Ameisendelirium
Buchcover Lisa Spalt: Ameisendelirium
Buchpräsentation am Do, 16.04.2015, 19.00 Uhr im Literaturhaus Wien:
Lisa Spalt Ameisendelirium. Neuerscheinung bei Czernin, 2015.
Um ihren Platz in der Hierarchie, um den jeweils höheren Status, rangeln in Ameisendelirium nicht nur die Figuren, sondern auch Sätze und Satzteile. Im dauernden Bemühen, eine wie immer geartete Vorherrschaft zu erringen, relativiert hier ein Element das andere, die Bedeutungen der Satzteile befinden sich in einem insektenhaften Kampf darum, die Oberhand zu gewinnen. Und dennoch bilden sie gemeinsam – so, wie Angehörige einer in sich zersplitterten Gesellschaft diese am Ende doch als ein Ganzes, das eine gemeinsame Geschichte schreibt, ausmachen – Stücke von Erzählungen.
Lisa Spalts Präsentation / Lesung wird von Sabine Marte und Oliver Stotz von der Musikformation Pendler kommentiert.
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Lydia Haider hatte unlängst das Buch fürs Literaturhaus rezensiert:
„Syntax gegen Semantik: ein Wettstreit – so ist Lisa Spalts Ameisendelirium in seiner Machart zu beschreiben. Denn worum es in den Texten geht, ist (natürlich nur scheinbar) eine Nebensächlichkeit. Wie Spots, die kurz aufleuchten und eine Szene oder Stimmung zeigen, sie hervorstreichen und uns daran teilnehmen lassen, funktioniert das.
Es geht um Landschaftsverschandelungen, das Sein des Körpers in der Natur, um Stellenvermittlungen, Berufswelten und Geisteswissenschaften, Lebensvorstellungen oder Leistungsdruck, um Begegnungen im Park oder eben um die Ameisen aus dem Titel, in vielfacher Weise.
Die daraus zusammengestellten und ganz unterschiedlich langen 37 Textteile sind vielfach durch Illustrationen (von Lisa Spalt selbst gezeichnet) erweitert.
Doch: Das Auffälligste an diesen Texten ist die Stellung der Wörter, das Spiel mit Satzbaustrukturen, das Hinwegsetzen über einen leserInnenfreundlichen Impetus. Es geht nicht um raschen Textkonsum, und das steigert sich oftmals sogar bis zum (unmittelbaren) Unterbinden des Inhalts. Satzteile schieben sich nach vorn, Menschen schieben sich nach vorn – Lisa Spalt versucht das Gerangel, in dem wir ständig gefangen sind, syntaktisch abzubilden. Dies ergibt verschachtelte, völlig korrekt nach der deutschen Rechtschreibung gebaute und sehr eindrucksvoll angelegte Sätze, die ihren Sinn jedoch nicht auf Anhieb preisgeben.“
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