In die Welt gepflanzt
Burkhard Müller bespricht in der Süddeutschen eine Neuerscheinung aus dem Hanser Verlag: „Mit dem Pantheismus, dieser sinnlos ehrfurchtsvollen Tautologie, liebäugelt das Buch zwar stellenweise, erliegt ihm aber glücklicherweise dann doch nicht. Abraten möchte man Coccia von seiner Allianz mit der Gaia-Hypothese, die so tut, als sei alles Lebendige sozusagen nur Auswuchs der einen Mutter Erde. "Gaia" ist ein mörderischer matriarchaler Kitsch, weit schlimmer als die patriarchale Kampfwelt Darwins. Gaia, das Rabenmütterlein, überdauert immer und killt alle.“
Emanuele Coccia verbindet Philosophie, Anthropologie und Botanik zur ersten modernen Philosophie der Pflanzen. Wenn wir über das Leben und dessen Ursprünge sprechen, denken wir an Menschen oder Tiere. Und die Pflanzen? Sie sind nur Gegenstand der Botanik, in der Philosophie spielen sie seit Aristoteles‘ Vorstellung eines vegetativen Seelenvermögens keine Rolle mehr. Kaum zu glauben, denn sie sind die eigentlichen Erschaffer der Welt. Sie können sich nicht bewegen und sind doch geniale Handwerker, sie vermitteln zwischen Erde und Sonne und besitzen verborgene zweite Körper im Boden. Emanuele Coccia gibt dem Leser ein neues Bewusstsein für die faszinierende Schönheit der Natur. Denn Pflanzen sind mehr als blühender Zufall, sie sind Grundlage allen Lebens und damit unentbehrlich für unser Wissen über uns.
Emanuele Coccia: Die Wurzeln der Welt. Eine Philosophie der Pflanzen. Aus dem Französischen von Elsbeth Ranke. Hanser Verlag, München 2018.
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