Fix Zone

Im Gespräch

Redaktion: 

Buchcover zum suhrkamp-Band "Rede"

Judith Arlt im Gespräch mit Kerstin Preiwuß für die Reihe ausgezeichnet lyrik:

„Geige oder Kino – Einstein beendete jeden Arbeitstag mit seiner Geige, Donna Tartt geht bereits nach drei Stunden ins Kino – was machen Sie, wenn das Schreiben stockt?

Dichten gerät ständig ins Stocken: die Gedanken sind noch nicht zu Ende gedacht, das Gedicht hat noch nicht seine Gestalt gewonnen, der Gedichtband kennt seine Richtung noch nicht. Dichten benötigt Zeit, in der die unsichtbare Arbeit am Gedicht die Oberhand gewinnt. Wenn es also stockt, hilft es mir, vordergründig etwas anderes zu tun, das vom Dichten ablenkt, das kann Spazieren gehen sein oder Sport, Bewegung ist immer gut. Es ist regelrecht notwendig, dass ich vordergründig etwas anderes tue als zu dichten, damit das Gedicht sich insgeheim weiterentwickelt bis es zu seiner endgültigen Gestalt gefunden hat. Äußere Zwänge wie ein vorgegebener Tagesablauf sind sogar hilfreich, denn ich begehre innerlich dagegen auf, aber so, dass niemand es sieht. Niemand soll daran denken, dass ich dichte. Insgeheim aber denke ich in Gedichten, ich sitze still an meiner Quelle und weiß, niemand sieht mir dabei zu, weil alles danach aussieht als wäre ich mit etwas anderem beschäftigt. Sogar nur zu sagen, dass das Schreiben stockt, führt zu einer Gegenbewegung, zu einem Fortschreiben der Gedichte. So als führte äußere Begrenzung zu innerer Freiheit oder Autarkie.“
 

Lesetip: Kerstin Preiwuß: Rede. Gedichte. suhrkamp.
Leseprobe

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