Fix Zone

Abyss in London

Redaktion: 

„Um das Leben im East End mit eigenen Augen zu sehen, tauchte Jack London 15 Jahre später in Londons Unterwelt ein. Sieben Wochen lang zog sich der amerikanische Schriftsteller, der zuvor schon unter anderem als Seemann, Fabrikarbeiter und Goldsucher sein Geld verdient hatte, zerrissene Klamotten an, gab sich als arbeitsloser US-Matrose aus und mischte sich so unter die Bevölkerung. Ein völlig neuer Weg der Recherche, die Geburtsstunde der investigativen Sozialreportage, die später viele Nachahmer finden sollte. Das Ergebnis seines Undercover-Einsatzes trägt den Titel „Menschen der Tiefe“ (Original: People of the Abyss) und erschien erstmals 1903. Nun liegt das Werk in neuer Auflage und Übersetzung vor.

London beschreibt darin anschaulich dunkle Gassen voller Dreck und stinkender Gülle, in denen der soziale Unterbau des British Empire haust. Anfang des 20. Jahrhunderts lebten rund 900.000 Menschen im East End, fast ein Zehntel von ihnen in Whitechapel. Die hygienischen Verhältnisse waren so katastrophal, dass mehr als die Hälfte der Kinder dort vor Erreichen des fünften Lebensjahrs starben. Epizentrum des Elends war die Dorset Street, die heute nicht mehr existiert. Hier trieben sich Hehler, Zuhälter, Bettler, Trinker und Huren herum; es wurde gedealt, geraubt und gemordet. Die Zustände waren derart bedrohlich, dass selbst der als nicht gerade zart besaitet geltende Jack London sich für teures Geld in ein Zimmer außerhalb des Viertels einmietete, in das er sich nachts zurückzog.“

Sebastian Meißner bespricht auf literaturkritik.de:
Jack London: Menschen der Tiefe. Reportage aus dem Londoner East End um 1900. Primus Verlag, Darmstadt 2013.

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