Welt in Farbe
Foto aus der ausgestellten Sammlung Kahn im Museum Rietberg
Vor 100 Jahren schickte der französische Philanthrop Albert Kahn zwanzig Fotografinnen und Fotografen nach Europa, Asien, Afrika und Amerika, um Menschen, Landschaften und Monumente mit neusten farbfotografischen Verfahren zu dokumentieren. Mit dem Grossprojekt wollte der französische Bankier in einer Zeit, als die Nationen zum grossen Krieg rüsteten, einen Beitrag zum Weltfrieden leisten.
Die 72'000 Glasplatten – lange Zeit vergessen – werden heute als Meilenstein der Geschichte der Dokumentarfotografie und der Völkerverständigung gefeiert. Erstmals in der Schweiz zeigt das Museum Rietberg eine Auswahl dieses ethnografisch wie fotohistorisch hochinteressanten Schatzes. Sie ermöglicht einen neuen, farbenprächtigen Einblick in eine vergangene Welt, die wir bislang nur in schwarz-weiss kannten.
Inspiriert vom Gedankengut des Philosophen und Nobelpreisträgers für Literatur, Henri-Louis Bergson (1859–1941), war Kahn überzeugt: Nur ein Austausch – die Kenntnis der Kulturen der Welt – führt zu einem friedlichen Zusammenleben der Menschen. Wer sich kennt und respektiert, will nicht Krieg führen. Die reisenden Fotografen hatten den Auftrag, lokale Szenerien, entspannte Alltagssituationen, Menschen in ihrer typischen Kleidung und Uniformen, Strassenansichten sowie berühmte Monumente einzufangen. Kahn erwartete weder Reportagen oder Kunstbilder, noch ethnologische Feldforschung. Sein Interesse galt der traditionellen Welt, den lokalen Eigenheiten und dem friedsamen Zusammenleben des 20. Jahrhunderts.
Neuen Kommentar schreiben