Hier spricht Berlin
Hans Flesch um 1929 - Wiener Photo-Kurier (Quelle: wikimedia)
Sa 18 Okt um 18 h & 20 h / Großer Saal im Literaturhaus Berlin
»Hier spricht Berlin«. Soiree zum 90. Hörspieljubiläum
„Geheimnisvoll fährt der Lift zur Sendestation empor. Irgend etwas Besonderes ist los. Man merkt es an der scheinbaren Ruhe des Leiters, des Ansagers, der Sängerin – und selbst die Trommel kratzt sich neugierig ihr Fell. Punkt halb 9 Uhr beginnt es. Mit einer höllischen Fra Diavolo-Ouvertüre. Alle Rundfunkteilnehmer fahren entsetzt in die Höhe. Aber was ist das? Dr. Flesch, der Herrscher des Sendereiches, wird in seinem Programm gestört... Von der Märchentante, die auch einmal abends ein Märchen erzählen will. Und während noch gütlich mit ihr verhandelt wird, ertönen Zahlen nichts als Zahlen...“
Zeitgenössische Kritik 1924 zur »Zauberei auf dem Sender« von Hans Flesch.
Sie sind kleine Wunderwerke, die Hörspiele der frühen Rundfunkjahre, die sich mit Knistern und Rauschen aus Stimmen, Klängen und Musik fügen. 1923 begann der Rundfunk in Deutschland sein Programm, am 24.10.1924 wurde das erste Hörspiel in den Äther geschickt: »Zauberei auf dem Sender« von Hans Flesch. Nicht zuletzt die Kasseler Tagung »Dichtung und Rundfunk« von 1929 zeigte, daß viele Schriftsteller die neuen Möglichkeiten des Funks zu nutzen gedachten, zahlreiche Hörstücke etwa von Marieluise Fleißer, Ernst Glaeser, F.W. Bischoff, Friedrich Wolf, Brecht/Weill - und von Alfred Döblin standen im Programm: Die Premiere seines berühmten Hörspiels »Die Geschichte vom Franz Biberkopf« wurde allerdings am 30.9.1930 abgesetzt, nachdem die NSDAP bei den Wahlen enorm zugelegt hatte.
Gemeinsam mit Kollegen aus dem Funkhaus stellt Juliane Schmidt (Kulturradio vom RBB) ab 18 Uhr die frühe Hörspiel-Ära mitsamt Tonausschnitten, Fotos und Aufnahmeverfahren vor.
Nach einer Pause gibt es dann ab 20 Uhr die seltene Gelegenheit, Kai Grehns Neuproduktion vom »Biberkopf« (Hörspiel des Monats Juni 2007), die erstmals Döblins Vorlage vollständig darbietet, erleben zu können - ist heute am Alexanderplatz, Berlins Tor nach Osten, noch Döblins Szenerie anzutreffen? (80 Min.)
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