Alkomobil
Viktor Oliva: Der Absinthtrinker. 1901. (Quelle: wikipedia)
Jörg Auberg aktuell auf literaturkritk.de über “Realitätsflucht und Erkenntnissucht: Alkohol und Literatur.“:
„„Trinken ist das Laster des Schriftstellers“, konstatierte F. Scott Fitzgerald, den dieses Laster selbst das Leben kostete. In seiner Studie „Alkohol und Autor“ (1988) diskutierte der Psychiater Donald B. Goodwin die These, Alkoholismus sei eine stressbedingte „Einzelgängerkrankheit“, die aus der selbst gestellten Erwartungshaltung in künstlerischer und ökonomischer Hinsicht resultieren könne. Alkohol ist nicht nur der Treibstoff für die Produktivkraft Fantasie, sondern auch ein Mittel, den Realitäten zu entfliehen. Während Goodwin vor allem US-amerikanische Schriftsteller wie Edgar Allan Poe, F. Scott Fitzgerald, Ernest Hemingway und William Faulkner aus medizinischer Sicht analysierte, wird in dem vom Markus Bernauer und Mirko Gemmel herausgegebenen Sammelband „Realitätsflucht und Erkenntnissucht“ Alkohol und Trinken vornehmlich als literarisches Phänomen beschrieben.
Dichter der Romantik wie Jean Paul und E. T. A. Hoffmann sahen im alkoholinduzierten Rausch eine Form der Erkenntnis, wobei sich die Figur des trinkenden Schreibers schließlich in einen schriftstellernden Trinker verwandelte. … Mittels des Trinkens gewann der Künstler Zugriff auf das Imaginäre und konnte im Rausch den Alltag durchdringen. Für Charles Baudelaire schließlich war der Alkohol ein Symbol der Moderne, während sich andere für den Alkoholismus als Fluchtweg aus der modernen Gesellschaft entschieden.“
Markus Bernauer / Mirko Gemmel (Hg.): Realitätsflucht und Erkenntnissucht: Alkohol und Literatur.
Mit einem Vorwort von Norbert Miller und Zeichnungen von Johannes Jansen.
Ripperger & Kremers Verlag, Berlin 2014.
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