„Die erste Made setzt sich in das Augenwinkerl“ – Wer die 60 und 70 nicht lebend erreicht, kann die 80 nicht schaffen, körperlich gesehen – aber geistig, in Worten, natürlich schon, durch ein üppiges Werk, das in 27 Sprachen in der Welt ist und tatsächlich gelesen wird, immer noch, und dessen faszinierendster Teil nun, als späte Krönung, auch eingelesen wurde, um vorgelesen zu werden. Eine allerprächtigste Edition hat Der Audio Verlag Thomas Bernhards „Autobiographischen Schriften“ zuteil werden lassen, eine Box mit fünf CDs, auf denen fünf der berühmtesten Sprecher Deutschlands
Read More „Ich weiß nicht, warum alle denken, ich sei ein Genie …“ – Marina Durnowos Leben ereignisreich zu nennen, wäre wohl untertrieben. Von „mehrfach dem Tod entronnen“ bis „friedliches Alter“ stand eine Menge auf dem Programm. Literarischer Höhepunkt: die Ehe mit einem Genie. Von Gisela Trahms – Dreiundneunzig Jahre alt ist Marina Durnowo geworden und von Russland bis nach Venezuela gelangt. Geboren 1909, gestorben 2002 – jeder weiß, welche Schrecken diese Zeitspanne umfasst, besonders wenn man wie Marina im damaligen Leningrad groß wurde und bis 1942 dort lebte. Mit einem der
Read More Klaus Sander und supposé (2): Die Ordnung des Feldes – Klaus Sander trifft Wissenschaftler und Künstler und bringt sie zum Sprechen. Wie er das macht, bleibt sein Geheimnis, denn man hört ihn nicht...
Read More Klaus Sander und supposé: Die Reize der Mündlichkeit – Klaus Sander lebt in Berlin, in einer jener Altbauwohnungen des alten Westens, in die man sofort einziehen möchte. Hohe Räume, Regale bis an die Decke, bestückt mit Büchern, vor allem aber natürlich mit den eigenen CDs. Klaus Sander ist das Audio-label supposé. Ein Porträt von Gisela Trahms supposé ist ein Solitär, denn es produziert keine Hörbücher, sondern erzählte Welt. Jede CD ist Teil des umfassenden Projekts, das vergängliche gesprochene Wort in eine ihm gemäße Kunstform zu überführen. Aber jede CD steht
Read More Posted On Dezember 1, 2010By Gisela TrahmsIn Litmag, Lyrik
In alle Himmelsrichtungen und darüber hinaus – Kreuz und quer über den Globus, welch ein Traum! Und dann ein tiefes, tiefes Loch durch die Erde graben, bis man in Down Under wieder rauskommt… Jan Wagners vierter Gedichtband reist durch die Welt und schaut in den Zeitenschacht. In südlichen Urwäldern beginnt die Reise. „älter als der bischofsstab, / den es hinter sich herzieht“, sitzt dort das Chamäleon „auf seinem ast“. Es kann nicht nur seine Farben wechseln, sondern bewegt auch die Augen unabhängig voneinander: „mit einem blick am himmel und dem
Read More Posted On November 24, 2010By Gisela TrahmsIn Bücher, Litmag
Einen Roman nach 823 Seiten mit dem eigenen Waschzettel zu beenden, ist ein schöner Scherz. Über ebenso viele Seiten eine vom Kindes- bis ins Greisenalter währende Liebe darzustellen, befeuert den Scherz mit Kühnheit. Und, drittens, den Liebenden selbst erzählen zu lassen, brillant und eitel wie der Autor – ja, da wir sind in Nabokovs Palast.
Read More Posted On November 17, 2010By Gisela TrahmsIn Bücher, Litmag
Im März gewann Georg Klein den Preis der Leipziger Buchmesse für seinen autobiographischen „Roman unserer Kindheit“. Nun folgt ein Band mit Erzählungen, die gewohnt virtuos in jene phantastischen Räume und Konstellationen entführen, die seine Leser schätzen. Von Gisela Trahms
Read More Vom Krieg erzählen zu wollen in der Absicht, hinter die massiven Verkrustungen aus Büchern, Filmen und Fernsehdokumentationen zu gelangen – dazu gehört nach fünfundsechzig Jahren viel Selbstvertrauen. Ist das Eigene überhaupt noch erreichbar? Kann man es anderen vermitteln? Dieter Wellershoff (der in der vergangenen Woche 85 Jahre alt wurde) ist dies gelungen, wie Gisela Trahms festgestellt hat.
Read More Clint Eastwood ist 80 Jahre alt geworden. Gisela Trahms gratuliert einer Ikone.
Read More Was bewirkt Literatur? Einst traute man ihr eine Menge zu, nördlich und südlich der Alpen. Heute dominieren die pessimistischen Töne. Auch die hier erzählte Geschichte aus dem Piemont hat kein strahlendes Happy End. Aber so, wie sie uns aus diesem Buch entgegen tritt, verbreitet sie Licht und macht Mut, findet Gisela Trahms.
Read More Das dunkle Cover dieses Hörbuchs zeigt einen menschenleeren, nächtlichen Bahnsteig. Auf der Rückseite behauptet ein Zitat: „Man muss solche Geschichten erzählen, sonst hält man es nicht aus.“ Wartet hier also Grässliches? Erschütterndes? Gisela Trahms geht mit Peter Kurzeck auf Reisen und findet es heraus …
Read More Paul Chowder ist nicht mehr jung und muss einigen unangenehmen Wahrheiten ins Gesicht sehen. Zwar hat er bis zu einem gewissen Grad erreicht, was er erreichen wollte. Aber für den wirklichen Erfolg reichen die Kräfte offenbar nicht. Betrüblich, aber sympathisch, findet Gisela Trahms.
Read More Steffen Popp: Mondstudien. – Da sitzen sie auf der Holzbank in der Laubenkolonie, die verhinderten Kosmonauten, atmen Gemüsedunst und treiben Mondstudien mit dem Opernglas. Sind sie nicht ein Witz in ihren selbst gestrickten Hauben? Zweifellos, aber ein liebenswerter. Ohne Arroganz, ohne Überheblichkeit blickt hier jemand auf diese etwas schräge Idylle und lächelt still.
Read More „Zu 112,5 % autobiographisch“, so charakterisiert Georg Klein seinen neuen "Roman unserer Kindheit". Im März hat er den Preis der Leipziger Buchmesse dafür gewonnen, jetzt reist er durch Deutschland, um die Zuhörer in ihr Kindsein zurückzulesen. Gisela Trahms hat ihn getroffen.
Read More Europas größtes Literaturfestival, die lit.COLOGNE, begann mit einem Ausflug ins Spiegelkabinett von Realität und Fiktion. Ein Bericht von Gisela Trahms.
Read More Thomas Böhme: DEN TEE MIT ERDE VERMISCHT. – Auch die Sehnsucht kann eine Sucht sein, taub gegen alle Argumente der Vernunft, besonders wenn sie sich auf Vergangenes richtet. Sinnlos, das Unwiederbringliche herbeizuwünschen, doch das Verlangen nimmt uns in den Klammergriff und wie wir da je wieder rauskommen (wenn wir es überhaupt wollen), weiß keiner.
Read More Gleich hat man Lust, die auf dem Umschlag abgebildeten Türen zu öffnen und wird nicht enttäuscht: Vom Papier über die Drucktype bis zu den locker gestreuten Illustrationen ist das Heft eine Augenweide, unaufdringlich, aber ohne Betulichkeit. Von Gisela Trahms
Read More KiWi (und Der Hörverlag) legt nach: Jetzt, da der Hype um den "Unendlichen Spaß" abzuflauen droht, erscheint ein Hörbuch. „Ein Buch als Ereignis“ verspricht es und dokumentiert eine Veranstaltung im Kölner Schauspielhaus. Denis Scheck und andere reden, Harald Schmidt und andere lesen. Bloß: für wen und wozu eigentlich?, fragt Gisela Trahms.
Read More Ulrike Brügger: Das lyrische Ich. – Was für ein sperriger Titel (außer für Lyriker)! Aber welch eine leuchtend rote Überraschung in der Mitte der ersten Strophe! Und überhaupt, diese sich über fünf Zeilen erstreckende Klammer - ist da nicht Verschiedenes durcheinander geraten?!
Read More Das Jahr 2009 begann mit „Ruhm“ (Daniel Kehlmann) und endet mit Ruhm (Herta Müller). Dazwischen, im Sommer, verließ ein amerikanischer jest nach brillanter Eindeutschung den PC des Übersetzers Ulrich Blumenbach und materialisierte sich in einem Backstein. Und obwohl Ziegel in Mengen die Büchertische beschwerten, war es doch dieser weiße, der sich dem Jahr auf- und einprägte wie die schwarze Schrift dem Buchdeckel. Von Gisela Trahms
Read More Jan Wagner: steinway. – Ein Kind kniet auf einem zugefrorenen See, schaut durch die Eisschicht hinab ins Dunkel und entdeckt „zwischen algen und kristall“ große, silbrig schimmernde Fische, die still im Wasser stehen. Gibt man als Leser noch etwas Wintersonne und dampfenden Atem hinzu, glaubt man sich selbst zu sehen, vor langer, langer Zeit.
Read More Alles verschwindet, nur das Verschwinden nicht. Und ist es nicht seltsam, wie viel Melancholie das Wort umweht? Sollten wir uns nicht freuen, dass Pest und Pranger verschwunden sind, jedenfalls bei uns? Aber daran denken wir selten. Eher besinnen wir uns unter stummen Seufzern auf das, was ein Stück Leben mit sich nahm. Jenny Erpenbeck breitet es in 31 Miniaturen vor uns aus. Von Steffen Rizz
Read More Eine Erinnerung an Heinz Czechowski, Lyriker und Essayist, der am 22. Oktober in Frankfurt am Main nach langer Krankheit starb. Von Gisela Trahms
Read More Elke Erb: Präsenz. – Präsenz heißt manchmal bloß: vorhanden sein. Aber sie ist auch eine mystische Qualität, die sich am deutlichsten bei gewissen Schauspielern zeigt. Robert Mitchum etwa hielt Kopf und Körper hin auf diese nur ihm eigene Weise (lazy) und war da. Auch im Alltag begegnen wir (selten) Menschen, die diese Gabe besitzen: Sie betreten einen Raum und alle anderen werden zu Statisten.
Read More China als Gastland der Buchmesse – das scheint vor allem Ärger und Eiertänze zu produzieren. Glücklicherweise aber auch schöne Bücher wie dieses. Die Auszeichnung „Suggestivstes Cover“ trüge es mit Leichtigkeit davon. Aber drin steckt auch eine Menge, findet Gisela Trahms.
Read More So vieles kann das kleine Mädchen sich nicht erklären, so vieles macht ihm Angst. Woher kommt das Dunkel der Nacht? Aus dem Tintenfass? Und muss man dann nicht darin ertrinken? Das Mädchen ahnt nicht, dass „die Tinte“, also das Schreiben, später einmal zur Rettung werden wird... Von Gisela Trahms
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