Posted On Februar 26, 2004By Karsten HerrmannIn Bücher, Litmag
Keine Wahrheiten mehr Der 1996 kurz nach der Fertigstellung von „Abspann“ verstorbene Steve Tesich hat mit Saul Karoo einen grandiosen Anti-Helden geschaffen, der zu den virtuosesten und luzidesten Zynikern der Literaturgeschichte zählen dürfte. Saul Karoo ist ein übergewichtiger, kettenrauchender Alkoholiker und in einem „Alter, in dem alles kaputtgeht“ – von den letzten Illusionen über die Ehe bis zur Prostata. Doch das alles wäre nur halb so schlimm, hätte er nicht zu allem Überfluß auch noch eine merkwürdige Alkohol-Immunität entwickelt: Je mehr Bloody Maries, Gin Tonics und Champagner Saul Karoo wahllos
Read More Posted On Februar 26, 2004By Karsten HerrmannIn Bücher, Litmag
Meister der poetischen Wahrnehmung „Mit den Ohren kann man mehr sehen als mit den Augen“ denkt sich Sven Lagers Ich-Erzähler und jagt den Leser von der ersten Seite an durch einen rasenden Kosmos aus Geräusch-Molekülen. Er, dem das Rauschen einer Stadt „alle Geschichten der Welt erzählen kann“, bannt faszinierende „Landschaften aus Strom“, das „Zischeln der Autobahn“ oder die komplexe Klang-Architektur der Techno-Clubs auf das Papier: „ein unendlicher Ton über den harten Würfeln des Baß; schmatzender Sirup, Nadeln eines Breakbeatbogens tauchen auf, kichern, werden zu zitternden Blechscheiben, wütenden Regentropfen. Sven Lagers
Read More Hochsinnlich und atmosphärisch dicht Neben dem fesselnden Plot brennt der Autor – der Mitbegründer des literarischen Zirkel „Gruppo 13“ und Sänger in einer Post-Punk-Band ist – ein wahres Feuerwerk aus sich überlagernden Tönen, Farben, Formen und Bewegungen ab. „Als der erste Carabiniere das Zimer betrat, rutschte er in einer Blutlache aus und fiel auf die Knie. … Als er sich umblickte, musste er würgen, ein heiserer Laut, fast ein Rülpsen… ein Albtraum…“ Nach einer klebrig-blutgeschwängerten Eingangsszene fängt die Welt in Carlo Lucarellis „Der grüne Leguan“ wunderbar an zu klingen: „Mit
Read More Berühmt zu sein ist sehr anstrengend Karsten Herrmann im Gespräch mit Wladimir Kaminer. Vor zehn Jahren sprach Wladimir Kaminer noch kein Wort deutsch. Heute, nach zwei Erzählbänden und seinem Debut-Roman „Militärmusik“ ist er der Shooting Star in der jungen deutschen Literaturszene: Regelmäßig schreibt das 34jährige Multitalent für FAZ und TAZ Kolumnen, moderiert beim SFB eine eigene Sendung und veranstaltet im Kaffee Burger am Prenzlauer Berg seine mittlerweile schon legendäre „Russendisco“. „Russendisco“ hieß auch Vladimir Kaminers erster Erzählband, in dem er, der 1990 aus Moskau nach Deutschland übergesiedelt war, ganz ohne
Read More Posted On Februar 26, 2004By Karsten HerrmannIn Bücher, Litmag
Ein (Werk-) Porträt des Michael Roes Roman ohne Ufer Kaum ein deutscher Autor nutzt den Roman gegenwärtig so intensiv als Gattung unbeschränkter Möglichkeiten wie der 1960 geborene Michael Roes. Statt eines linearen Plots mit stetig steigendem Spannungsbogen und der fesselnden Illusion des Tatsächlichen finden wir bei ihm den Schnitt, die irritierende Leerstelle und ein wahres Feuerwerk der Perspektiven und Diskurse – Ethnologischer Forschungsbericht, (Trans-) Gender Studies, Dokument, Literaturkritik und reflexive Selbsterforschung gehen hier eine faszinierende Verbindung mit Elementen des Abenteuerromans und actionreichen „hard boiled“-Passagen ein. Michael Roes macht es dem
Read More Psycho-Thriller mit Tiefgang Radikaler konnte der Schauplatzwechsel kaum ausfallen: Aus dem prollig-psychedelischen Frankfurt der späten 70er Jahre, in dem sich sein Debut „Das Schwarzlicht-Terrarium“ abspielte, versetzt uns Thor Kunkel in seinem zweiten Roman in das sonnige und „Alooah“-fröhliche Hawaii der steril-stillstehenden 90er. Hanny und Richard haben es geschafft: Sie haben Geld, ein dickes Auto, gesellschaftliche Anerkennung und ein Ferienhaus auf Hawaii: „Irgendwann würden sie ganz nach Makena ziehen und ihren Lebensabend am Rande des Pazifiks verdämmern. Sorgen- und schuldenfrei… Alles wäre perfekt.“ Doch als Hanny diesmal in „Porters Paradise“ eintrifft,
Read More Posted On Februar 21, 2004By Karsten HerrmannIn Bücher, Litmag
Ein unwiderstehliches Inferno Fiebernd-furios jagt Tristan Egolf seine Geschichte dahin, voller ungezügelter Energie, sarkastischem Humor und sprühendem Sprachwitz. Tristan Egolf schreibt mit der unwiderstehlichen Wucht einer Dampfwalze: anarchisch, sinnlich, roh. Der 29jährige Debutant aus den USA hat mit in seinem „Monument für John Kaltenbrunner“ eine Geschichte in die Tasten gehämmert, die weit entfernt ist von standardisierten „Creative Writing“-Produkten und ihrem Marktkalkül. Hier hat ein ungeheuer kraftstrotzendes und eigenwilliges Leben seine Spuren eingebrannt, wie es Tristan Egolf geführt haben mag, nachdem er das College geschmissen, in einer Punkrockband gespielt und durch
Read More Posted On Februar 21, 2004By Karsten HerrmannIn Bücher, Litmag
Die Revolten und Utopien der Avantgarden Die „Kleine Bücherei für Hand und Kopf“ der Hamburger Edition Nautilus ist seit vielen Jahren eine Fundgrube für die Texte der Avantgarde, der Vergessenen und Verfemten. Mit einer – unkommentierten! – Sammlung von Künstler-Manifesten des 20. Jahrhunderts bietet sie nun einen exemplarischen Spaziergang durch die gesamteuropäischen Revolten und Utopien von den Futuristen über die Dadaisten, Surrealisten, Lettristen und Situationisten bis hin zu Joseph Beuys berühmten Diktum „Jeder ist ein Künstler“. Mit einer gehörigen Portion Pathos werden in diesen Manifesten schallende „Ohrfeigen für den öffentlichen
Read More Verzwicktes Verbrechen im Moloch Berlin Manfred Lührs erzählt seine kriminalistische Geschichte unter abrupten Perspektiv-Wechseln und stattet sie mit einer Vielzahl von Nebenschauplätzen und Verstrickungen aus. Das Berlin der 20er Jahre ist ein ebenso magischer wie janusköpfiger Mythos: auf der einen Seite steht das atemlos dahinrauschende Nachtleben, auf der anderen Seite die rasende Inflation und Armut sowie (konter-) revolutionäre Umsturzversuche von links und rechts. In seinem Roman „Im Dunkel Berlins“ lässt Manfred Lührs diese ambivalente Zeit und ihre Atmosphäre nun noch einmal plastisch auferstehen. In filmreifen – und manchmal allzu klischeehaften
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Dümpelnde (Liebes-) Suche Der junge spanische Autor Ignacio Garcia-Valino überzeugt zu Anfang dieser Geschichte durchaus mit seiner poetisierten und reizvoll flanierenden Großstadtprosa. Doch im Fortgang des Buches verflachen sowohl – zumindest in der Übersetzung – Sprache wie Spannungsbogen und Ignacio Garcia-Valino verfällt zunehmend in einen banalen bis pseudo-philosophischen Plauderton. Eine verzwickt-verwickelte „ménage à trois“ bildet den fast klassischen Ausgangspunkt für Ignacio Garcia-Valinos Roman „Der kirschrote Schuh“: Im Kampf um die Liebe der mysteriösen Sara, die später einmal als „ein Polyeder mit scharf geschliffenen, gläsernen Kanten“, als eine „Katastrophentombola“ beschrieben werden
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Mit frischen Schwung durch eine grausam-groteske Welt In kurzen, knackigen Episoden von einer geradezu heiteren Obszönität lässt der 1955 geborene Ire Patrick McCabe das Leben und Träumen seines zwielichtigen Protagonisten aufblitzen. Mit einem alten Hauskittel und Kopftuch hockt Mütterchen Riley in einem kleinen Appartment und schreibt für ihren Psychiater in „schmutzigen, saftigen Einzelheiten“ ihr Leben auf: Auf die Welt gekommen war sie nach einem wollüstigen Fehltritt des katholischen Paters Bernard Mc Ian im nordirischen Kaff Tyreleen als Patrick Braden. Abgeschoben zu einer schlampigen Ersatzmutter und inmitten von bitterer Armut und
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Im Strudel aus Hoffnung, Liebe und Hass Andre Dubus erzählt diese Geschichte aus den wechselnden Ich-Perspektiven seiner Protagonisten und reißt den Leser immer tiefer hinein in einen Strudel aus Angst und Verzweiflung, Hoffnung und Liebe. Tagsüber sammelt Massoud Behrani für ein paar Dollar den Müll von den hitzeflirrenden Asphaltbändern der Highways rund um San Francisco. Abends steigt der 56jährige mit einem frischen Anzug in seinen klimatisierten Buick und fährt zu Frau und Kindern heim in die 3000-Dollar-Wohnung. Massoud Behrani ist ein hochdekorierter und exilierter Colonel der kaiserlich-persischen Luftwaffe und muss
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Ein Dandy in der weiten Welt Christian Kracht betrachtet die Welt konsequent als ein rein ästhetisches Phänomen: das zeigte schon sein Debut-Roman „Faserland“, in dem er seinen blasierten Ich-Erzähler quer durch die Republik schickte, das zeigte sich in dem zusammen mit Benjamin von Stuckrad-Barre, Joachim Bessing und anderen verfassten Manifest „Tristesse Royale“ – und das bestätigt sich nun wiederum in seinem neuesten Werk. In „Der gelbe Bleistift“ sind Reisereportagen aus allen Ecken und Winkeln Asiens versammelt, die Christian Kracht zwischen 1992 und 1999 für die „Welt am Sonntag“ geschrieben hat.
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Verloren im Mahlstrom des Jetzt Locker verbunden durch die scheiternde Liebe seiner Protagonisten Katharina und Benjamin montiert Rainald Goetz in „Dekonspiratione“ ein zersplittertes Medien-Panorama zusammen. Im Zentrum steht die Agentur „Public Sword“, die den „Hunger“ der Medienbranche „nach Inhalt“ stillt und neue Konzepte für die Harald Schmidt-Show oder den nächsten „Dietl“ erarbeitet. Am Rande murmeln „SZ“, „Zeit“ und „Spiegel“ in Zitaten und Schlagzeilen vor sich hin, da lesen Thomas Kapielski und Durs Grünbein, da dekliniert sich der Kulturschickeria- und Intellektuellen-Diskurs auf Vernissagen und Szene-Events virtuos durch – bis zum „Rausch
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Das Glück der Bilder Nach der Lektüre bleibt nur die Erinnerung an einige faszinierende poetische Bilder, in denen Patricia Görg ihr literarisches Talent aufblitzen lässt. Patricia Görgs Protagonist Maat ist ein einsamer Pendler zwischen den Welten, er ist ein Pendler zwischen dem Heiligen und dem Profanen, zwischen der Ewigkeit und dem Vergänglichen: Jeden Morgen tritt er ein in seine grüne „Museumsschachtel“ mit ihren mythendurchwehten mittelalterlichen Meisterwerken, in denen Heilige ihre Segel setzen, fliegende Fische und Engel erscheinen und das Gold in den Zwischenräumen wächst – und jeden Abend taucht der
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Im Jenseits der Zeit Nach dem epochalen Welttheater „Unterwelt“ beweist Don DeLillo mit einem kleinen Kammerspiel seine Meisterschaft. Rey und Lauren sitzen in der Küche eines einsamen Landhauses, er „hinter der Zeitung, im Kaffee rührend.“ Toast fluppt aus dem Toaster, Orangensaft wird geschüttelt, draußen zirpen die Vögel und Sätze schwirren aneinander vorbei in die Leere: „Ich wollte Dir was sagen, aber was?“ Mit wenigen Strichen zeichnet Don DeLillo in seinem neuen Roman „Körperzeit“ die klassische Situation eines Ehepaares, das sich vor langer Gewöhnung kaum noch wahrnimmt und stets aneinander vorbeiredet.
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Auf der Höhe der Zeit „Gold“ überzeugt durch seinen ganz eigenständigen Sound und lässt den 37jährigen Ralf Bönt zu einem Hoffnungsträger der jungen deutschen Literatur werden. „Wir befinden uns am Ende des Jahrhunderts, in der Hauptstadt“ und „irgendwie fühlte man, dass Geschichte in der Luft lag, schwanger schien alles“ – in seinem zweiten Roman entwirft Ralf Bönt ein schwankendes Kaleidoskop des von grandiosen Medienmythen und desorientierten Menschen bevölkerten Berlin. Seine nur vordergründig so abgeklärten Protagonisten Anna, Lotte, Hans und Dorado stecken in einem verzwickten Wechselspiel aus Fehl- und Seitensprüngen, aus
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Ein Thriller für literarische Feinschmecker Mit fein ausgeklügelter Hochspannung, psychologischem Tiefgang, (gesellschafts-) politischem Hintergrund, dichter Atmosphäre und viel Lokalkolorit. Thriller-Autoren gelten ein wenig als die Fast-Food-Produzenten im weiten Feld der Literatur und gelangen nur selten in den Rang (fast) unsterblicher Klassiker wie Raymond Chandler, Eric Ambler oder Patricia Highsmith. Dass der junge schottische Thriller-Autor Ian Rankin eines Tages mal in einem Atemzuge mit diesen Heroen des Genres genannt werden wird, erscheint nach seinem jüngsten Roman als gar nicht so abwegig: „Der kalte Hauch der Nacht“ ist ein schon fast perfekt
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Brillante Hochgeschwindigkeitsliteratur Stephan Maus glänzt in „Alles Mafia“ mit einer collagenhaften und von unglaublichen Wortneuschöpfungen strotzenden Prosa, die ebenso aphoristisch-hintersinnig wie grotesk und obszön sein kann. Mit seinem zweiten Roman „Alles Mafia“ ist Stephan Maus zum kaum noch zu überholenden Hochgeschwindigkeitsliteraten in der jungen deutschen Autorengarde avanciert: im wummernden Techno-Takt und mit 120 beats per minute treibt er diese „Gangsta Rhapsodie“ gnadenlos schnell voran: „Die Metropole war ein unwirtliches Dickicht, ein pfeifender Risikoraum, ein blinkender Pups, ein chiffreartig verschweißter Makrochip, ein Gigafloperlebnispuff, ein hitzig abgewaveter Dudelsack voller Rambazamba-Performance.“ Durch diese
Read More Mit „absoluter Ignoranz und Zuversicht“ zum Durchbruch Rückblende auf den letzten Ingeborg Bachmann-Wettbewerb vor der Jahrtausendwende: Im Klagenfurter Weihetempel der jungen deutschen Literatur wartet die hehre Kritikerrunde und das gespannte Publikum auf den nächsten Kandidaten. Mit einem spitzbübischen Lächeln fläzt sich Thor Kunkel breitarmig auf seinem explosiven Stuhl und verliest nach einer programmatischen Celine-Einleitung ein ganz und gar nicht erbauliches, ganz und gar nicht erlesenes Fragment aus dem Leben seines Antihelden Kuhl – „Kuhl, 19, Ex-Fernsehtechniker, gelernter Versager, jetzt Nachtwächter“. Kuhl, der „Conasseur der Narkose“ und begnadete Moskowskaja-Säufer, suhlt sich
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Generation X on the road David Trueba erzählt flott, humorvoll und schnörkellos – allerdings nicht ohne hin und wieder etwas zu dick aufzutragen und in die Nähe des Klischees zu geraten. Sie sind gegen Ende zwanzig und in einer Wohlstandsgesellschaft aufgewachsen, sie haben nichts so richtig gelernt und trudeln ohne große Ziele durch ihr Leben – es ist die Generation X, die ebenso in Amerika wie in Europa beheimatet ist und sich auf einer ständigen Suche befindet: nach Freiheit und Abenteuer, nach Sinn und schnellem Sex. Und so machen sich
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Pralles Sittengemälde des tiefen amerikanischen Südens Elf Jahre nach seinem Welterfolg „Fegefeuer der Eitelkeiten“ hat Tom Wolfe wieder einen Roman vorgelegt, der den Leser von der ersten bis zur letzten Seite in seinen unwiderstehlichen Erzählsog zieht. Der notorische Dandy im weißen Anzug, der seit Jahren auf den reflexiv-experimentierfreudigen „magersüchtigen Roman“ schimpft, erweist sich hier als der Prototyp des realistischen amerikanischen Erzählers. Charlie Croker ist in einer nüchtern kalkulierenden, technokratischen Welt das letzte Exemplar einer aussterbenden Menschengattung: „Er war ein Spieler, ein Spekulant, ein Hasardeur, der den hohen Einsatz mehr liebte als
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Das Glück im Hier und Jetzt Geoff Dyers „Paris XTC“ unterscheidet sich wohltuend von den flachen Life-Style-Erzeugnissen einer boomenden Pop-Literatur und hat das Zeug zu einem wahren Kultbuch. Auf den Spuren von Ernest Hemingway und Henry Miller treibt es den jungen Engländer Luke in das Paris der Neunziger, um „ein Buch zu schreiben“. Er bezieht im 1. Arrondissement eine häßliche, stickige Wohnung und streift einsam durch die Strassen und Kinos der mythenumwehten Seine-Metropole. Sehnsüchtig wartet Luke „auf das Glück, das die Stadt ihm verhieß“ – und erhascht es nur in
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Zwischen Meeresblick und Mafiasumpf Veit Heinichen war einst Mitbegründer des Berlin-Verlages und hat ihn bis zu seinem Ausscheiden 1999 zu einer der ersten Adressen für gute Literatur in Deutschland gemacht. Nun hat er selber seinen ersten (Kriminal-) Roman geschrieben – und auch das ist ihm wunderbar gelungen. „Gib jedem seinen eigenen Tod“ spielt im hochsommerlichen Triest, der Wahlheimat Veit Heinichens, und führt mitten hinein in einen Mafia-Sumpf aus Prostitution, illegalem Menschenschmuggel und Korruption. Der eigentliche Fall beginnt mit dem mysteriösen Verschwinden des zwielichtigen Geschäftsmannes Bruno de Kopfersberg und hat eine
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Pfiffiges Spiel Peter Jacobi hat mit „Mein Leben als Buch“ einen höchst vergnüglichen und grotesken Roman geschrieben, der durch seine reichen literarischen Bezüge zu einem wahren Schmankerl für alle Bibliophilen wird. Stellen Sie sich vor, Sie wachen eine Morgens als Buch auf und es macht Ihnen rein gar nichts aus – und genau dies widerfährt dem „Büchertonnen“-Antiquar Dietrich Oger alias „Diogenes“. Die seltsame und Franz Kafkas „Verwandlung“ kolportierende Metamorphose schützt den fanatischen Büchernarr vor den banalen Zumutungen des alltäglichen Lebens. Statt sich mit seiner Frau Gisela und den Finanzproblemen seiner
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Comeback einer schnoddrigen Kultfigur Kemal Kayankaya is back! Seit dem durchschlagenden und von Dorris Dörrie verfilmten Debut „Happy Birthday, Türke“ genießt Jakob Arjounis eigenwilliger Frankfurter Detektiv unter den deutschen Krimi-Freunden unbestrittenen Kultstatus. Ein ganzes Jahrzehnt mussten sie jetzt nach dem mit dem „Deutschen Krimipreis“ ausgezeichneten „Ein Mann, ein Mord“ auf den neuen und damit vierten Fall für Kayankaya warten. Mit Vollgas und deftigen Slapstick-Elementen steigt Jakob Arjouni in seinen neuen Roman „Kismet“ ein: Kayankaya und sein alter Spezi Slibulsky hocken im Geschirrschrank des Lokals „Sausade“ und warten auf zwei Schutzgelderpresser.
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