Lyrik im Blick
Kerr-Preis-Urkunde © börsenblatt.net
Morgen wird er vergeben. Der Alfred-Kerr-Preis für Literaturkritik geht 2018 an den Lyrikrezensenten Michael Braun, der u.a. mit dem “Lyrik-Taschenkalender” (Wunderhorn) eine bedeutende deutschsprachige Lyrikanthologie herausgibt. Aus Sicht der Jury ist die Auszeichnung für sein Schaffen überfällig. In seiner Begründung für den diesjährigen Preisträger hebt das Expertengremium besonders Brauns kontinuierliches Engagement für die zeitgenössische Dichtung in verschiedenen Rollen hervor. Mit seinem feinen Gespür für Qualität und Substanz entdecke er regelmäßig neue Talente: “Michael Braun kennt die Lyriker, sie kennen ihn. Oft entstehen diese persönlichen Verbindungen, bevor überhaupt ein Verlag auf einen Poeten aufmerksam geworden ist.”
Ein spannendes Interview bringt derzeit die faustkultur, wo Bernd Leukert u.a. fragt: Was ist ein Gedicht? und Michael Braun antwortet:
„„Es muss eine Störung der geläufigen Sprachstrukturen erfolgen, wir müssen beim Sprechen und Schreiben die Vertrautheit verlieren – auch in unserem Verstehen -, wir müssen ausgehebelt werden beim Lesen solcher Verse, sonst kann kein gutes Gedicht entstehen. Ein Satz von Paul Valéry hat mir immer sehr eingeleuchtet: „Jede Sicht der Dinge, die nicht befremdet, ist falsch. Wird etwas Wirkliches vertraut, kann es nur an Wirklichkeit verlieren.““
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