Die Vergangenheit sitzt gerne in
ihrem alten Lehnstuhl, um das Treiben zu beobachten, das sich um die Zukunft
dreht, um das Ausweiten von Raum durch Bewegung. Kindheiten tauchen auf,
nachtbehemdet, wie ein Schock, nicht nur wie eine Brise. Die Nacht ist ein
lebendiges Beben, die Spechte holzen sich fort und rattattern ihre Schnäbeläxte
in die Baumhemden, die sofort damit beginnen, zu golden. Was vom eigenen Blut
in die Erinnerung packen: Bin das wirklich ich?
Ich trinke aus der hohlen Hand.
Hinter Glaswänden liegt verborgen der Tag in Ruinen, dieser unvergängliche Tag.
Sonnenstrahlen, von Schatten gebremst.
Reißzähne, als wäre der Tag eine Illusion der Nacht. Ich habe keine
Erinnerung an mich, nicht so, als hätte ich mich nie gekannt, auch nicht so,
als hätte ich mich vergessen, sondern so, als sei ich vor langer Zeit gestorben
und nur eine zerrissene Seele zeuge noch von mir. Die Hälfte, die an mich
denkt, die Hälfte, die an die Hälfte denkt, die an mich denkt. Leben voller
Halbheiten, Halbzeiten, fällt mir auf, daß alles hoffnungslos, nichts mehr
getan werden kann. Ich trinke aus der hohlen Hand als tränke ich mein Leben.
Also war schon wieder eine neue
Tageszeit angebrochen (mit erstaunlich viel Bewegungsfreiheit). Der stille
Tisch voller dampfender Teller. Also lehnte ich an der Brüstung meines Balkons,
fühlte mich so groß wie der einzige Baum. In der Luft schwebten
Paradiesgeister, betörten mit einer Sprache des lockenden und unerreichbaren
Glücks, an dem der Mensch stirbt, wenn es nicht gemein, alltäglich, abgenutzt
ist. Wer die Schönheit angeschaut hat mit Augen, ist dem Tode schon
anheimgegeben. Ich war bereits homerischer Heros, die Hetäre Aspasia, der
Kyniker Krates, war König und Bettler, Pferd, Dohle, Frosch und mehrmals ein
Hahn.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen