Rhizomatisch
Buchcover - edition faust: Paulus Böhmer
Sehr lesenswert die Seite auf faust-kultur.de zur Verleihung des Peter Huchel-Preises dieser Tage an Paulus Böhmer. U.a. mit einem Essay von Ria Endres über „Paulus Böhmers geheimer Pakt mit dem Unbegrenzten“:
„Der lange Atem des Dichters beginnt nirgends – und endet nirgends. Er konzentriert sich und transportiert Silben, löst Beziehungsgeflechte der Sprache auf, verwandelt Klänge und Bedeutungen. Der lange Atem des Dichters riecht an den Dingen, der Mund verschlingt sie und spuckt sie wieder aus. Nach welchen Kriterien wird der Evolutionsmüll durchforstet? Warum bleibt dieses Ding oder jener Name hängen im „Stoffwechselreigen“ seiner Gedichte? Sind das die Halluzinationen eines Apokalyptikers, der vor seiner Bilderwelt keine Angst hat und seit Jahrzehnten an ihnen weiterbaut? Die Böhmersche Schreibweise kann man in keinem Creative-Writing-Kurs erlernen. Sie fügt sich nirgends locker ein. Irgendein Literaturwissenschaftler wird es vielleicht einmal zu seiner Aufgabe machen, das Raffinement zu entschlüsseln, vielleicht wenn man die Texte mit der Chaostheorie in Verbindung bringt oder mit der Theorie des Rhizoms. Man braucht sich ja nur dieses Wurzelgeflecht vor Augen zu führen mit all seinen Verzweigungen und Gängen, das von einem Knoten zum anderen wuchert und in seiner Vielfalt vor allem verwirrt. Gilles Deleuze empfiehlt eine experimentelle Eroberung des rhizomatischen Textes, was immer das sein mag. …“
Nachwort aus: Paulus Böhmer, Wer ich bin, Gedichte, Edition Faust 2014.
Alles zur Preisverleihung in Audiomitschnitten hier.
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