7. Februar 2015

TAMSWEG

Tamsweg, der
(drei bekannte Bedeutungen)

1. Mit "Tamsweg" wird der plötzliche Zustand des Nicht-mehr-Vorhandenseins des "Tams" bezeichnet.
"Tam" ist der kleine Bruder von Bahö, der große heißt "Tamtam".

2. Der "Tamsweg" ist ein Leidensweg.
Der "Tamsweg" ist der Kreuzweg der Stammtischritter, das heißt ihr frühzeitig angetretener Rückzug (Heimweg) aufgrund plötzlicher (meist familiärer) Abkommandierung.

3. "Tamsweg" ist eine Marktgemeinde im Lungau. Hübsch ist die Anreise per Murtalschmalspurbahn (von Unzmarkt über Murau nach Tamsweg). Tourismus ist nicht die Haupteinnahmequelle. Kellner-O-Töne: "In einer Vanillesoße ist automatisch immer Alkohol drinnen." Antwort auf die Frage einer besorgten Mutter, die für ihr circa sechsjähriges Kind einen Milchrahmstrudel mit Vanillesoße bestellte und sich über die Fahne ihres Kindes wunderte. "Bei uns wer'n alle Würscht kocht." Antwort auf die Frage warum die Bratwurst gekocht war.
Poetry Slam hingegen wird in Tamsweg groß geschrieben (http://www.lungaukultur.at/) und das Bundesgymnasium scheint eine wahre Talente-Schmiede zu sein.

Montag, 11. November 2013

Bielefeldversuche 2013

Erdgasbus ist ein schönes Wort. Bielefeld nicht unbedingt eine schöne Stadt. Wir kommen an und es ist Hochzeitsmesse – das passt mir gut – HEIRATEN schön trinken – ist gerade eben rausgekommen und ich hab welche dabei. Die Hochzeitsmesse ist in der Stadthalle und die direkt neben dem Bahnhof. Das ist praktisch. Unpraktisch ist, dass die Toilettenbenutzung ohne Verzehr im Rentnercafé 50 Cent kostet, im WC-Center am Bahnhof muss man sogar 1 € fürs Wasser lassen berappen. Wasser kommt aber eh auch kostenlos von oben – es regnet. Ein herzlich warmer Empfang ist das nicht. Also ab ins Taxi.
„Was es nicht alles irgendwie gibt“, sagt der Taxifahrer auf meine Erklärung der Poetry Slam Meisterschaften. Wo das Theaterlabor ist, weiß er nicht. Ich weiß es auch nicht. Ich weiß überdies nicht, ob er mich nur nicht verstanden hat, weil ich Labor mit langem o ausgesprochen hab'. Ob wir die Laboor/Laabor-Grenze bereits überschritten haben, ist mir nicht klar. Von Poetry Slam hat der Taxifahrer jedenfalls noch nie was gehört. Er spielt Tennis.
Auf der U-Bahn-Anzeigetafel steht „sofort“, auf der Pizza ist Schmand, die Bestellung „Soda Zitron“ löst Verwunderung aus und überall stehen Parkhäuser. Als Kind hab ich mir tatsächlich mal ein Parkhaus gewünscht und es vom Christkind dann bekommen. Es hatte drei Etagen und einen Aufzug zum Kurbeln. Drei Etagen gut und recht aber bitte in den Untergrund!

Mittwoch, 23. Oktober 2013

Weichselbäder im Wodkadunst


Gut, der Kulturpalast stand da auch schon bei meinem letzten Besuch. Stalinstachel wird das Ding noch immer gerne verächtlich genannt. Ist halt ein Vermächtnis Stalins und nicht recht gemocht.
Beeindruckend schaut der Koloss noch immer aus. Obwohl er mittlerweile von vielen Wolkenkratzern umgeben ist, die allerdings alle etwas billig ausschauen. Da dürfte dann doch oft noch in der Oberflächengestaltung gespart worden sein.

Der Liebeskind-Bau wurde sogar - krisenbedingt - eine Zeit lang eingestellt.
UWAGA bleibt mein polnisches Lieblingswort, vor allem deshalb, weil ich es aussprechen kann. Tak geht auch und wenn man das Tschechische überzeugt anwendet, klappt das schon auch.
Endlich gelüftet hab ich das Geheimnis, warum der polnische Speisewagen WARS heißt. Laut Legende stammt der Name Warschau nämlich vom Fischer Wars und seiner Frau Sawa, denen eine Nixe ans Herz gelegt hatte, an der Weichsel eine Stadt zu errichten.
Diese Nixe ist ziemlich präsent in der Stadt. Gegen Nixen gibt's ja echt auch nichts zu sagen. Nichts zu sagen gibt es auch über die Unterbringung, die mir das Österreichische Kultur Forum angedeihen ließ. Polonia Palace Hotel. Mein Reiseführer führt das Hotel in der Kategorie Luxusklasse und behauptet:

"Eines dieser Hotels, in denen man einen Salon mieten kann, die Harfe für die Hintergrundmusik steht bereit (...) ein Frühstücksbuffet für Könige."
Wenn Könige Wodka zum Frühstück trinken, stimmt das sogar. Das heißt, es gab wirklich alles zum Frühstück und ich fühlte mich fast etwas ausgeschlossen, weil ich zum Frühstück nichts Alkoholisches trank. Das mit der Harfe möchte ich auch leicht revidieren. Das an dieser Stelle schön öfters thematisierte Hintergrundmusikproblem ist nämlich vor allem eines von Hotels der gehobeneren Klasse.
Von Harfe keine Spur aber das Saxophon und seine Hitnivellierung allgegenwärtig. Ich sag nur: nicht meins aber in der Früh war ich eh noch benebelt und sonst ja nicht viel im Hotel. Ich hatte ja zu tun - quasi Dienstreise.
Wir Reisepoeten sind ja immer im Dienst.
9. Spoken Word Festival in Warszawa
.

Freitag, 26. Juli 2013

Österreich Rallye

Wir stehen auf der Spitze des Waubergs in Drobollach am Faaker-See, schauen auf die TANN-Wurstfabrik und die Gail und haben trotz bescheidener 694 Höhenmeter Gipfelgefühle.

Wir sind eingezwängt in penisbetonende Klettergurte, blau behelmt, mit Seilrolle und Karabiner gesichert, lernen Muskeln kennen, die wir nicht haben, genießen den Blick über den See und schweben über den Wipfeln. Wir machen uns auch fast an, aber nur fast. Wir überwinden gleich einen ganzen Katalog von Urängsten, lassen uns fallen und wollen "HochHinAuf" im Waldseilpark auf der Taborhöhe (dabei gefällt mir persönlich doch am besten, dass auch das "Hin" groß geschrieben ist, vermutlich um den Thrillfakor zu erhöhen und auf die im Hintergrund bzw. am Waldboden lauernde Gefahr hinzuweisen).

Wir stehen auf der Bühne der Poolbar in Feldkirch und slammen uns die Stimmbänder aus der Kehle. Wir lassen die In-circle-dancer-Sonnenbrille im Tanzkreis wandern und verrenken uns zu DJ Künsten von Cocerto Cristall und Mieze Medusa.

Wir posen auf der Staße und vor dem Turm (in Feldkirch).
Wir erklimmen trotz Geburtstag und vorabendlicher Grillparty (vielen DANK!) die Nassereither Alm, belohnen uns mit Kaiserschmarren, Tiroler Knödel und Waldluft die vom Verkehrslärm beeinträchtigt wird. Wir holen uns keinen Muskelkater, sind aber eh noch bedient.

Wir verbringen einen Sommerhitzetag im Zug. Aber nicht nur. Von Graz nach Nassereith machen wir Station in: Stainach-Irdning (umsteigen auf den Schienenersatzverkehrsbus bis Bischofshofen), Salzburg, Innsbruck und Imst-Pitztal.

Wir spoken word performen für das Megaphon im Auschlössel in Graz. Wir trinken uns der Mitternacht zu. Wir lassen Prosecco-Korken knallen, wir schneien in eine Jam-Session und tragen bei, was wir können (freestylen, dancen, trinken und gscheit reden). Wir essen Pommes und Currywurst am Hauptplatz.
Wir verbringen Feiertage. Es geht uns gut und der Urlaub steht noch bevor.
JUHUI!

Dienstag, 16. April 2013

Schwere Kost und Leichtsinn

Ohne Worte. Flughafen Wien.
Da kommst du also erstmals in der Stadt an, vor der du als 16-17-18jähriger viel gehört hast, denkst dir, 20 Jahre, das ist lange her, da muss sich doch einiges getan haben, landest vorfreudig, eine neue Stadt kennenzulernen und dann merkst du recht  bald, dass das kein ganz gewöhnlicher Städteurlaub gepaart mit Workshop und Slamauftritt wird. Sarajevo verlangt dir mehr ab. Sarajevo beschäftigt dich. Sarajevo katapultiert dich zurück in die 1990er Jahre, lässt dich an den Teenager denken, der du damals warst, ruft dir in Erinnerung, dass in deinem Elternhaus ja auch eine bosnische Familie wohnte, dass die geflüchtet sind, war dir schon klar, viel mehr aber auch nicht.
Sarajevo betrübt dich. Sarajevo hat diese Kraft, vermutlich noch länger. Du kommst am Flughafen an, bekommst mit, wie zentral dessen Funktion in der Zeit der Belagerung war, wirst in das Zentrum gefahren und sofort wird dir klar, wie spürbar die Folgen des Krieges hier noch sind. Dass Häuserfassaden Einschusslöcher aufweisen, die noch immer nicht geflickt sind, findest du anfangs erstaunlich, mit der Zeit dann immer trauriger. Du wills davon jedenfalls keine Fotos machen. Du versuchst dir in Erinnerung zu rufen, wie das damals war. Du hast gewisse Bilder vor Augen, du hast gewisse Aussagen im Kopf, von einer gewissen Eigenschuld ist da immer die Rede.
Ja, das Museum ist geschlossen. Nein, fragt nicht warum.
Du fühlst dich unwohl in deiner Haut. Du dachtest, du wärst ein kritisch reflektierter Jugendlicher gewesen. Dir wird bewusst, dass du eigentlich nie mit einem Betroffen geredet hast, obwohl du welche in deiner Umgebung gehabt hättest. Gut, sagst du dir, die wollten ja auch nicht darüber reden. Ja, das mag stimmen, es wird wohl noch lange dauern, bis dieser Krieg halbwegs verdaut ist.
Deine Verdauung hat es hier auch schwer. Du bestellst Cevapi wie es sich gehört, du langst auch bei den rohen Zwiebeln zu, das solltest du bereuen. Du trinkst besser vorausbeugend mehr
Sarajevsko. Du schläfst dann ja auch besser. Du hast ja auch Zeit dich auszuschlafen. Du schaffst die paar wirklichen Aussichtspunkte und Sehenswürdigkeiten ja auch am Nachmittag, du musst feststellen, dass das Wetter in Sarajevo am Vormittag immer besser ist. Du hast an sich ja nichts gegen Regen, du willst aber auch keine nassen Füße haben, du darfst dich ja nicht verkühlen, du musst ja fit sein, für die Workshops und die Moderation. Du schonst dich also. Nein, du isst viel und gut und du trinkst mehr und besser vor allem Espressi zum verlieben. Du könntest dich auch in beinah alle Studierenden verlieben. Du findest nicht nur, dass sie perfektes Deutsch sprechen, du findest sie auch sympathisch. Du magst, dass sie schreiben und vortragen wollen, dass sie etwas zu sagen haben, dass sie die Bühne für sich reklamieren. Das versöhnt dich mit vielem. Du freust dich über deine Reisebegleitung (Doris) und du freust dich über den Organisator der ganzen Sache (Florian). Du bedankst dich an dieser Stelle mit einem großen HVALA. Du schreibst vielleicht später noch was. Du sagst vorerst ZDRAVO und auf Wiedersehen.
Florian und Doris

Donnerstag, 3. Januar 2013

Trashclockworker


Diese Tage rund um Neujahr sind ja auch so die Tage, um Altlasten abzuarbeiten. Zum Beispiel grab ich mich grad durch die Berge auf meinem Schreibtisch und finde das eine oder ander Buch. Zum Beispiel: Uhrmacher von Andy Strauß. Schön ist, dass man momentan ja kaum was zu tun hat, man also sich gleich in Gefundenes vertiefe und loslesen kann. Alle, die irgendetwas mit Poetry Slam zu tun haben, werden Andy Strauß kennen, den anderen versuche ich erst gar nicht, ihn zu beschreiben. Andy Strauß ist ein Phänomen, das muss genügen und er stlammt nicht nur, sondern macht jede Menge Bücher. Zuletzt eben den Roman "Uhrmacher" (Unsichtbar Verlag).
Hat er gut gemacht diese Genre-Trash-Persiflage. Ein Erzähler, der nicht nur kommentiert, sondern auch eine Rolle spielt. Ein Held, der anders tickt. Eine abartig Dicke, die für allerhand Schweinkram herhalten muss. Ein durchgeknallter, reicher Esel, ein paar Running Gags, ein paar ins Leere laufende Handlungsstranblindgänger, ein paar fabelhaft phantasierte Geschichten rund um populärwissenschaftliche Skurrilitäten. Ein bissi Horror, Splatter, Schauermärchen. Ein bissi Sex, Suspense, Bespitzelei und immer den Pfad mit Kaninchenschlupfloch gewählt. Schier manische Beschreibungslust und pervertierte Detailversessenheit mit kalkulierten Brüchen. Unterhaltsam, abgedreht, selbstbewusst anders, mutig trashig.
Ein Genrebastard mit unvorhersehbaren Wendungen, Lust am Spiel mit Lesegewohnheiten sowie Leseerwartungen und guten Schlüssen.

Mittwoch, 31. Oktober 2012

Augendübel

Wo die Optiker Augendübel heißen und die Wäschereien Heißmangel, da lass dich gerne nieder. KÖLN hat uns (Mieze Medusa and me) geladen. Weil Reim im Flammen 7 Jahre feierte. Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen und scheuen neun Stunden Zugfahrt NICHT. Wenn man Köhle heißt und früher Kötschi genannt wurde, ist es nahliegend, dass einem Kölsch schmeckt.
Kölsch schmeckt ist sicher ein Slogan den irgendeine Kölschmarke benützt. Wenn nicht, dann sei er hiermit freigegeben. Geschmeckt hat auch das Essen im Bier-Esel.
Wenn ein Wirtshaus Bier-Esel heißt, dann ist es ziemlich wahrscheinlich, dass mir das behagt, sagt mein ich. Der patenten Kellnerin konnte ich mühelos eine Tageskarte abschwatzen, denn wenn eine Tageskarte Gerichte führt wie: "Süß-saure Ferkelsnierchen 'Rheinischer Art' auf Sahnepüree und Apfelkompott dazu", dann geht dem Wortvertreter der Hirnlapen auf, in dem sich das Sprachzentrum befindet. Selbst wenn ich dann doch zu Gunsten des "Frische, grobe Metzgerbratwurst mit Speckwirsing und knusprigen Röstkartoffeln"-Gerichts entscheiden sollte aber schon auch beim "Jungschwein-Nackenbraten an Rahmsauce, marktfrischem Apfelrotkohl und Kartoffelklöße" mitnasche. Ein Sünner-Kölsch dazu und die Sonne scheint aus allen Poren.
Köln kann was. Köln ölt Köhle.
Köln könnte öventuell öfter besöcht werden.
Köln tut gut und Kölsch schmeckt. Prösterchen!