Posted On September 27, 2004By Karsten HerrmannIn Bücher, Litmag
Süffige Virtuosität Chang-rae Lee zeichnet in seinem neuen Roman „Turbulenzen“ mit leichter Hand eine multi-kulturelle Familiengeschichte. „Von hier oben, achthundert Meter über der Erde, sieht eigentlich alles ganz perfekt aus“ – wenn Jerry Battle mit seiner Propellermaschine „Donnie“ über Long Island schwebt, löst sich der übliche Alltagswust aus kleinen und großen Katastrophen, nervigen Routinen und verzwickten Beziehungen zu einer wunderbaren Klarheit und Leichtigkeit auf. Jerry Battle ist der Ich-Erzähler von Chang-rae Lees neuen Roman „Turbulenzen“. Mit seinen knapp 60 Jahren könnte Jerry, der seine Gartengestaltungsfirma schon an seinen Sohn Jack
Read More Posted On September 12, 2004By Frank SchorneckIn Bücher, Litmag
Dark Angel im Millionenspiel Wieder mal steht Berlin im Mittelpunkt eines jungen deutschen Romans. Doch das Berlin in Nadja Sennewalds zweitem Roman (nach „schöner_wohnen.doc“) hat nicht viel zu tun mit der Party-Hauptstadt so mancher Jungliteraten. Sennewald führt uns in das Berlin einer vielleicht gar nicht so fernen Zukunft. Die Stadt ist unterteilt in Sektoren, die von privaten Wachdiensten kontrolliert werden – aus Geldmangel hat die Stadt alle wichtigen Plätze privatisiert. Die Helden des Romans sind jugendliche Underdogs, die sich mit kleinen Jobs durchs Leben schlagen und plötzlich die Chance ihres
Read More Posted On September 12, 2004By Frank SchorneckIn Bücher, Litmag
Furios und fulminant Endlich in neuer Roman des Kultautors Matt Ruff. In „Ich und die anderen“ wird durch eine simple Zweierkonstellation ein ganzer Kosmos skurriler Geschichten aufgerissen. Denn die beiden Hauptfiguren sind multiple Persönlichkeiten und man weiß nie, mit wem man es gerade zu tun hat. Dass universitäre Abschlussarbeiten dröge Lektüre bieten, ist kein zwingendes Kriterium. Als ein junger Student Ende der Achtziger als Abschlussarbeit im Englischseminar einen Roman einreicht, hat dies gleich zwei weitreichende Konsequenzen: 1. Die maximale Länge solcher Arbeiten wird an der Universität von XXX fortan auf
Read More Posted On August 29, 2004By Frank SchorneckIn Bücher, Litmag
Ein Käfig voller Irrer Mit „Krass“ liegt ein Roman vor, der in Sachen Abgedrehtheit der Charaktere und Situationen David Sedaris Konkurrenz machen könnte. Leider verbleibt der Roman Augusten Borroughs zu sehr im Episoden- und Karikaturhaften. Eine angebliche Autobiographie, ein schwuler Ich-Erzähler, jede Menge abgedrehter Charaktere und absonderliche Erlebnisse – nein, es ist nicht die Rede von David Sedaris‘ „Nackt“, auch wenn der deutsche Titel von „Running with scissors“ lautmalerisch dessen Nähe sucht. Und das ist gar nicht mal so dumm, denn Sedaris-Fans werden an Augusten Burroughs‘ Roman ihre helle Freude haben.
Read More Posted On August 29, 2004By Karsten HerrmannIn Bücher, Litmag
Kosmopolitische Geschichten David Mitchells „Chaos.“ – voluminöse Story-Sammlung oder das Modell für die Literatur des 21. Jahrhunderts? Die englische Literatur ist reich gesegnet mit schreibenden Kosmopoliten und Wanderern zwischen den Kulturen wie Salman Rushdie oder Hanif Kureishi. Mit einem rund um den Globus führenden „Roman in neun Teilen“ gesellt sich nun der junge David Mitchell aus entgegengesetzter Richtung hinzu. Der 1969 in Lancaster geborene Mitchell lebt heute als Universitätsdozent in Hiroshima und so spielt auch die Auftaktgeschichte in seiner neuen japanischen Wahlheimat. Aus der Ich-Perspektive erleben wir einen japanischen Sektierer,
Read More Posted On August 19, 2004By Carl Wilhelm MackeIn Bücher, Litmag
Nichts wie hin zum Süden Schon immer war der Süden mehr als nur eine geographische Angabe der Himmelsrichtung. Mit der Metapher des Südens verbinden sich die ureigensten Sehnsüchte vor allem der im Norden lebenden Menschen. Dies haben viele Autoren erkannt, allen voran Iso Camartin, der in seinem Band „Jeder braucht seinen Süden“ viele Variationen der Süd-Metapher durchspielt. Sommerzeit. Reisezeit. Ab in den Norden. – Irgendwie paßt das nicht zusammen. Jüngst erhielt ich eine Postkarte von einem finnischen Freund. Seine Familie würde sich schon auf den Sommerurlaub im Süden freuen. Und
Read More Guru mit Stil Ein Nachruf auf den italienischen Journalisten, Polemiker und Weltmann Tiziano Terzani. Ende Juli ist im „toskanischen Himalaya“ bei Pistoa der italienische Journalist Tiziano Terzani gestorben. Auf den Medienseiten der deutschen Tageszeitungen wurde fast ausschließlich der große Asien-Reporter Terzani gewürdigt. Allen voran hat selbstverständlich der SPIEGEL, für den der Verstorbene jahrzehntelang als Korrespondent gearbeitet hat, die journalistischen Verdienste von Terzani hervorgehoben. In diesen Würdigungen ist aber fast immer auch der ‚andere Terzani‘ unterschlagen worden. In seinem Heimatland Italien war er zuletzt weniger als journalistischer Korrespondent und mehr als
Read More Sinnvoll und nützlich Interessant, und damit mit dem nötigen Distinktionsgewinn gegenüber den anderen Übersichtsveranstaltungen ausgestattet, sind Shiptons Akzentuierungen. Brauchen wir noch eine „History of Jazz“, bevor es endlich eine einzige, verlässliche, haltbare, definitive „Geschichte des Jazz“ gibt? Also ein Nachschlagewerk, das sämtliche Macken und Desiderate von „That´s Jazz“, Berendt, Polillo, Burns/Ward, Joost, Reclam und so weiter und so fort vermeidet? Einen Thesaurus, der alle Einzelstudien, Label-Geschichten, Musiker-Monographien, discographische Exerzitien, Interview-Bände, Sozialgeschichten, Krankheitsgeschichten lesbar zusammenfasst und auf den Punkt bringt? Doch ach, je mehr solcher Einzelteile entstehen, desto schwieriger wird natürlich
Read More Posted On August 16, 2004By Carl Wilhelm MackeIn Bücher, Litmag
Grenzgebiet Eine Erinnerung an die Kindheit und das Leben in der verworrenen Grenzregion im äußersten Nordosten Italiens und Nordwestens von Kroatien. Marisa Madieri zeigt uns am Beispiel ihrer eigenen Familiengeschichte, wie fragwürdig eindeutige nationale Zuordnungen von Menschen sind, die Opfer von politischen Neuordnungen in traditionellen Grenzgebieten werden. Auf den ersten Blick könnte man „Wassergrün“ schnell in das Genre derjenigen Bücher einordnen, die von Schriftstellerinnen über ihre Kindheit an der Schwelle des eigenen Älterwerdens geschrieben werden. Das Buch wimmelt von Verwandten ersten und zweiten Grades, von ‚Wahlverwandten‘ und Freunden, mit denen
Read More Ein Liebhaber des Mittelmeeres Geboren wurde er im bosnischen Mostar. Seine Mutter war Kroatin, sein Vater Ukrainer. Viele Jahre hat er in Paris slawische Literatur gelehrt, heute lebt er als italienischer Staatsbürger in Rom. Seine Heimat ist das Mittelmeer, und an dessen Ufern fühlt er sich zu Hause. Vielleicht liegt es an der geographischen Ferne zum mediterranen Raum, dass Predrag Matvejevic‘ im deutschen Sprachraum noch weitgehend unbekannt ist. Die zwei einzigen ins Deutsche übersetzten Bücher sind inzwischen nur noch antiquarisch zu erwerben. Das Mittelmeer ist verführerisch. „Wenn wir von menschlicher
Read More Posted On Juli 19, 2004By Karsten HerrmannIn Bücher
Aufbruch in die Neuzeit Vor 700 Jahren wurde Francesco Petrarca geboren. Gekrönter Dichterkönig, Philosoph, Bergsteiger, Bibliophiler und Diplomat – Francesco Petrarca war ein Universaltalent. Mit ihm endete das Mittelalter und die Neuzeit brach sich ihre Bahn. Untrennbar sind so die Renaissance und der Humanismus mit dem Namen Petrarcas verbunden – und damit der Versuch einer Wiedergewinnung der Antike als Gegenmittel zum beklagten Kulturverfall der eigenen Zeit. Wiedergewinnung bedeutete dabei allerdings nicht Imitation, sondern Interpretation und Anverwandlung der Antike im Wissen um die historische Distanz. Mit Petrarca beginnt die Abkehr von
Read More Die neue Generation Quer durch Amerikas (Seelen-)Landschaften führen uns 19 starke Short Stories einer neuen Generation amerikanischer Schriftsteller. Mit Jeffrey Eugenides, Jonathan Safran Foer oder David Foster Wallace sind große Namen ebenso dabei wie neu zu entdeckende, z. B. George Saunders, Judy Budnitz oder Amanda Davies. Der Sound der Stories, die in New York, in den einsamen Weiten des mittleren Westens, in heruntergekommenen Vorortgegenden Floridas oder ortlosen „überdachten Einkaufszentren“ spielen, ist von leichter Lethargie und Melancholie gezeichnet. Es scheint etwas unwiderruflich verloren im Leben dieser Generation: die Seele, der Sinn
Read More Posted On Juli 7, 2004By Carl Wilhelm MackeIn Bücher, Litmag
Demokratie? Nein, danke. Man muss schon auf beiden Ohren taub und blind sein, um das verbreitete Desinteresse an der politischen Demokratie nicht wahrzunehmen. Die Zahl der Nicht-Wähler steigt von Wahl zu Wahl. Der Verdruss über ‚die da oben‘ und ihre ‚Diäten‘ ist riesig. Der Glaube, dass man mit den langsamen demokratischen Entscheidungsprozessen die wirtschaftliche Krise bewältigen, die Arbeitslosigkeit abbauen, die Umweltverschmutzung verringern, die Renten sichern kann usw. usw. schwindet mit jeder Legislaturperiode. Zwar sind es – noch – nur wenige, die ihre Hoffnung auf einen ‚Führer‘, wenigstens einen ‚starken Mann‘
Read More Durch Musik erzeugte Spiritualität und Transzendenz Große Musik auf jeden Fall, so lernen wir auch dieses Mal wieder von Kahn, wird noch spannender, wenn man sich um ihre Bedingungen kümmert. Kontexte schmälern nicht die Bedeutung eines „Genies“, Kenntnisse bereichern die Freude am Kunstwerk, und auch Transzendenz steht auf ganz irdischen Füßen. Was einmal erfolgreich war, darf durchaus auch ein zweites Mal funktionieren. Ashley Kahns wunderbare Studie über das making of Miles Davis` kapitalem Album „Kind of Blue“ hatte die Frage schlüssig beantwortet, ob ein ganzes Buch für eine einzige Schallplatte
Read More Ich erinnere mich noch an den letzten Komparsen Gespräch mit dem sizilianischen Schriftsteller Gesualdo Bufalino (1920 – 1996) über das Kino Kurze bevor Gesualdo Bufalino im Juni 1996 so tragisch bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam, hatte er noch mit dem italienischen Regisseur Franco Maresco ein Gespräch über seine ganz besondere Liebe zum Kino geführt. In Erinnerung an Bufalino veröffentlichte die Tageszeitung „il manifesto“ Auszüge aus diesem Gespräch. (Aus dem Italienischen von Carl Wilhelm Macke) Sprechen wir einmal über Ihre cineastischen Leidenschaften. Alle meine Schriften über das Kino sind in
Read More Ein Leben in Splittern Rujana Jeger seziert das traurige Lebensgefühl einer von Krieg und Umbrüchen geschüttelten „Generation X“ auf poetische und obszöne Weise. „… Das Leben ist wie ein Darkroom, sagt Kristijan. Du weißt nie, wer dich wie fickt und wen du wie fickst. Aber es ist zu aufregend, als dass du einfach so rausgehen könntest.“ Auf der Folie des zerfallenen und vom Krebsgeschwür des Krieges durchzogenen Jugoslawiens setzt die 1968 in Zagreb geborene und heute in Wien lebende Rujana Jeger ein (ihr?) Leben aus kleinen Splittern, Szenen und Fragmenten
Read More Beschwörende Hommage Mit seinem 1934 in Paris erschienenen und in Amerika lange Zeit indizierten Roman „Wendekreis des Krebses“ begründete Henry Miller seinen literarischen Ruhm. Ekstatisch, tabulos, intellektuell, obszön und poetisch erzählt der puritanisch erzogene Amerikaner hier von seinen glühenden Pariser Tagen und Nächten. In seinem neu übersetzten Erinnerungsbuch „Frankreich“ können wir ihn nun aus rein autobiographischer Perspektive noch einmal in diese bewegte und bewegende Zeit begleiten. Niedergeschrieben wurden diese Erinnerungen während des Zweiten Weltkriegs, quasi im amerikanischen „Exil“, denn „Frankreich war für mich Mutter, Geliebte, Heimat und Muse“ geworden, „eine
Read More Auf Odyssee im Bergischen Nachdem es lange, zumindest in Buchform, still war um den famosen Humoristen Axel Marquardt, dessen absurde Geschichten und Gedichte in den achtziger Jahren eine Heimat im Haffmans Verlag hatten, meldete er sich im vergangenen Jahr mit einem wundervoll leichten Sommerroman wieder auf der literarischen Bühne zurück. Anselm im Glück bot – ausgehend von einer düsteren Hafenspelunke in Hamburg – ein furioses Roadmovie voller Finten und Hakenschläge über Norditalien und Monte Carlo nach Sylt. Berthold Rosebrock, der titelgebende Held in Marquardts zweitem Roman, treibt sich in einem
Read More Posted On Mai 17, 2004By Carl Wilhelm MackeIn Bücher, Litmag
Eine Welt von gestern So kritisch, oft auch pessimistisch das Buch von Joachim Fest über Italien ist, so veraltet viele seiner Beobachtungen in diesem Land sind – es nimmt einem nicht die Lust am Reisen. Auch deshalb lohnt es sich, „Im Gegenlicht“ zu lesen und nach Italien zu fahren. An Reiseführern durch der Deutschen angeblich beliebtestes Ferienland Italien mangelt es wahrlich nicht. Und darüberhinaus sind die Aufzeichnungen von Joachim Fest bereits vor gut zwei Jahrzehnten zum ersten Mal veröffentlicht worden. Aber trotzdem verdient es das Buch noch einmal besprochen zu
Read More Posted On Mai 12, 2004By Carl Wilhelm MackeIn Bücher, Litmag
Qualitätsjournalismus In einer Anthologie werden große deutschsprachige Journalisten von Lessing bis Herbert Riehl-Heyse als Vorbilder für den heutigen Journalismus vorgestellt. „Der Journalist schreibt auf Wasser und ist flüchtig wie ein Schmetterling.“ Wenn dieser Satz, den der legendäre italienische Journalist Indro Montanelli immer gerne zu zitieren pflegte, uneingeschränkt richtig ist, dann könnte es eine Sammlung mit Porträts bedeutender Journalisten eigentlich nicht geben. Aber es gibt eben auch Publizisten, deren Lebenswerk einen Schmetterlingsflug überdauert und die nicht nur auf Wasser geschrieben haben. An sie will die Sammlung von Porträts erinnern, die ursprünglich
Read More Posted On Mai 12, 2004By Carl Wilhelm MackeIn Bücher, Litmag
Differenzierter soziologischer Ansatz Reaktionen ‚des Islam‘ auf die ökonomische und politische Neuordnung der Welt unter besonderer Berücksichtigung der Situation in den westeuropäischen Metropolen. Veröffentlichungen über den Islam in allen seinen Varianten haben derzeit Hochkonjunktur. Und wenn man sich die katastrophalen Folgen der vollkommen ignoranten Außen- und Militärpolitik der Bush-Regierung anschaut, ist das Interesse an fundierter Aufklärung über die ‚islamische Welt‘ auch sehr berechtigt. Vorherrschend sind dabei aber Untersuchungen über den ‚Islam als Weltreligion‘ oder einseitig über den ‚islamischen Fundamentalismus‘. Das Buch von Foud Allam aber wählt einen anderen, eher soziologischen
Read More Posted On Mai 10, 2004By Carl Wilhelm MackeIn Bücher, Litmag
Die Häfen der Erinnerung Adam kehrt anlässlich eines Klassentreffens zurück in seine kroatische Heimatstadt Pula und wird mit der Lebensgeschichte eines Menschen konfrontiert, der zeitlebens imaginäre Häfen erbaute. Wie bei jeder Wiedersehensfeier einer alten Schulklasse wird auch Adam Vasic bei seiner Rückkehr in die Stadt seiner Schulzeit von alten Erinnerungen an Kindheit und Jugend geradezu überschwemmt. Vom Bahnhof herkommend eignet er sich die im „Speicher des Vergessens“ früher so vertraute Heimatstadt wieder an. Er blättert langsam „im Katalog seines eigenen Lebens“. Sein Vater, seine Mitschüler, seine ersten Lieben werden vor
Read More Der italienische Paradiesvogel Vittorio Sgarbi kämpft gegen die Hässlichkeit Ein Gesellschaftsspiel: man sitzt in einer Runde von Freunden italienischer Kultur. Isst eine gute Pasta, trinkt einen noch besseren Wein. Zwei, drei der neuesten Berlusconi-Witze werden erzählt. Die Stimmung lässt einen angenehmen Abend erwarten. Doch dann fällt vielleicht nur nebenbei der Name Vittorio Sgarbi und schon lodert das Feuer auf. Una vergogna, eine Schande wettert die eine Tisch-Fraktion. Immerhin, er versteht etwas von der Renaissance, hält die andere Fraktion dagegen. Keine Frage, der Mann polarisiert wie kaum ein zweiter in der
Read More Kopflos vorwärts zurück Als Schelmenroman bezeichnet der Klappentext das neue Opus von Marcus Jensen und diese Einstufung ist ebenso passend wie völlig unzureichend. Jensens Erstling Red Rain aus dem Jahr 1999 konnte bereits begeistern als wortgewaltiger literarischer Amoklauf zur damals anstehenden Jahrtausendwende-Hysterie. Was er uns aber nun mit Oberland präsentiert, sprengt alle Erwartungen – und zum Teil auch Lesegewohnheiten. Zehn Jahre hat der 1967 geborene Autor an diesem Mammutwerk gebastelt und gefeilt, herausgekommen ist ein prächtiges Tryptichon über Leben und Tod ebenso wie eine Reise in die deutsche Befindlichkeit (und
Read More CULTurMAG traf den Journalisten und „Schmidt-Experten“ Kay Sokolowsky und wollte wissen, ob wir in Zukunft auf den Fernseh-Künstler Harald Schmidt verzichten müssen oder ob wir ihn bald bei einem anderen Sender wiedersehen. Die überraschende Neuigkeit bot eine gute Gelegenheit nachzufragen, worin denn eigentlich die Methode von Schmidts genialer Satire besteht. Das Gespräch führte Jan Karsten. Über Harald Schmidt zu sprechen ist nicht leicht, weil der sich jeder Festlegung blitzgescheit entzieht. Über Harald Schmidt ein Buch zu schreiben ist noch viel schwieriger. Kay Sokolowsky hat es trotzdem getan. „Late Night Solo
Read More A Vision Of Disorder „Zwei Krankenschwestern unterhalten sich. Sagt die eine: Schon gesehen? Der auf Zimmer dreizehn hat das Wort Rumbalotte auf seinem Johannes tätowiert. Sagt die andere: Quatsch Rumbalotte, es heißt Ruhm und Ehre der baltischen Flotte.“ (Aus: „The Recognitions) Ja, die Details des Lebens können einem schnell entgehen, ein jedes Ding hat viele Perspektiven. William Gaddis’ Romane zum Beispiel: Meisterwerke der Vielschichtigkeit, allesamt noch immer unterschätzte Meilensteine der amerikanischen Literatur. Allerdings hat er auch nur fünf Bücher geschrieben, sein letztes ist nun gerade auf Deutsch erschienen. Teil 1:
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