Posted On Mai 29, 2008By Carl Wilhelm MackeIn Bücher, Litmag
Plastikbeutel, Stoffreste, Leichen Die Tragödie der Bootsflüchtlinge auf dem Mittelmeer. Von C.W. Macke Man kann es natürlich prosaisch formulieren. „Der Strom der Geschichte“, schreibt der Triestiner Schriftsteller Claudio Magris, „schwemmt die kleinen Geschichten der Individuen fort und läßt sie untergehen, die Woge des Vergessens löscht sie aus dem Gedächtnis der Welt; Schreiben bedeutet unter anderem auch, am Ufer entlanggehen, stromaufwärts fahren, schiffbrüchige Existenzen auffischen und Strandgut wiederauffinden, das ich andren Ufern verfangen hat, um es zeitweilig auf einer Arche Noah aus Papier unterzubringen“. Wesentlich nüchterner heißt dagegen am Endes des
Read More Der Tausendprozentige
David Foster Wallace kann eigentlich alles. Aber anders als die meisten Alleskönner kann er alles nicht nur ein bisschen, sondern auch noch ein bisschen besser als alle anderen.
Read More Anlässlich seines hundertjährigen Bestehens legt rowohlt William Faulkners Roman Licht im August in einer Neuübersetzung vor. Von Jörg Auberg
Read More Der Begriff „Stellenliteratur“ bezeichnet ja eigentlich Werke, die ausschließlich ihrer sexuell expliziten Szenen wegen durchblättert werden. Die Leser von "Stellenliteratur" hangeln sich, Inhalt und Struktur vollkommen missachtend, einzig des Effekts wegen von Stelle zu Stelle; das Drumherum ist ihnen ebenso lästig wie die Handlung bei Pornofilmen.
Read More Spurensuche und Vergangenheitsbewältigung in einem: eine junge Frau will wissen, wer ihr wahrer Vater ist, sucht ihre Mutter und kommt am Ende bei sich selbst an. Die amerikanische Jungschriftstellerin Vendela Vida hat einen schönen, traurigen Roman geschrieben. Von Senta Wagner
Read More Posted On April 28, 2008By Joerg von BilavskyIn Bücher, Litmag
Charismatischer Chaot Stefan Wimmer schreibt süffisante Episoden aus dem Leben des Tunichtguts Ingo Falkenhorst. Wer sich bei dieser Lektüre nicht amüsiert, ist entweder strenger Antialkoholiker oder radikale Feministin. Nein, das würde ihm ganz und gar nicht gefallen. Das jüngst erlassene Rauchverbot in Mexiko Citys Cantinas. Ingo Falkenhorst würde seine Tequilas im „Tiburcia“ oder im „Centenario“ nie ohne Glimmstängel runterkippen. Lieber nähme er die für besonders hartnäckige Qualmer angedrohte Strafe von 36 Stunden Gefängnis in Kauf. Das wäre allemal erträglicher, als das, was er während seiner Trips in der mexikanischen Metropole
Read More Der Kubaner José Manuel Prieto wird international als einer der großen Hoffnungen für eine eigenständige und avancierte lateinamerikanische Literatur gehandelt. In seinem neuen Roman Rex versteigt er sich jedoch in literarische Hochstapeleien und verliert den Leser aus dem Blick. Von Karsten Herrmann
Read More Posted On April 14, 2008By Gisela TrahmsIn Litmag, Lyrik
Einige sind immer drin. Andere, die drin waren, sind jetzt draußen. Wieder andere, die noch nie drin waren, sind drin und freuen sich. Die Rede ist von den Lyrikern und ihrem inoffiziellen Sammelplatz, dem "Jahrbuch der Lyrik". Von Gisela Trahms
Read More Posted On April 10, 2008By Carl Wilhelm MackeIn Bücher, Litmag
Der ‚andere Franz’ Drei linke Intellektuelle suchen einen Heiligen Man kann dieses Buch auch als einen Beitrag zum wieder viel diskutierten legendären Jahr 1968 lesen. An keiner Stelle wird zwar auf dieses Datum eingegangen und im Mittelpunkt des Buches stehen auch keine Erinnerungen an die ‚Schlacht am Tegeler Weg’, an universitäre Sit-Ins oder irgendwelche revolutionären Kommunen. Zeitlich ist das Buch konzentriert auf das 13. Jahrhundert, das man nur wahrlich nicht in einem Zusammenhang mit den weltweiten Studentenbewegungen Mitte des 20. Jahrhundert bringen kann. Aber der intellektuell-politische Werdegang der drei Autoren
Read More Rechtswende! Rechtswende? Zu wissen, dass es noch Menschen gibt, die wie Jutta Ditfuhrt in Zeiten des allgemeinen Werteverlustes ihre alten Welt- und Feindbilder konservieren, hat auch etwas durchaus Beruhigendes… Von Carl Wilhelm Macke Beruhigend zu wissen, dass es noch Publizistinnen wie Frau Ditfurth gibt. In der allgemein herrschenden und immer mehr zunehmenden „neuen Unübersichtlichkeit“ wie Habermas es weiland auf den Begriff brachte, sind professionelle Zeitdeuter wichtig, die ‚links’ und ‚rechts’, ‚oben’ und ‚unten’, ‚konservativ’ und ‚progressiv’ noch zu unterscheiden wissen. Von Frau Ditfurth aus gesehen, ist die Welt jedenfalls noch
Read More Posted On April 7, 2008By Carl Wilhelm MackeIn Bücher, Litmag
Bruder Leichtfuss Iso Camartin und Herr Casparis erkunden die beste aller möglichen Welten Schade, dass bestimmt Namen und Begriffe schon seit langer Zeit schlecht ‚besetzt’ sind. Sagen wir von jemanden zum Beispiel er sei ein „Bruder Leichtfuß“, dann wollen wir ihm nichts Gutes. Im Lexikon finden wir als Synonyme für den Leichtfuss’ etwa ‚Haderlump, Hallodri, Libertin, Taugenichts, Tunichtgut, Windbeutel, Windhund, windiger Bursche’, also allesamt keine besonders schmeichelden Attribute. Es wäre eine eigene sprachgeschichtliche Untersuchung wert, warum alles leicht Daherkommende und Dahinschwebende im Deutschen eine fast immer so abwertende Bedeutung hat
Read More Auf den Spuren von Gabriel Garcia Marquez reiste 1993 eine Truppe von Künstlern und Artisten auf einem selbst gestalteten Zug durchs ländliche, vom Bürgerkrieg gebeutelte Kolumbien und begeisterte mit ihren Gratisvorstellungen. Als Chronist reiste Ramon Chao mit - der Vater des Musikers Manu Chao. Von Frank Rumpel
Read More Posted On April 4, 2008By Carl Wilhelm MackeIn Bücher, Litmag
Die Finger eines Mannes „Mit Hoffnung zwischen den Zähnen“ kämpft John Berger um das globale Überleben Es mag Zufall sein, aber die letzte Zeile in der Sammlung mit neuen Essays von John Berger führt direkt zu einer typischen Färbung seines gesamten literarischen und journalistischen Werks. Berger zitiert dort ein Gedicht des von ihm sehr geschätzten türkischen Lyrikers Nazim Hikmet: „Wäre ich ein Wort,/ würde ich leise meine Liebe sagen“. Der in London geborene, aber schon seit vielen Jahren in einem französischen Dorf unweit der schweizer Grenze lebende Berger kann über
Read More Mit "Zephyr" begibt sich der vielfach ausgezeichnete Lyriker und Dramatiker Albert Ostermaier von seinen angestammten literarischen Hochebenen in die prosaischen Niederungen - und lockt den Leser dort in ein raffiniertes Spiegelkabinett, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint. Von Karsten Herrmann
Read More Posted On März 27, 2008By Carl Wilhelm MackeIn Bücher, Litmag
Die Stimmen der Opfer Mario Calabresi erinnert an die Ermordung seines Vaters. Es koennte sich um ein Werbemotiv der Firma FIAT für den legendären Cinquecento handeln. Ein einnehmend blaues Modell dieses Wagentyps vor weissem Hitergrund. Ein in ähnlichem strahlenden Blau gehaltenes Lesebändchen. Ab in den Süden. Dolce vita…Der Inhalt des Buches handelt aber mehr vom ‚Dolce amara’, vom bitteren Leben der Opfer in den bleiernen Jahren des italienischen Terrorismus. Während in Deutschland wie in Italien unendlich viele Erinnerungen aus den Reihen der Täter terroristischen Gewalttaten in den siebziger, achtziger Jahren
Read More Im mächtigen Schatten des gerade vierfach Oscar-prämierten „No Country for Old Men“ der Coen-Brüder erscheint jetzt endlich auch dessen gleichnamige literarische Vorlage auf Deutsch. Sie stammt von keinem Geringeren als Pulitzer-Preisträger Cormac McCarthy und zeigt von der ersten Seite an, auf welch meisterlicher Grundlage der Filmerfolg beruht. Von Karsten Herrmann
Read More Wolfgang Kraushaar zieht zum 40. Jahrestag der Revolte von 1968 eine kritische Bilanz und transferiert die Geschichte ins Reich der Pathologie. Von Jörg Auberg
Read More Der Preis der Leipziger Buchmesse geht in diesem Jahr an Clemens Meyer für seinen Kurzgeschichten-Band "Die Nacht, die Lichter". Ein (Live-)Porträt des Autors von Gisela Trahms.
Read More Mit welcher Souveränität der dreißig Jahre alte Gewinner des Preises der Leipziger Buchmesse die Grenzen zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Wahrnehmung, Erinnerung und Traum verwischt, verdient Bewunderung.
Read More Posted On März 10, 2008By Carl Wilhelm MackeIn Litmag, Lyrik
Schmetterling des Todes Joan Margarit verarbeitet in dem einzigartigen Gedichtzyklus die Trauer über den Tod seiner Tochter. Professor Bonaventura aus Barcelona habe seine Seminare immer mit einer wiederkehrenden Begrüßung begonnen: „Guten Tag, meine Herren! Heute sind soundsoviele Jahre, Monate und Tage vergangen, seitdem meine Tochter starb.“ Diese Erinnerung an seinen Professor lässt der als Architekt ausgebildete, heute als Schriftsteller unweit von Barcelona lebende Joan Margarit mit den Zeilen enden: „Meine Tochter fand seit zwei Monaten, drei Tagen und sechs Stunden im Tod den tiefen Grund.“ In einem großen Gedichtzyklus versucht
Read More Citoyen oder Bourgeois? Albrecht von Lucke fragt nach den Folgen von ’68 Nicht schon wieder ‚68…Wir befinden uns zwar erst in den Anfangsmonaten des 40. Gedenkjahres, aber es reicht jetzt schon mit den einschlägigen Kommentaren, Erinnerungen, Polemiken, Abrechnungen und Nostalgien. Was diese 68er – wer immer damit auch gemeint ist – alles gewesen sein sollen: pubertierende Schlaffis, Flower Power People, Pazifisten, Bellizisten, Werte- und Familienzerstörer, Kommunisten, Terroristen, sogar kostümierte Nazis usw. usw. Wer will, kann diese Liste jederzeit um weitere Kohorten, K-Gruppen und Etiketten vervollständigen. Für das Feuilleton und manche
Read More Richard? Welcher Richard? Handelt es sich nicht um einen Film über die Asien – Tournee der Berliner Philharmoniker? Sollte man daher nicht besser titeln: A Kick out of Simon (Rattle)? Nein, eben nicht, und das ist schon eins der essentials des Films. Von Gisela Trahms
Read More Kerstin Duken ist mit Jahrhundertsommer kein Jahrhundertroman gelungen, aber das eindringliche Psychogramm eines Zusammenbruchs erzählt mit einer ausgefeilten Sprache, lebensnahen Dialogen und überraschenden Wendungen. Von Frank Schorneck
Read More Erzählkunst, die bleibt: Peter Kurzecks Buch ohne Text Am 9. März werden in Köln die Deutschen Hörbuch – Preise verliehen. Oscar – Atmosphäre wird allerdings nicht aufkommen: die sieben Preisträger, gewählt von einer Fach-Jury aus einer shortlist von 21 Titeln, stehen längst fest. Das erstaunlichste und bezauberndste Hörbuch des Jahres 2007, „Ein Sommer, der bleibt“, ist freilich nicht einmal in dieser zu finden. Taube Ohren der Juroren? Von Gisela Trahms Was Ein Sommer, der bleibt einzigartig macht, verrät der Untertitel: „Peter Kurzeck erzählt das Dorf seiner Kindheit“. Das ist wörtlich
Read More Posted On Februar 21, 2008By Joerg von BilavskyIn Hörbuch, Litmag
Eine tragikomische Audiographie Das Leben und Schaffen Karl Valentins serviert als gelungene Mischung aus Hörbuch und Hörspiel. Von Jörg von Bilavsky Im letzten Jahr feierte man noch seinen 125. Geburtstag. In diesem Jahr gedenkt man schon seines 60. Todestages. Eine wirklich lebendige Erinnerung an Karl Valentin wird jedoch hauptsächlich in den süddeutschen Landen gepflegt. Dort wo der geborene Münchener und gelernte Tischler seine ersten kabarettistischen Gehversuche machte, nach vielen Höhepunkten auch den Tiefpunkt seiner Karriere und am 9. Februar 1948 schließlich verarmt und verhungert einen bitteren Tod fand. Wer sich
Read More Frank Goosen tritt mit seiner Coming-of-age-Geschichte den Beweis an, dass Erwachsenwerden auch jenseits der 40 noch wehtun kann. Von Petra Vesper
Read More