Dienstag, 12. Mai 2015

Dass solche Leute Kinner fressen

Da kam ins Dorf Einer, den hatte man von weit her geholt, der trank viel und verströmte den Geruch einer angesengten Ziege, die in ihrem eigenen Kot verging. Seine Angewohnheit, morgens mit einem angstvollen Luftsprung zu erwachen, das Schwert gezückt, die Augen weit aufgesperrt, sprach sich schnell durch den Mund der Wirtin Gildema herum, bei der Der unterm Dachstuhl hauste, bevor er ins Schloss hinüber zog.

Die Landbevölkerung erschauerte, denn auch wenn ein Solcher im Stande sein soll, für den Markgrafen Friedrich Metall zu transmutieren, muss man davon gehört haben, daß solche Leute Kinner fressen (man denke an den Gilles de Rais). Sollte so Einer Einzug halten dürfen in diesem schönen Gebürg, sich unter den Hiesigen bewegen, ratend, rätselnd, wo er den Honig hinschmieren wollen würde, wenn der Ofen bei 300 Grad gähnte und den Braten forderte?

Der da so ankam, nannte sich Meister Vollpferd, gerade weil er einen ganzen Eimer leeren konnte - man möcht nicht nachdenken, was da drinnen. Und so ging die Mär, daß Der die jungen Weibsen um ihren Urin bat, dass denen bald der Schädel platzen musste vor Rötung. Wirr redete Der außerdem:

"Eins, und es ist zwei; und zwei und es ist drei;
und drei und es ist vier; und vier und es ist drei;
und drei und es ist zwei; und zwei und es ist eins."

Als der Meister aber einmal den gebrochenen Haxen des Bauern Wiegand wieder richtete, verstummte bald der Hohn und man stellte ihm die Brunze in Milchkannen vor die Tür.

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