Florenz & Dante
Luzifer quält die drei Verräter Judas, Brutus und Cassius. Dante, Commedia, 14. Jahrhundert, Italien (Codex Altonensis, ex Bibliotheca Gymnasii Altonani, Hamburg)
Dirk Schümer erzählt in der WELT von Florenz & Dantes 750. Geburtstag:
„Immer wieder wurden in Florenz aus Rache ganze Stadtviertel abgefackelt, Tausende Mitbürger wurden durch Blutrache und Politfehden umgebracht, während die Frauen weniger Rechte besaßen als heute in Saudi-Arabien und in jedem Bürgerhaushalt Sklaven die Drecksarbeit machten.
Nehmen wir die wiederkehrenden Seuchen, die immense Kindersterblichkeit und das verbreitete Analphabetentum dazu, wirkt schon die Berufswahl des jungen Dante wie eine bewusste Höllenfahrt.
Aber offenbar wollte er nicht, wie seine Verwandtschaft, von mickrigen Immobiliengeschäften leben, sondern ohne Universität und Kirchenlaufbahn bei den coolen Verseschmieden mitmischen, die damals die liebestrunkene Troubadorlyrik der Provence mit der antiken Ethik des Aristoteles und der Metaphysik des Christentums verschmolzen.
Dantes erster Förderer war der schwerreiche Schnösel Guido Cavalcanti, aber der dichtete zum Vergnügen und nicht ums Leben. Nachdem Dantes Laufbahn als städtischer Kanzlist gescheitert war, blieb ihm in einer geistfeindlichen Umwelt nur die literarische Verzweiflung.“
Höllenpoet und Welterfinder im SWR
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