Donnerstag, 30. April 2015

Regen in der Stadt 1 - 36

: glotzende Gesichter, Pupillenängste; eine lachende
Traube in einer nichtbeleuchteten Gasse; die Stille
hat ein Gesicht, zeigt sich in kaltem Stein, poliert,
erinnert an die Vergänglichkeit. Unkraut
umrankt eine Oase des Friedens, Verlassenheit lehnt sich
aus einem Fenster. Die Tür ist schwer zu öffnen, es riecht
nach gar nichts. Bilder vergangener Tage
ziehen gleichmütig vorbei, kein Vogel pfeift : niemals;
kein Blatt fällt : jemals
von einem Baum, irgendwo muß man ja anfangen.

Aufgeblasene Scham, pumpende Energie
: wie ein Schiff, senkrecht angeordneter Zylinder,
Schaufelräder gegen Wind und Flut.

»Wo wohnst du?« : Bei der Nachbarin im Bett.
Stinkende Straßen, kalte Keller
: dreh dich doch einfach mal um!

Ich rittere nach dem Gral, folge den Zeichen, plane nichts.
Die Pfütze, die sich nach einem Tritt nicht leert, der Fuß,
der darin verschwindet (die Wasserflut schwappt über
den Schuh hinweg, rankt sich das Bein hinauf)
: Da ist ein Loch, ein verrücktes Loch (im Universum) !
Diese Löcher; wie wäre es mit uns? Abgetaucht, die
Atemluft wird knapp, die See; sieht das denn niemand?
: Die See auf langer Wanderschaft.
Sieht das denn niemand : da ertrinkt doch einer!

Die Sehkraft schwindet, aber der Wald ist da, durch
den das Frühjahr gerade gezogen kommt. Obskurer Wechsel
der Ortschaft, da blättert es, dort grünt es, Blick
in das schlanke Rauschen (auch Tanzen der Zweige);
beschlagene Räder, Deichsel der Zeit
: macht sich auf, dem Geräusch entgegen zu gehen. Unsere Welt,
das ist eine Welt der Wahrnehmung; ändern wir
die Wahrnehmung, ändern wir die Welt.
Kommt mir bekannt vor, so dreckig hier unten.
»Sie zogen mich durch den Schweinepfuhl!«
(Du erfindest dir Geschichten.)

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