Katastrophe ist geil
John Martin "The Great Day of His Wrath," 1853
Unsere Gegenwart gefällt sich darin, Zukunft als Katastrophe zu denken, in Kino, Wissenschaft und Literatur. Eva Horn geht der Geschichte und den Motiven dieses modernen Katastrophenbewusstseins nach. Sie legt dabei die biopolitischen Konflikte frei, die in den Untergangsszenarien – von der Verdunklung des Globus über den Atomtod bis zum Klimawandel – ausgetragen werden. Sie zeigt aber auch, wie in den Rufen nach Sicherheit und Prävention Fiktionen wirksam sind, die man als solche begreifen und analysieren muss. Die künftige Katastrophe zu entziffern bedeutet nämlich immer, eine Geschichte schon zu Ende zu erzählen, die sich erst noch ereignen soll.
Eva Horn: Zukunft als Katastrophe. S. Fischer Verlag.
David Hugendick aktuell in der ZEIT über das Buch von Eva Horn: „Für das Ende seiner Art ist der Mensch selbst verantwortlich. Er ist gottverlassen. Im Verlauf der Jahrhunderte haben die Imaginationen der Endzeit unterschiedliche Formen angenommen. Horns Darstellungen reichen von Roland Emmerichs Brachialblockbustern über Cormac McCarthys postapokalyptischen Roman The Road bis in die Verdunkelungsbilder der Romantik: John Martins Gemälde des "letzten Menschen", der auf die Trümmer der Zivilisation herabschaut. Jean Pauls Rede des toten Christus, der die Vision des jüngsten Gerichts all seiner Transzendenz beraubt und zu einer Nacht ohne Auferstehung verdichtet. Der Mensch ist allein "in der weiten Leichengruft des Alls", im "starren stummen Nichts".“ …
Neuen Kommentar schreiben