All posts by Thomas Woertche

Die Formation eines Subgenres Von Thomas Wörtche Als ich mich neulich mit Junichiro Tanizalkis Meisterwerk „Der Schlüssel“ beschäftigt hatte, der sich unter anderem mit den Gender-Rollen der modernen japanischen Gesellschaft beschäftigt, fiel mir auf, wie geschichtsvergessen auch die Traditionslinie kriminalliteraturschreibender Frauen aktuell geworden ist. Deswegen sei hier noch einmal und nachdrücklich auf Masako Togawa hingewiesen, die zudem mit dem Titel ihres Erstlings, „Der Hauptschlüssel“ auf Tanizaki anspielt, aber sich gleichzeitig von männlichen Vorbildern loslöst und in einen globalen weiblichen Diskurs eintritt. Der Mann, der nachts rastlos durch Tokio streift, istRead More

Posted On Juni 15, 2017By Thomas WoertcheIn Bücher, Crimemag

Roman: Carsten Jensen: Der erste Stein

Shock and Awe Carsten Jensens Roman „Der erste Stein“ reagiert auf den absurden Krieg in Afghanistan. Er verweigert radikal alle Sinnstiftungen und seziert das Gemetzel Schicht für Schicht. So entsteht eine Art salzsäureklarer Polit-Thriller der Kontingenz.  Ein großer Roman, besprochen von Thomas Wörtche. „Der erste Stein“ von Carsten Jensen beginnt wie ein Kriegsroman aus Afghanistan. Erzählt wird vom Schicksal eines dänischen Nato-Kontingents, irgendwo in der Wüstenei der Provinz Kandahar. Der 3. Zug ist in einem vorgeschobenen Camp basiert, von dort aus werden Patrouillen gefahren, es herrscht die übliche Langeweile, punktiertRead More

Posted On Juni 15, 2017By Thomas WoertcheIn Bücher, Crimemag

Roman: Johannes Groschupf: Lost Boy

Der Sound von Terror Tödliche Akustik – manche Leute geraten in Ekstase, andere fallen tot um. Harmlos und unschuldig ist gar nichts. Johannes Groschupf hat mit seinem Thriller „Lost Boy“ einen sehr originellen und überzeugenden Großstadt-Roman geschrieben, der große Aufmerksamkeit verdient. Eine Rezension von Thomas Wörtche. Labels und Rubriken richten oft Unfug an. Vor allem die Bezeichnungen „Jugendroman“ oder „Young Adult“ neigen dazu, Publikumsgruppen abzugrenzen. Und so rutscht dann ein grandioser Großstadtroman wie Johannes Groschupfs „Lost Boy“   durch die erwachsene Wahrnehmung. Das ist fatal, denn „Lost Boy“ ist ein durchRead More

Posted On Mai 15, 2017By Thomas WoertcheIn Bücher, Crimemag, News

Roman: Veit Etzold: Dark Web

Die Welt, according to Frodo Beutlin Veit Etzold ist ein Bestseller-Autor. Bestseller sagen eine Menge aus, nicht nur über den Autor, was relativ uninteressant ist, sondern über die jeweiligen Strategien, die solche Texte verwenden. Sein neues Buch, „Dark Web“ hat sich Thomas Wörtche genauer angesehen. Seit ein paar Jahren hört man immer wieder, der Krimi sei politisch. Das ist, angesichts einer langen Tradition „politischer“ Kriminalliteratur eine ziemlich lustige These, die jüngst auch von einem Funktionär der Vereinigung „Das Syndikat“ zu hören war. 1929, als Hammetts „Red Harvest“ erschien, ist jaRead More
Im wüsten Land der Kriminalliteratur Auch T.S. Eliot hat Krimis gelesen. Das konnte man wissen, aber auch wieder vergessen haben. Jetzt liegen seine einschlägigen Texte unter dem Titel „T.S. Eliot, Krimileser“ vor. Thomas Wörtche hat sie sich genauer angeschaut. Es ist ein alter, aber stets beliebter Zopf, die Nobilitierung von Kriminalliteratur über möglichst prominente Leser zu betreiben. Tja, wenn sogar Konrad Adenauer gerne Krimis gelesen hat, dann … Gerne übersehen wird dabei, dass die meisten Mandarine ihre durchaus eigene Agenda mit dem Genre hatten – Brecht und Benjamin etwa, ErnstRead More

Posted On April 15, 2017By Thomas WoertcheIn Bücher, Comic, Crimemag

Comic: Arne Jysch: Der nasse Fisch

Guter Fisch, schlechter Fisch Der Volker-Kutscher-Hype jetzt auch noch als Comic? Könnte gruselig sein, aber die Comic-Fassung von „Der nasse Fisch“ ist eine erfreuliche Überraschung und kann die Skepsis von Thomas Wörtche spielend widerlegen. Es ist völlig normal, dass aus mittelmäßigen oder belanglosen Romanen gute Filme werden können – oder eben Comics. Das ist bei Hitchcocks „Psycho“ so gewesen oder bei Jacques Tardis Adaptionen der Nestor-Burma-Romane von Léo Malet. Und jetzt eben im Fall von Arne Jyschs „Der nasse Fisch“ nach der Vorlage von Volker Kutscher. Das hat mit derRead More
Wie viel weiter man im Nachdenken schon gewesen ist Von Thomas Wörtche Die theoretische Beschäftigung mit Kriminalliteratur war und ist ein Stiefkind unserer Verlage. Die Erinnerung an die Verleger Victor Gollancz und Karl Anders in dieser CrimeMag-Ausgabe ergänzen wir mit einem Blick auf einen Meilenstein der Literaturwissenschaft, auf Fritz Wölckens „Untersuchung über die englische und amerikanische Detektivliteratur“, 1953 im Verlag von Karl Anders erschienen und bei CulturBooks in einer Digitalausgabe wiederaufgelegt. »Der literarische Mord« war Anfang der 50er Jahre Wölckens Habilitationsschrift, die – man bedenke die Zeit – angesichts desRead More

Posted On März 15, 2017By Thomas WoertcheIn Bücher, Crimemag

Roman: Max Annas: Illegal

Run, Kodjo, run … Eine Hetzjagd durch Berlin präsentiert Max Annas` neuer Roman, „Illegal“. Der, der flüchten muss, ist allerdings kein Dr. Kimble, sondern ein illegal in Deutschland lebender Afrikaner. Das macht nicht nur in der Fiktion einen Unterschied, sondern auch in der Realität. Der nächste große Wurf von Max Annas, findet Thomas Wörtche. In seinem dritten Roman, „Illegal“, variiert der zweimalige Krimi-Preisträger Max Annas sein großes Thema von „drinnen“ und „draußen“ auf dem Schauplatz Berlin, wo der Autor nach langen Jahren in Südafrika (dort spielen seine Romane „Die Farm“Read More

Posted On März 15, 2017By Thomas WoertcheIn Bücher, Crimemag

Roman: Ute Cohen: Satans Spielfeld

No way out? Ein zwölfjähriges Mädchen und ein reicher Bauunternehmer. Das hört sich nach „Lolita“ revisited an. Aber Ute Cohens Psychothriller „Satans Spielfeld“ verlässt konventionelle Pfade und entwirft ein eigenes, sehr bedrückendes Universum. Thomas Wörtche ist beeindruckt. Vielleicht tut man Ute Cohens Roman-Debut „Satans Spielfeld“ gar keinen Gefallen, wenn man ihn, was auf den ersten Blick sinnvoll erscheinen mag, als inverse Version von Vladimir Nabokovs „Lolita“ liest. Invers in dem Sinn, dass die Perspektive gedreht ist. Bei Cohen spricht kein Humbert Humbert, sondern die auktorial/personale Erzählhaltung wird von Marie dominiert.Read More

Posted On November 15, 2016By Thomas WoertcheIn Bücher, Crimemag

Bildband: Jacques Callot: Die großen Schrecken des Krieges

Das vom Blut fette Schwert, die donnernde Karthaun … Eine wichtige Mine und Quelle unserer Vorstellungen von Krieg, Gewalt, Terror und Elend, auch wenn wir uns ihnen nicht mehr deutlich bewusst sind, ist der Radierungszyklus „Les Misères et les Malheurs de la Guerre“, deutsch: „Die großen Schrecken des Krieges“ von Jacques Callot aus dem Jahr 1633.  Der Limbus Verlag präsentiert eine hübsche Ausgabe der 18 Blätter, kommentiert von Bernd Schuchter,  der unter dem Titel „Jacques Callot und die Erfindung des Individuums“ bei Braumüller den Kontext in einem essayartigen Begleitbändchen breiterRead More

Posted On November 15, 2016By Thomas WoertcheIn Bücher, Crimemag

Roman: Jon Bassoff: Zerrüttung

We want it darker Finstere Bücher in finsteren Zeiten. Oder für finstere Zeiten? Schon okay, denn ausgerechnet Kriminalliteratur ist für Bespaßung eher wenig geeignet. Einen ziemlich extremen Dunkelwert bietet „Zerrüttung“ von Jon Bassoff.  Eine Rezension von Thomas Wörtche. Das Drama fängt mit einer Charles-Williams/Jim-Thompson-artigen Standardsituation: Ein Veteran mit entstelltem Gesicht und Schrottkarre bleibt in einem runtergeranzten Kaff in the middle-of-nowhere hängen. Er beschützt die auch nicht mehr gerade taufrische Dorfschönheit vor ihrem Brutalinski von Ehemann, hüpft mit ihr in die Kiste und soll, solchermaßen umgarnt, den fiesen Gatten aus demRead More

Posted On November 15, 2016By Thomas WoertcheIn Bücher, Crimemag

Roman: Franz Dobler: Ein Schlag ins Gesicht

Fallner returns Es gibt exzellente Kriminalromane, die ticken anders als man sich es gemeinhin vorstellen mag. Franz Doblers neues Buch „Ein Schlag ins Gesicht“ ist so ein Fall. Thomas Wörtche freut sich. Hommagen an die ganz Großen von Jim Thompson bis Elmore Leonard durchziehen Franz Doblers „Ein Schlag ins Gesicht“, seinem zweiten Roman mit dem (mittlerweile) Ex-Cop Robert Fallner, der hier in der Securityfirma seines Bruders anheuert und eine Ex-Schauspielerin (die in Alois-Brummer-artigen Filmen à la „Die Satansmädels von Titting“ in den 1970s Kult war) von einem fiesen Stalker befreienRead More
Hitlers IT-Girl? Unter dem grandiosen Titel  „Ich blätterte gerade in der Vogue, da sprach mich der Führer an“ liegt Michaela Karl eine Biographie von Unity Mitford vor – der „Muse des Führers“. Oder war die schöne Blondine doch ein Coup des britischen Geheimdienstes? Oder nur ein dummes, reiches und verwöhntes Gör? Wie alle Biographien von Michaela Karl eine spannende und lehrreiche Lektüre. Thomas Wörtche ist sehr angetan. Unity Mitford war blond, elegant, jung, witzig, schön. Sie stammte aus einer englischen Oberschichtsfamilie, war mit fast der gesamten britischen High Society verbandelt,Read More

Posted On November 2, 2016By Thomas WoertcheIn Musikmag

Leonard Cohen: You Want It Darker

Schöner sterben? Das einzig wirklich Ärgerliche am Nobelpreis für Bob Dylan ist, dass ihn Leonard Cohen jetzt nicht mehr bekommen wird. Naja, aber damit ist er nun auch wieder in allerbester Gesellschaft …. Man hatte ja schon bei Cohens zwölftem Studio-Album, „Old Ideas“ (2012) und dem für seine Spät-Verhältnisse schnell nachgeschobenen „Popular Problems“ (2014) Abschiedshinweise wahrnehmen wollen, statt dessen gibt es jetzt „You Want It Darker“, und wenn man so will, kann man hier gleich satte acht Titel (einer in zwei Versionen, also insgesamt neun) über die letzten Dinge vermutenRead More
Das Standardthema Jazz´n Crime kommt in immer neuen Konfigurationen zur Sprache. Das heisst, dass es tief in unserer Kultur sitzt. Für einen Kongreß über Jazz sollte sich Thomas Wörtche schlicht und einfach ein paar Gedanken machen zum Thema „Generic and rhetorical patterns of jazz verbalizations“, bzw. zu deren europäischen Varianten.  Von „Crime“ war da nie die Rede. Zunächst. Und dann ging es plötzlich nicht anders: One more time – jazz´n crime Als ich diesen Artikel konzipierte, war ich ganz am Anfang der Meinung, dass ich etwas zu European patterns ofRead More
Big business Der Drogenhandel generiert Giga-Profite. So wie Hamburger, koffeinhaltige Brause, Waffen, alkoholhaltige Getränke und Technologie. Aber Drogen sind böse und müssen deshalb bis aufs Messer bekämpft werden, koste es was es wolle. Aber man kann sich dem Thema auch viel pragmatischer annehmen. Tom Wainwrights Buch „Narconomics – Ein Drogenkartell erfolgreich führen“ bietet ein paar Vorschläge an. Thomas Wörtche kann dem Ansatz einiges abgewinnen. Oft wird das Primat des Ökonomischen vor allen anderen gesellschaftlichen Parametern wie dem Sozialen, dem Ethischen, dem Politischen beklagt. Im Falle des weltweiten Drogenhandels mit seinenRead More

Posted On Oktober 15, 2016By Thomas WoertcheIn Bücher, Crimemag

Roman: Omar Shahid Hamid: Der Gefangene

Karachi Terror Obwohl es inzwischen wahrlich eine Binse ist, dass das Groß-Narrativ Crime Fiction eine globale Veranstaltung ist, starren wir hier doch eher immer noch auf die traditionellen Gegenden, auch wenn Lateinamerika, Australien und Afrika zunehmend stimmgewaltig mitspielen. Aber Asien? Gar Pakistan? Hier gilt der Satz, dass das, was wir als „Peripherie“ abzutun gewohnt sind, sich schon längst als zentral erwiesen hat. Omar Shahid Hamids Roman „Der Gefangene“ ist dafür ein gutes Beispiel. Thomas Wörtche hat das Buch gelesen. Erinnern wir uns kurz ans Ende des letzten Jahrzehnts. Da erschienRead More

Posted On September 15, 2016By Thomas WoertcheIn Bücher, Crimemag

Roman: Christian von Ditfurth: Zwei Sekunden

Pfuscher oder Genies? Unsere irre Welt bietet so viel Stoff für gar nicht mal so abwegige Gedankenexperimente. Christian von Ditfurth hat das erkannt und mit „Zwei Sekunden“ einen schönen Polit-Thriller geschrieben, der mit dem Möglichen jongliert. Thomas Wörtche hat das gut gefallen. Um genau zwei Sekunden verfehlt eine Bombe die gepanzerte Limousine, in der die deutsche Kanzlerin und der russische Präsident auf Staatsbesuch vom Flughafen Tegel in die Berliner Innenstadt fahren. Stattdessen erwischt sie ein Auto, in dem ein unauffälliger „Assistent“ der Kanzlerin und Sicherheitsleute sitzen.  Die Sicherheitsvorkehrungen waren perfekt,Read More

Posted On September 15, 2016By Thomas WoertcheIn Crimemag

Roman: Erika Krouse: Fight Girl

Unglück und Glück „Fight Girl“ hört sich nach einer Kombination aus Girls-Roman und Action an. (Siehe auch Sonja Hartls Begegnungen mit gleich drei Romanen mit „Girls“ im Titel in dieser Ausgabe.) Aber Erika Krouses Debutroman ist was ganz anderes. Etwas richtig Gutes. Eine Besprechung von Thomas Wörtche. Denver, Colorado. Nina Black schlägt sich als Diebin und Räuberin durchs Leben. Ihre Spezialität: Männer, die vor Macho-Attitüden nur so strotzen,  erst provozieren, sie dann als ausgebildete Martial Arts Kämpferin relativ problemlos zusammenschlagen und ausrauben. Das garantiert ihr zwar eine relativ „autonome“ Existenz,Read More
Die Peinigung der Begriffe – Ein Mord den jeder begeht Gerade hat Eva Menasse in einem dringenden Appell zur neuerlichen Lektüre Heimito von Doderers aufgerufen. Topisch ist inzwischen allerdings auch die Einschätzung seines Romans „Der Mord den jeder begeht“ als Kriminalroman, als Mehr-als-ein-Kriminalroman, als literarischer Kriminalroman – auf jeden Fall als irgendetwas Nobles, Nicht-Triviales. Könnte es aber auch sein, dass es sich dabei lediglich um einen hilflosen Versuch handelte, schlicht einen Kriminalroman zu schreiben? Thomas Wörtche hat sich Heimito von Doderers Text noch einmal genauer angesehen. Die Vorstellung, dass ich irgendetwasRead More

Posted On August 15, 2016By Thomas WoertcheIn Bücher, Crimemag

Roman: Donald Ray Pollock: Die himmlische Tafel

Blut, Schmutz, Elend, Komik „Die himmlische Tafel“ von Donald Ray Pollock ist ein Meisterwerk. Und ziemlich tricky gemacht. Thomas Wörtche hat sich das mal genauer angeschaut. Man könnte Donald Ray Pollock mit einiger Berechtigung als Nachfolger von Jim Thompson bezeichnen. Pollocks neuer Roman „Die himmlische Tafel“ erinnert wegen seines settings und wegen seiner einlässlichen und genüsslichen Thematisierung von Widerwärtigem, Ekelhaften und Schmutzigem an den Altmeister des Noir. Auch Pollocks Welt – die amerikanische Countryside im Jahr 1917 – ist bevölkert von brutalen, oft dummen, pathologischen, zutiefst ungebildeten, rassistischen und mörderischenRead More

Posted On August 15, 2016By Thomas WoertcheIn Bücher, Crimemag

Essays: Peter Strasser: Ontologie des Teufels

I’m a man of wealth and taste … Was machen wir mit den Schlächtern, den Kopfabschlägern, den Genozideuren, den Serialkillern, den Scheusalen und Monstern, die unsere reale Welt bevölkern und die wir fürchten? Haben wir das Böse unterschätzt? Geht der Teufel wieder um? Peter Strasser diskutiert in seiner „Ontologie des Teufels“ Menschheitsfragen. Spannend, findet Thomas Wörtche. „Das Böse“ hat Konjunktur. Also nicht nur das, was wir am menschlichen Handeln als „böse“ bezeichnen, das hat, recht eigentlich betrachtet, immer Konjunktur. Aber man denkt wieder öfters über das Böse nach. Nach KurtRead More
Noch´n Süppchen? von Thomas Wörtche Manche Bücher scheinen verschwunden und tauchen plötzlich wieder auf. Gut so. Die AvivA-Verlegerin Britta Jürgs drückte mir netterweise neulich ein kleines True-Crime-Juwel aus der Frühphase ihres Verlages einfach so in die Hand, das immer noch sofort lieferbar ist – neee, nicht BOD, sondern schön gesetzt und gebunden. Brigitte Luciani rekonstruiert darin die Karriere und das Ende der Giftmörderin de Brinvilliers, die im Paris des 17. Jahrhunderts eine Cause élèbre war. Sie regelte geschickt und effektiv die Erbfolge (günstig: Suppen und Pasteten), weil sie dringend GeldRead More

Posted On Juni 15, 2016By Thomas WoertcheIn Bücher, Crimemag

Roman: Nathan Larson: Zero One Dewey

Chaos, Kollaps, Katastrophe Endlich ist, nach einem Verlagswechsel, der dritte und letzte Teil der Dewey-Decimal-Trilogie von Nathan Larson erschienen: Zero One Dewey (Polar Verlag).  Thomas Wörtche freut sich. Wir erinnern uns: Am 14. Februar, am Valentins-Tag (also an dem Tag, an dem man eher an das berühmte Massaker von 1929 als an Blümchen denken sollte), ist New York City von einer verheerenden Katastrophe getroffen worden. Ein Mega-Crash, der die Stadt in ein rauchendes, stinkendes, von toxischen Dämpfen und Giftregen zunehmend zersetztes Trümmerfeld verwandelt hat. Die Hälfte der Bevölkerung ist verschwunden,Read More
Kriminalliteratur – was sonst? Am 23. April 2016 anlässlich des Symposiums „Hommage à Petros Markaris“ sprach Thomas Wörtche an der FU Berlin über Strömungen in der Kriminalliteratur im Allgemeinen und über Petros Markaris‘ Werk und seine Einordnung im Besonderen: Sehr geehrte Damen und Herrn, die Zeit der Unschuld der Kriminalliteratur ist endgültig vorbei. Das liegt nicht nur an dem derzeitigen gigantischen Markterfolg des Genres, sondern vor allem an den genre-internen Dynamiken, die in den letzten Jahrzehnten stattgefunden haben. Die nur vermeintlich unschuldige Bezeichnung „Krimi“ verdeckte lange Zeit ein virulentes Problem,Read More
Spritzer und Schlieren Gebildete Serialkiller, die aus den höchsten und lautersten Gründen morden, gehören zum Grundbestand des „Bösen“ in allen medialen Darreichungsformen. Manche sind so böse, dass sie schon wieder komisch sind. Die Graphic Novel „Ich, der Mörder“ von Antonio Altarriba & Keko erzählt von einem ganz besonders exquisiten Exemplar. Thomas Wörtche watet durchs Blut. Diskursgestütztes Serienmorden ist vom Marquis de Sade über Thomas de Quincey bis zu Bret Easton Ellis und Thomas Harris ein alter Hut. Allerlei mehr oder minder krause, anscheinend kontextlose Theoreme aus Philosophie, Theologie, Soziologie, AnthropologieRead More