Anders und trotzdem
Nora Bossong © Rabea Edel
Nora Bossong heute im freitext in der ZEIT:
„…wer heute verzweifelt einen neuen Heinrich Böll oder Günter Grass, Niklas Luhmann oder Ralf Dahrendorf sucht, wird irgendwann feststellen müssen, dass ihre Nachfolger gar nicht wie die Vorgänger aussehen. Und sie reden auch noch anders.
Vor allem aber sind es mehr, mehr, mehr geworden: Mehr Menschen, mehr Stimmen, mehr Öffentlichkeiten, einige angefüllt mit leerem Geschwätz, andere mit ausgereiften Analysen. Das Internet hat die vormals so streng bewachte Bühnenabsperrung niedergerissen. Wer etwas zu sagen hat, muss nun nicht mehr warten, bis er von altmeisterlicher Instanz aufgerufen wird – und wer nichts zu sagen hat, kann auch einfach drauflosreden.
Leiser, internationaler, vielleicht auch weiblicher sind vielfach die Debatten derer geworden, die sich weiterhin vornehmlich der alten Medien und Öffentlichkeiten bedienen. Die Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller etwa spricht, ob auf Podien, in ihren Romanen oder in Zeitungsartikeln, streng und fundiert über totalitäre Regimes. Sie drängt sich nicht in den Vordergrund, sie schreit nicht laut: Hier! Sie bedient sich in ihren Essays einer Sprache, die sperrig ist und nicht jedem leicht eingängig.“
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