Wsewolod Nekrassow
Sehr schönes Lebenszeichen und schöner Hinweis kam die Tage vom geschätzten karawa.net:
„Nachdem Karawa ein paar Monate im technischen Koma lag, geht es bald wieder weiter. (Jetzt hoffentlich ohne neue Beschwerden und der neuen/neunten Ausgabe.) In der Zwischenzeit sehr lesenswert Wsewolod Nekrassow in der Übersetzung von Günter Hirt und Sascha Wonders: »Ich lebe ich sehe«, diesen Sommer im Verlag Helmut Lang erschienen. Eine Auswahl (inklusive Tonaufnahmen) gibt es in Karawa #8.
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Nekrassow schuf eine Poesie der gesprochenen Rede. Seine zutiefst lyrische Aufmerksamkeit verbindet sich mit sprach-analytischem Witz. Nekrassow legt rhetorische Mechanismen und Alltagsintonationen frei und spürt der Sättigung des einzelnen Worts mit sozialer und persönlicher Lebenswirklichkeit nach.
Nekrassows Gedichte fanden jenseits der sowjetischen Zensur nur in Samisdat-Ausgaben oder im Ausland ihren Weg zum Leser. Seit Anfang der 1990er-Jahre konnten einige Ausgaben seiner Gedichte und Essays erscheinen.
Die vorliegende Werkauswahl ist eine Hommage an Wsewolod Nekrassow von seinen Freunden. Günter Hirt und Sascha Wonders legen erstmals eine umfangreiche Auswahl aus allen Schaffensperioden Nekrassows in deutscher Sprache vor.
»Nun ist ein großer russischer Beitrag experienteller Poesie in deutscher Sprache zugänglich geworden, kein abschließender der Moderne, denn dazu scheint er zu lebendig und zu abgewandt von irgendwelchen Vergangenheiten. Nein, Nekrassow suchte gleich konkreten Dichtern die Reform in der Komplexität, die Sprache der Poesie der eigenen Zeit. Sie bekennt sich zur naiven Weltformel der Poesie: ›Ich lebe ich sehe‹, und sie setzt sie zum Lesen vor Augen. Da wird auch der Hörende sehend, der Sehende hörend. Was Poesie ausmacht.« Eugen Gomringer
Wsewolod Nekrassow: Ich lebe ich sehe. Gedichte (russisch/deutsch). Vorwort von Eugen Gomringer, Münster: Verlag Helmut Lang 2017.
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