Um den vergessenen Kunz
Vor kurzem entlegen erschienen: Els Andringa erinnert mit einer Biographie an den weithin vergessenen deutsch-niederländischen Autor Ludwig Kunz:
Ludwig Kunz, 1900 in Görlitz in einer jüdischen Familie geboren, widmete sich in seiner Heimatstadt der Literatur und Kunst der Avantgarde. Ende der 30er Jahre musste er fliehen und landete in den Niederlanden. Seine Bedrängnisse als Flüchtling beschrieb er in einem autobiographischen Roman. Im Untergrund kam er mit niederländischen Künstlern in Kontakt, die später als die COBRA-Künstler (Karel Appel, Lucebert u.a.) berühmt wurden. Nach dem Krieg schrieb Kunz in niederländischen Zeitungen über deutsche Literatur, in deutschen Medien trat er für niederländische Kultur ein. Bekannt wurde er durch seine preisgekrönten Übertragungen moderner niederländischer Poesie.Titelbild einer Anthologie aus der Eremitenpresse
GERRIT KOUWENAAR
Ein Gedicht als ein Ding
eine gläserne Drehtür und der chinesische Ober
der immer wieder mit andern Schlüsseln auftauchtein Parkwächter der seine Nägel nachfeilt
zwischen sibirischen Kindern aus Maineeine Venus aus der Vorzeit gemeinsam
mit einer Spinne auf der Autobahnein Glas Muttermilch, ein gelblich
gestärkter Smokingeine Biene, ein Taschenmesser
beide stechend, ein Flugzeugbald aufgelöst im Dorfregen
ein Gedicht als ein Ding.
Els Andringa (Hg.) : Avantgarde & Exil - Ludwig Kunz als Kulturvermittler. Autor und Vermittler zwischen den Künsten und Sprachen. Bd. 37 der Reihe: Anpassung - Selbstbehauptung - Widerstand, LIT Verlag 2017.
Antonin Dick erinnert im Poetenladen an Ludwig Kunz und dessen Zeitschrift „Die Lebenden“.
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