Ich fragte dich erst zwei Jahre später nach deinem Namen, da war das Haus bereits verkauft und der kleine Weiher in der Nähe trocken gelegt. An den Bäumen rings herum, blattlos wie wir alle, hingen Perlen, die aus den Zöpfen der Mädchen geschnitten wurden. Ein primitiver Skalp, nirgendwo ein Anzeichen der Kopfschwarte. Die Perlen blinkten, wenn der Mond einen bestimmten Winkel zur Erde einnahm. Aber ... hatte das alles etwas mit deinem Namen zu tun? Der schlammige Grund des Teiches bot das gleiche Bild, das deine Mutter bei unserem ersten Besuch in meiner Kaffeetasse erblickte, als sich der Satz langsam zu einer Botschaft formierte.
"Versuche, zu entkommen!" sagte sie, als du es nicht hören konntest.
Samstag, 29. November 2014
Freitag, 28. November 2014
Mondmacher
Jene runden Türme sind entdeckt, in welchen der Vollmond Mondnatt für Mondnatt gegossen wird, um dann mit einem großen Katapult in den Himmel geworfen zu werden. Der Mond erkaltet unter der Erde, wird fest in den Tiefen : Basalt & Eisen.
Einmal fanden wir am Bach Dinge & steckten sie uns in den Mund, um die Dinge der Welt, die zufälligen, zu schmecken; es gab auch anderes zu finden, aber wir fanden es nie.
Einmal fanden wir am Bach Dinge & steckten sie uns in den Mund, um die Dinge der Welt, die zufälligen, zu schmecken; es gab auch anderes zu finden, aber wir fanden es nie.
Mittwoch, 26. November 2014
Das Flackern der Argandlampe
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Bild: Iris Nebel |
zur Höhe ist es nicht einmal halb so weit, die
Abkürzung ist ein Schwindel. Das Anrecht auf
Fingergraben hat der Sturm.
Schwarz ist die Wolke, schwarz das Licht.
Man kann diese Hände, die aus dem Mauerwerk
nur schütteln, weil
sehn kann man sie nicht.
Also : wieder Nacht; wieder Schlaf ...
& immer so fort. Die Träume, die ich
mir nicht merken kann, lasse ich wiederholen.
Es bringt nichts, sich den Tag zu merken,
das ist mehr was für die Kleinen, deren Tage
randvoll mit Ungereimtheiten der eigenen Existenz
randvoll & dann überschwappen. Dieser Überfluß, der
in den Graben rinnt, dieser fett
sprudelnde Oneirokritikon (wenn so ein
Fluß hieße, heißt das)
& irgendwo ist immer Licht. Die
gebeugten, die gebückten Szenen, würdelos
angeflimmert
& ich kann mich wie immer nicht erinnern.
Ich müßte raten.
(wie Du weißt, will ich nicht
wirklich wandern, nur
fern gehen)
Neblung, 26, 14
Nichts als Kaffee; Geräusche außerhalb der Hörspanne. Ich kursiere in schierer Unlust, laboriere an nichts Ordentlichem. Projekt : Der Tag, an dem dich Nacht nicht mehr verging. Schon länger. Ist nicht mehr wiederzuerkennen. Daraus sind dann auch die Trümmer des Schlafs.
GrammaTau hatte kurzfristig Magazincharaker? --- Das ist nichts für mich; ich bin schließlich kein Rezensent (behüte!). Lecture : Paulus Böhmer / Teigwaren auf der Terrasse nachts : "[...]die Nervenenden, die aus den Leibern der Totgeburten austreten wie Kolibrirüssel [...]". Fein.
GrammaTau hatte kurzfristig Magazincharaker? --- Das ist nichts für mich; ich bin schließlich kein Rezensent (behüte!). Lecture : Paulus Böhmer / Teigwaren auf der Terrasse nachts : "[...]die Nervenenden, die aus den Leibern der Totgeburten austreten wie Kolibrirüssel [...]". Fein.
Dienstag, 25. November 2014
Leather Apron
Whitechapel ist der perfekte Aufenthaltsort für das morbide Gemüt. Während das Londoner Kerngeschäft für Touristen sich an den königlichen Plätzen abspult, tappe ich lieber durch die Dunkelheit, den Schmutz der Vergangenheit und besehe mir die Tatorte der ‘Canonical Five’, die uns ‘Saucy Jacky’ hinterlassen hat, der, noch am Anfang seiner steilen Karriere, ‘Leather Apron’ genannt wurde, bis er sich selbst in einem Brief (wahrscheinlich natürlich wie alle anderen Briefe von ihm gefälscht), ‘Jack the Ripper’ nannte.
Samstag, 22. November 2014
London - ein Nachtrag
Im Grunde ist es keine große Sache, sich in einen Flieger zu setzen und in ein anderes Land zu jetten. Das war vor etwa zwanzig Jahren immerhin meine Hauptbeschäftigung (neben vielen Dingen, die hier zu erörtern wirklich falsch wären). Aber die Welt ist nicht mehr das Zimmer, in dem ich mich gerne bewege. Nicht jetzt, nicht im Augenblick. Ich wurde schon immer von der dunklen Seite des Lebens angezogen, und die Möglichkeit einem der Schutzheiligen der Dunkelheit, Jacky, zu begegnen, ist reizvoll genug, mich von ihm einladen zu lassen. Wahrscheinlich ist die Wahrheit um diesen Mythos erschreckend banal, aber das tut heute, Lichtjahre später nichts mehr zur Sache. Das Irreale hat sich der Sache angenommen. Gaslicht, Reste eines Ambientes, in dem ich gerne herumgeschlendert wäre, mit Block & Bleistift. London ist derart groß, daß es auch heute noch Fleckchen gibt, die man mit seiner Energie nähren kann. Zwei Welten in einer. Perfekte Voraussetzungen für einen Seher. Und bitteschön: ich bin ein Seher!
Lassen wir uns nicht täuschen: DAS hier ist im Grunde mitten in der Stadt. Als Tourist sucht man das nicht gerade. Deshalb hatte ich dort auch meine Ruhe.
Humor ist eine feine Sache; man findet ihn meistens im Schmutz. An einem der wunderbar schauerlichen Orte findet sich ein Barbierladen und ich kann nur mein Bedauern aussprechen, im Augenblick relativ unbehaart daherzukommen (ich hätte mir mein Bärtchen auscutten lassen können, aber auch dies erschien mir zu diesem Zeitpunkt vergebens.
Donnerstag, 20. November 2014
Montag, 17. November 2014
Dissimilation
Wie aus den vielen Splittern aber Raunen wuchs, da packte es Jeden am Kragen, da man doch das Viele als ein Chaos verstand, aus dem zwar etwas wurde.
Mit so viel verschiedenen Arten war keine Lunge gemütlich zu halten, die Erstickung drohte dem, der nicht seine Mistgabel wendete, um zumindest die unsichtbare Not abzustechen.
Was wird aus Wasser, das lange genug steht?
Jagd nach dem Einen Moment; kläffende Bilder; imaginierend wie der Asket, wenn er schon Pflanze ist, sich schon als Grüntau spürt, Aldolkondensation & Dissimilation statt Verdauung & Donnerbalken.
Mit so viel verschiedenen Arten war keine Lunge gemütlich zu halten, die Erstickung drohte dem, der nicht seine Mistgabel wendete, um zumindest die unsichtbare Not abzustechen.
Was wird aus Wasser, das lange genug steht?
Jagd nach dem Einen Moment; kläffende Bilder; imaginierend wie der Asket, wenn er schon Pflanze ist, sich schon als Grüntau spürt, Aldolkondensation & Dissimilation statt Verdauung & Donnerbalken.
Sonntag, 16. November 2014
Abbysus Intellectualis
Die Welt ist spekulativ. Wäre sie es nicht, gäbe es keine Philosophie. Aber auch der Horror ist spekulativ: Er tritt dort auf, wo das Leben dominiert. Die Lust an der Auslöschung des Ich ist ein ebenso starker Impuls wie die Lust auf Reproduktion. Die alte Leier von Eros & Thanatos steckt dahinter. Und Entropie.
Abyssus Intellectualis entwirft ein Plädoyer für den Nihilismus als promethische Chance, wirkt aber in all seinen Facetten und Beiträgen nicht zuende gedacht. Fragmente & Chaos üben einen großen Reiz aus, und es ist nur legitim, daß sich die neue Philosophen-Generation mit den Künsten, mit Musik, mit Literatur verbindet und durchmischt. Der literarische Horror, dieses merkwürdige Genre, verleiht der Philosophie Flügel, oder anders: konsequente Philosophie findet heute im literarischen Horror seine Heimat.
Ich kam an diesem Büchlein natürlich nicht vorbei, das der führende (und neben Matthes & Seitz herausforderndste) Verlag für denkende Menschen - Merve - hier im phosphoreszierenden Cover anbietet. Armen Avanessian ist weltweit sicher der führende Philosoph der modernen Schule. Hier fungiert er als Herausgeber. Thomas Ligotti, Michael Cisco und andere erledigen den Rest. Im wahrsten Sinne.
Abyssus Intellectualis entwirft ein Plädoyer für den Nihilismus als promethische Chance, wirkt aber in all seinen Facetten und Beiträgen nicht zuende gedacht. Fragmente & Chaos üben einen großen Reiz aus, und es ist nur legitim, daß sich die neue Philosophen-Generation mit den Künsten, mit Musik, mit Literatur verbindet und durchmischt. Der literarische Horror, dieses merkwürdige Genre, verleiht der Philosophie Flügel, oder anders: konsequente Philosophie findet heute im literarischen Horror seine Heimat.
Ich kam an diesem Büchlein natürlich nicht vorbei, das der führende (und neben Matthes & Seitz herausforderndste) Verlag für denkende Menschen - Merve - hier im phosphoreszierenden Cover anbietet. Armen Avanessian ist weltweit sicher der führende Philosoph der modernen Schule. Hier fungiert er als Herausgeber. Thomas Ligotti, Michael Cisco und andere erledigen den Rest. Im wahrsten Sinne.
Donnerstag, 13. November 2014
Der Dichter und die Frankenpost

Sonntag, 9. November 2014
Carl GontardsTriumphbogen
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Schloß Kaiserhammer, Garten zur Eger |
Es kann nicht ausbleiben, daß sie an einen aufgeweckten Penitenzer denkt, dessen weiche Haut den starken Trägerbalken abschirmt, wie sie da am kühlen Gips schabt. Sie befand sich nun seit einem Jahr im Bayreuther Umkreis, hatte nicht vor, an den Württembergischen Hof zurückzukehren. Ihr Vater nannte das hier die ‹Wildkammer seines Landes› – und vornehmlich war das der ‹Selber Forst›, das ‹Egertal› mitsamt der Zuflüsse, die Moorgebiete der ‹Häuseloher Verebnung›, die Weiherketten am nördlichen und südlichen Rand des ‹Wellertales›, das ‹Hengstberggebiet› & die Schneeheide=Kiefernwälder; während ihre Mutter ständig unzufrieden über den popeligen & primitiven Landadel schnaubte, der sich hier fand. Hier waren sie nicht nach der französischen Mode gekleidet, sprachen kein Französisch & die Läuse in den Perücken dieser Leute hatten wohl einen älteren Stammbaum als die Adeligen selbst. Außerdem lebten sie wie die Phäaken.
Seit einem Jahr stand dieses neue Jagdschloß nun in diesem lernäischen Gebiet. Der Geruch orgiastischer Riten hing über dem Ort & selbst die Mägde torkelten trunken & zerrauft einher. Casanova, der Sophie das ‹bezauberndste & hübscheste Mädchen der deutschen Lande› genannt hatte, als sie noch ein Mädchen war, hätte diesen Ort nicht besser ersinnen können für seine Liebesmahlzeiten. Freilich war er nur ein Aufschneider, wenn auch ein Galan, der dem Hühnerstall niemals etwuchs. Von wahrer Bedeutung fand sie das, was die Bauernmädchen hier veranstalteten. Heute vielleicht schon. Bei Hofe wurde nur unter die Kleider geschaut, pralle Früchte zeigte nur das Land. Außer Ernst Buguslaw von Wobeser hatte sie an diesem frühen Morgen noch niemanden gesehen. Diese Hofschranze, die ihren weißgepuderten Schwanz, die fettigen Finger obendrein, in jede Öffnung steckte, war gerade aus dem Küchenflügel gehastet, ungelegen geknöpft, ein dämmerungsaktiver Buntmarder, der die angekündigte Sonne verschlafen will, an den Fingern suckelnd, den angetrockneten Traubenmatsch ablutschend einschläft.
Von außen fand man sich gleich in der Welt Carl Gontards wieder, aber die Spiegelscherbenkabinette im Innern waren doch ganz & gar ähnlich vorzüglich wie in der Schloßanlage zu Bayreuth, die man in den ausgewogensten Verhältnissen vorfindet: ein feines, zartes Relief der Gliederung. All das würde sich die Natur eines Tages wieder holen, Busch & Baum, aufsteigend in Fontänen von Strahlen & Strahlenfiguren.
Samstag, 8. November 2014
Umstände
'Umstände' bringen keinen Dichter hervor, aber die Umstände bringen den Stoff der Dichtung hervor.
Literatur findet sich ausschließlich im 'Unangesagten' und der Kenner tut sich auch nur dort um.
Nämlich wird die Literatur, so lange der Mensch existiert, was hoffentlich nicht mehr sehr lange sein wird, Leitmedium bleiben. Unsere augenblicklichen Zustände bedeuten nicht mehr als die regelmäßige Überschwemmung Passaus.
Literatur findet sich ausschließlich im 'Unangesagten' und der Kenner tut sich auch nur dort um.
Nämlich wird die Literatur, so lange der Mensch existiert, was hoffentlich nicht mehr sehr lange sein wird, Leitmedium bleiben. Unsere augenblicklichen Zustände bedeuten nicht mehr als die regelmäßige Überschwemmung Passaus.
"Überall stand mir [...] die Fülle vergangener Tage und die Verwahrlosung und der Verfall der Gegenwart vor Augen:" -- M.E. Shiel: Vaita
Freitag, 7. November 2014
Idüll=Ich
Im Aufflakkern des wieder=Ländlichen im Gegensatz zur Gross-Stadt-Maschine, in der Idüllen-Schreiberei, die sich universell verbindet (nimmt man die Gebäude weg, hat man blanke Erde plus Regenwurm-Population); im Nichts fischen nach Fleischbrokken : DAS sieht dann so aus, als käme da Einer von der Vergangenheit nicht los. Das kann man kritisieren, wenn man überhaupt an Chronos glaubt. Für mich ist Zeit das Unbewegte; weder fließt sie, noch führt sie Tänze auf. Ich denke sie mir als Mai=Stokk, an dem wir mit unseren Bändchen hangen. Ringe=Reihe= rings herum.
Neopolstered : Arbeitsplatz für den Hinteren
Donnerstag, 6. November 2014
Entropia und die Frankenpost
Heute Morgen stand das Telefonat mit T. Pohl von der Frankenpost an. Der Artikel über "Entropia" erscheint digital und im Print; obwohl es mehr ein Interview war, das noch (PlapperMaul=ich) gestrafft werden wird, bin ich guter Dinge.
Mittwoch, 5. November 2014
Originalität
Die Originalität eines Dichters ist heute etwas Anderes als dazumals. Die Traditionen sind sperrangelweit geöffnet & durchschritten, ausgekehrt & left to die - sie liegen vor uns. Der Dichter von heute stellt sich Einer von Allen. Heute, da Modernität triviales Geschwätz bedeutet, wenden wir uns den Schätzen zu, die, angehäuft, unsere Geschichte ergeben. Übersehen wurde nichts. Unsere Litteratur hat sich vom Tod & von der Wirtschaft nie mehr erholt. Das Sujet sind heute vor allem das Fragment & die Miss=Achtung der Ordnung, um näher an die Wahrheit zu gelangen, die uns flieht. Nicht weil es sie nicht gäbe also, sondern weil wir nicht fähig sind, sie jemals zu erkennen. Vielleicht weil sie nichts ähnelt, was wir je kennengelernt haben, vielleicht aber auch, weil sie unscheinbar ist.
Die Originalität, an das Experiment zu glauben, Kraft des Spiels, bedeutet, einen grundlos veränderten Pfad erneut begeh=fähig zu machen. Das Verschwenden der Lebenszeit an die Poesie ist das höchste Gut. Wir sind frei, weil sinnlos DA - und Sinnlosigkeit trifft sich gern mit dem Sinnlosen zum Spiel.
Die Originalität, an das Experiment zu glauben, Kraft des Spiels, bedeutet, einen grundlos veränderten Pfad erneut begeh=fähig zu machen. Das Verschwenden der Lebenszeit an die Poesie ist das höchste Gut. Wir sind frei, weil sinnlos DA - und Sinnlosigkeit trifft sich gern mit dem Sinnlosen zum Spiel.
Sonntag, 2. November 2014
noch obs KUR, return: mittwochs
Die Litteratur ist uns heute ein Anhängsel, trivialisiert, durch=schwürt von Unterhaltungsgiften oder publizistischen Cliquen, von allen Kunstformen die am weitesten von Kunst entfernte. Von der Sprache hört man kaum etwas außer Niedergang, der von Sektierern wie immer Fortschritt genannt wird. Sprache aber muß tief=schreiten, nicht fort=schreiten. Wer sich von der Vergangenheit löst, schrumpft.
In den 50ern konnte das Leben gemeistert werden, indem man sich eine Resopal=Küche kaufte. Die Biederkeit des Jahrzehnts ist märchenhaftNaiv, aber auch verstunken & armselig, vor allem aber (wie es der teutschen Mentalität entspricht) verlogen & bigott.
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