Mexikanische Trilogie
Yuri Herrera (Foto: Antonio Cruz, SinEmbargo)
Eberhard Heisler bespricht aktuell in der NZZ Yuri Herreras „mexikanische Trilogie“:
„Der 1970 geborene Yuri Herrera geht einen anderen Weg. In seinem drei schmale Romane zusammenfassenden Werk «Der König, die Sonne, der Tod» – der erste Teil davon, «Abgesang des Königs», war bereits 2011 auf Deutsch veröffentlicht worden – ist ihm um reine Gegenwart zu tun. Er vermittelt dem Leser, dass es nicht die Geschichte, sondern die Gegenwart selber ist, die auf den Individuen lastet. Weil er diese Fokussierung auf den Augenblick konsequent zum homogenen Stil entwickelt hat, handelt es sich bei seinem Werk um ein bemerkenswertes Schreibexperiment.
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Man spürt, wie bewusst sich dieser Autor des gewählten literarischen Mediums ist. Wenn er seinen Figuren, die von einem bleiernen Himmel in ihre Schicksale gepresst werden, Schritt für Schritt auf der Spur bleibt, dann ist es die Sprache, die dabei die Führung übernimmt. Lobo (der Titelheld im Roman, Anm. FM) erhält durch seine Gedichte nicht nur Zugang zum Palast des Drogenbosses, sondern zur Welt überhaupt. Indem er für sich einzelne Liedzeilen im Kopf wiederholt, heisst es einmal, wird die Welt für ihn bewohnbar. Er erlebt sich selbst in der Konfrontation mit der Schrift: «All die Buchstaben. Sie sind. Sind ein Blitzstrahl. Wie sie einander anrempeln und aufsaugen und das Auge in einen Wirbel von Gründen stürzen? Sie sind ein beständiges Licht.» Diesem tastenden Lichtkegel der Wörter folgt der Leser gerne.“
Yuri Herrera: Der König, die Sonne, der Tod. Mexikanische Trilogie. Aus dem Spanischen von Susanne Lange. Verlag S. Fischer, Frankfurt am Main 2014.
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