Kants Bilder
Tapete aus Andrea Büttners „Bilder in der Kritik der Urteilskraft“ (Quelle: KStA)
Michael Kohler gestern im Kölner Stadt-Anzeiger:
„Die 60er Jahre waren eine schlechte Zeit für Klaviere. Damals begannen die Fluxus-Künstler, ihre eigene Form der kleinen Hausmusik zu spielen und Pianos aller Art auf offener Bühne in tausend Teile zu zerhacken. Bald schien kein Klavier mehr sicher vor der schöpferischen Zerstörungswut – als Symbol der bürgerlichen Kultur war es einfach ein zu dankbares Opfer der Kunstrevolution.
Im Kölner Museum Ludwig splittert das Holz jetzt im Sekundentakt von drei Leinwänden – als Teil einer Videoinstallation der Frankfurter Künstlerin Andrea Büttner. Man sieht Nam June Paik, wie er ein Piano immer wieder umkippt, um es dann von Assistenten wieder aufrichten zu lassen, oder Raphael Ortiz, der aus der Pianozertrümmerung geradezu eine neue Konzertform macht. Neben diese laute Zerstörungsorgie hat Büttner die Aufnahme von neun Pianistinnen gesetzt, die gemeinsam – gleich einem Chor, wie sie sagt – vorwiegend romantische Klavierstücke spielen.
Hier die männliche Rampensau, dort die Frau im stillen Kämmerlein: Für Büttner liegt die Pointe der Klavierzerstörungen gerade darin, dass die Künstler genau das fortschreiben, was sie zu zerstören glauben – nämlich den Geniekult der bürgerlichen Kultur.“
Die Ausstellung „Andrea Büttner: 2“ wird heute im Museum Ludwig eröffnet.
Statt Katalog erscheint gegen Jahresende im Meiner-Verlag eine mit Collagen von Andrea Büttner illustrierte Kant-Ausgabe der „Kritik der Urteilskraft“.
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