Dienstag, 18. März 2014

Die Struktur der modernen Lyrik (Hugo Friedrich)

Reden wir übers Geschäft. Zum Handwerkszeug der Dichter gehört, neben den Werken anderer Dichter, 'Die Struktur der modernen Lyrik'. Man wird in seinen Forschungen immer wieder darauf stoßen, nicht zuletzt in der ebenfalls notwendigen Abhandlung Jan Röhnerts, 'Springende Gedanken und flackernde Bilder' (denn auch, wenn Lyrik im Zeitalter der Kinematographie, wie das Medium Film selbst, seine große Zeit hinter sich hat, muß man verstehen können, in welcher Form sich das Denken der Künstler für immer verändert hat. Es ist eine Binsenweisheit, daß die Moderne Dichtung mit Baudelaire beginnt, der vieles, was dann der Film an Bewußtsein und Sichtweise heraufbeschwor, vorausahnte, der eigentlich schon so arbeitete, wie es dann die Dichter der kineastischen Gesellschaft betraf, wozu das Vergnügen, zu mißfallen ebenso gehört wie die Irritation, der Ekel am Wirklichen. Ausgehend vom 'Aufruf zur Moderne', der von Schlegel und Hardenberg, also von der Deutschen Romantik, ausging, reist Hugo Friedrich von Baudelaire zu Rimbaud, von dort aus zu Mallarmé, um dann zur europäischen Lyrik des zwanzigsten Jahrhunderts zu gelangen. Moderne Lyrik zeichnet sich dadurch aus, daß man sie nicht mehr greifen kann. Die Bewußtseinveränderung jedoch erfasst Friedrich so vorzüglich, daß selbst ein Dichter, der aus dieser Sprachdunkelheit kommt, seinen eigenen Standort besser verstehen wird.

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