Wurmisierer
Merkwürdiges und Unerwartetes findet man in jedem Schatz – auch im Wortschatz der deutschen Klassiker von Wieland bis Fontane. Daraus werden in diesem unterhaltenden und informativen Buch über 1000 Beispiele vorgeführt – vom «Abend» (= Westen als Himmelsrichtung) über den «Waschzettel» (= Verzeichnis der in die Wäsche gegebenen Stücke) bis zum «Zeilchen» (= Schwänzchen).
ausgeben verheiraten
Hüon, der Held in Wielands «Oberon», auf der Suche nach der Sultanstochter Rezia, erfährt von einer gastfreundlichen alten Frau, dass ausgerechnet das von ihm geliebte junge Mädchen schon bald mit einem Neffen des Sultans verheiratet werden soll: «Ihr wisst es nicht? / Es ist das einzge doch was man in Bagdad spricht: / Die Tochter unsers Herrn wird morgen ausgegeben.» Erst nach vielen Abenteuern und Trennungen wird Rezia doch noch die Seinige werden …
wurmisieren «Grillen fangen, schrullenhaften Gedanken nachhängen» (DWb)
Der sächsische Kammacher Jobst jeweils am Sonntagabend in Seldwyla: «Hatte er sein Stückchen Braten oder Wurst versorgt, so wurmisierte er noch ein Weilchen in der Kammer herum und ging dann zu Bett; dies war dann ein vergnügter Sonntag für ihn gewesen.» (Keller, «Die drei gerechten Kammacher»)
Martin Müller: Kein Wort steht still. Entdeckungen im Klassiker-Wortschatz. Chronos Verlag, Zürich.
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