Super Camp – James Bond allerorten, auch CrimeMag möchte sich nicht entziehen. Nach den Romanen von Ian Fleming (hier bei CrimeMag) geht es heute um Bilder, also um die Dinger, die aus einer blassen Romanfigur eine weltweite Ikone gemacht haben. Thomas Wörtche über eine einschlägige Ausstellung des Folkwang-Museums. Eine hübsche James-Bond-Devotionalie kommt aus dem Hause Steidl, dort als Ausstellungskatalog der Edition Folkwang: Im Museum Folkwang hängen noch bis 13. Februar nächsten Jahres eine Menge seltener und wunderlicher Bond-Plakate und Fotografien (Fotosessions und Stills, aus denen dann wiederum Plakate hervorgingen). Kino
Read More Posted On November 14, 2012By Thomas WoertcheIn Bücher, Litmag
Kate ist klasse – Wer braucht einen 3 Kilo schweren, 78 Euro teuren, in der ersten Auflage gleich mit acht verschiedenen Covern gelieferten tea table-Klotz, der nur eines zeigt: eine meist nackte Frau? Kate-Moss-Fans natürlich, die schon immer vom Anti-Image des britischen Models fasziniert waren. Undiszipliniert, rauchend, saufend und alle möglichen und unmöglichen Substanzen einpfeifend, alles andere als eine trophy women, mal Lolita, mal heroine chick, mal Luxusschlampe, aber nie Oberschichts-Tusse. Der neue Prachtband resümiert über 20 Jahre Model-Business und versammelt so ziemlich alle Fotografen, mit denen Kate Moss zusammengearbeitet
Read More Nach dem Nachtisch Mark – Der Cross Cult-Verlag betreibt Traditionspflege, lässt Ian Flemings James-Bond-Romane neu übersetzen und liefert damit die Bücher zum Film. Von Thomas Wörtche Im Moment gibt es kein Entkommen vor James Bond. Selbst auf den Türmen am Potsdamer Platz sind Riesenprojektionen von Daniel Craig als 007 in „Skyfall“ zu sehen, dem aktuellen James-Bond-Film, und 007-Product-Placement-Werbung dröhnt aus allen medialen Kanälen. James-Bond-Quiz, James-Bond-Fan-Bücher, James-Bond-Franchising all überall. Ist okay, Brot & Spiele im ironischen Modus, und außerdem sind cineastische Grobmotoriker wie ich immer dankbar, wenn’s im Kino kracht und
Read More Der Deserteur von Toggenburg – Patrick Tschans zweiter Roman „Polarrot“ ist ein historischer Polit-Thriller, der in einer eleganten und eigenwilligen Tradition steht – Thomas Wörtche freut sich darüber … Der Roman fängt an wie eine leicht pornographische Variante von „Felix Krull“, mit Anklängen an den „Zauberberg“ und einem Hauch von Simplicius Simplicissimus, aber nicht erschrecken: „Polarrot“ von Patrick Tschan ist kein Meta-Roman, keine Zitatorgie, überhaupt gar nichts Kompliziertes. Im Gegenteil, „Polarrot“ ist eine Art heiterer historischer Polit-Thriller, elegant gemacht, zwischen Tragik und Komik leichtfüßig hin- und hertanzend und auch noch
Read More Posted On September 19, 2012By Thomas WoertcheIn Musikmag
Spratzelnde Rockgitarre, turbodynamische Trompete – Michael Jackson trifft Enrico Rava; Pop triftt Jazz(-Avantgarde): Thomas Wörtche über ein großartig ausgedachtes und gemachtes Live-Album. Kann ja wirklich sein, das Enrico Rava beim Anhören von „Smooth Criminal” ein definitiv ansteckendes Riff gefunden hat oder wie andere herzige Geschichtlein um das Entstehen des Projekts lauten mögen – im Endeffekt ist nur wichtig, dass Rava, der ja für musikalische Finessen, erlesene Atmosphären, rigorose Originalität und intellektuelle Stringenz bekannt ist, open minded genug ist, sich für Michael Jacksons Musik zu interessieren und sie auf ihre musikalische
Read More Schlimme Dinge mit Seeigeln – Carl Hiaasen schreibt komische Romane über Florida. Früher waren sie eher radikal, heute sind sie eher von einer gewissen Altersweisheit, aber komisch sind sie immer noch. Wenn auch ein bisschen anders als früher. Thomas Wörtche mag ihn … Seit „Tourist Season“, seinem ersten eigenständigen Roman aus dem Jahr 1986, gehören Carl-Hiaasen-Bücher zum intellektuellen Inventar von Lesern, die dem Schrecken, dem Irrsinn und der Unvernunft der Welt nur noch mit Lachen begegnen möchten oder können. 17 Romane aus dem täglichen Wahnsinn sind es bis heute geworden,
Read More Posted On August 29, 2012By Thomas WoertcheIn Bücher, Litmag
Frikadellen zwitschern einen Stil – Ein großer Fan von Axel Hacke bin ich nicht. Normalerweise ist er mir zu konsensual, zu zielgruppenorientiert, zu Witz-komm-raus-du-bis-umzingelt, zu Ich-erklär-euch-jetzt-mal-die-Pointe. Von Thomas Wörtche Anyway, alle diese Untugenden finden wir auch in seinem neuesten Sampler, in dem er sich sprachliche Unglücke in culinaricis vornimmt. Aber es sei verziehen, das Büchlein ist ein Thesaurus absolut komischer Sachen, die sozusagen rechts und links vom Tische fielen. Was haben wir uns alle schon beömmelt, wenn wir am Gemüsestand auf dem Markt Schilder gesehen haben, die „Oberschienen“ anpreisen oder
Read More Kanun und Weltpolitik – Kaum eine Zeit, kaum ein Ort ist von der Welle historischer Kriminalromane verschont, schließlich lassen sich aus den möglichen Kombinationen beider Parameter eine Menge Schmöker generieren. Diesmal also Albanien, 1924. Das ist ziemlich special, das gab es noch nicht. Allerdings ist der Roman der auf Deutsch schreibenden Albanerin Anila Wilms auch kein normaler Historienkrimi, sondern nicht nur wegen seines Titels „Das albanische Öl oder Mord auf der Straße des Nordens“ ein sehr ungewöhnlicher Roman. Thomas Wörtche hat ihn gelesen … Am Anfang hat man den Eindruck,
Read More Von „untröstlicher Heiterkeit“ – Es gibt nur sehr, sehr wenige Kunstwerke und Autoren, von denen ich mir vorstellen kann, dass sie jemand nicht mag. Jean-Jacques Sempé, der in diesen Tagen 8o Jahre alt wird, gehört zu diesen kostbaren und raren Fällen, findet Thomas Wörtche und hat sich die jüngste Veröffentlichung angesehen. „Kindheiten“ heißt der schöne, neue Prachtband, den ihm (und uns Sempé-Abhängigen) seine Verlage Denoël und Diogenes zum Geburtstag ausgegeben haben, zusammen mit einem langen biografischen Interview, das Marc Lecarpentier mit dem Jubilar geführt hat. Und natürlich mit jeder Menge
Read More Kafka, revisited „Hoffnung ist Gift“ von Iain Levison ist ein brillanter, sarkastischer Wurf. Thomas Wörtche nennt ein paar Gründe dafür … Jemand musste Jeff Sutton verleumdet haben, denn ohne dass er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Tages verhaftet. Sutton ist Taxifahrer in Dallas. Texas und ein einziger Fingerabdruck, den er aus ganz plausiblem Grund im Haus eines Fahrgastes hinterlassen hat, ist der Auslöser dafür, dass er als Kindsentführer und -mörder in die Dynamik des US-amerikanischen Rechtssystems gerät. Mangels des wirklichen Täters beschließen die örtliche Polizei und die Staatsanwaltschaft,
Read More Posted On August 1, 2012By Thomas WoertcheIn Musikmag
Gar nicht angegraut mutet an, was jetzt, nach mehr als 30 Jahren, aus den Archiven von ECM gekramt wird. Das "europäische Quartett" im Keith Jarrett ist auf "Sleeper", einer Live-Aufnahme aus dem Jahr 1979, ganz gegenwärtig. Von Thomas Wörtche
Read More Die Freuden des organisierten Verbrechens – Fresh blood im britischen Gangsterroman. Keine Posen und Albernheiten, keine fahle Romantik, kein umständliches Rumgeeiere, sondern Sarkasmus und Klarsicht, galore. „Crime Machine“ von Howard Linskey heißt ein sehr starkes Debüt … Thomas Wörtche nennt ein paar Gründe, warum das so ist. Organisiertes Verbrechen hat gegenüber unorganisiertem viele Vorteile. Klare Strukturen, keine Kollateralschäden bei Auseinandersetzungen, eindeutig definierter Geldfluss, Preisstabilität, transparentes Preis-Leistungs-Verhältnis und andere ordnungspolitische Maßnahmen gegen die Anarchie ungeordneter Verhältnisse mehr. So sehen das im nordenglischen Newcastle-upon-Tyne nicht nur die örtlichen Gangster, sondern auch die
Read More Italien jenseits aller Pizza-Pasta-Mafia-Klischees – Gewisse gesellschaftliche Kräfte wollen einen rigide autoritären Staat und richten deswegen Chaos an, um umso wirkungsvoller aufzuräumen. Diese Kräfte bedienen sich realer Terror-Szenarios, die sie in ihrem Sinne übertreiben, damit drastische Reaktionen für die Bevölkerung darstellbar werden. Und Teile dieser Kräfte sind Teile der Polizei eines Landes. So funktioniert, grob gesagt, die beunruhigende Handlung des Romans „Zeit der Wut“ von Giancarlo de Cataldo und Mimmo Rafele. Von Thomas Wörtche Die beiden Autoren – de Cataldo ist Richter und Romancier, Rafele Drehbuchautor, u. a. von „Allein
Read More Polit-Thriller, noir – Auf vielen wichtigen Werken der Kriminalliteratur steht einfach „Roman“. Das ist einerseits schön und gut, andererseits irritierend, weil es einen Roman adeln kann, wenn er als das bezeichnet wird, was er auch noch ist: Ein Polit-Thriller. Thomas Wörtche über Kettly Mars‘ „Wilde Zeiten“. Bei Polit-Thriller denkt man an John le Carré, an Eric Ambler, Ross Thomas, Robert Littell oder Jenny Siler, auf jeden Fall an die Luxusklasse innerhalb der Kriminalliteratur. Aber ein Polit-Thriller kann auch aus Haiti kommen und eine Art Psycho-Polit-Thriller mit deutlichem roman noir Einschlag
Read More Comic Global „Metro“ von Magdy El-Shafee ist ein Comic, der von Bankraub erzählt, von Mord und Macht und Gier. Crime fiction wie überall auf der Welt. Diesmal aus Ägypten. Das ist ungewöhnlich, bei genauerem Hinsehen aber auch wieder nicht. Großartig ist es auf jeden Fall. Eine dringende Empfehlung von Thomas Wörtche. Eine Graphic Novel aus Ägypten, die auch bei uns blendend funktioniert, das ist schon eine kleine Sensation. Nicht, dass es der erste ägyptische Comic überhaupt wäre, aber „Metro“ von Magdy El-Shafee, der als Szenarist und Zeichner gleichzeitig agiert, ist
Read More Zappenduster – Huaaaaa – ein Buch über „das unvorstellbar Böse unter der gleißenden Sonne Kaliforniens“, sagt die U4. Das macht neugierig, denn das unvorstellbar Böse ist vermutlich noch böser als das normal Böse. Und Matthew Stokoes Roman „Highlife“ kann uns verraten, was das sein könnte. Lernbegierig hat sich Thomas Wörtche an die Lektüre gemacht. Jack möchte nach oben, in Hollywood. Er will zu den Reichen, Mächtigen und Schönen gehören. Zu den Höheren Wesen. Er möchte Filmstar werden. Daraus wird aber nichts, stattdessen wird seine Freundin, die Hure Karen, ermordet. Jack
Read More Posted On Mai 30, 2012By Thomas WoertcheIn Musikmag
Thomas Wörtche mag die Hommage von Heliocentric Countrrblast an Sun Ra, vermisst aber dann doch die anarchistischen Momente.
Read More Down in New Orleans … „Die Stadt der Toten“ von Sara Gran ist ein sensationell guter Roman. So wie er präsentiert und aufgemacht ist, käme niemand auf diese Idee. Aber Qualität setzt sich eben doch durch. Manchmal. Eine Rezension von Thomas Wörtche. Abgerundete Buchecken (wenn das Paradox erlaubt ist), eine deutlich auf „Frauenkundschaft“ setzende Grafik, ein neckisch-alberner Untertitel: „Ein Fall für die beste Ermittlerin der Welt“, keine besonders cleveren Aktivitäten des Verlags, das Buch zu platzieren – geht man über die Kritik, geht man über den Buchhandel? –, Paperback mit
Read More Essen & Jazz, Freiheit & Sinnlichkeit – „Häuptling Eigener Herd“ heißt das feine Periodikum für den aufgeklärten Esser (nicht für den Gourmet, nicht unbedingt für den Gourmand), der neben dem Essen auch am Denken und am Hinausschauen über den berühmten Tellerrand – hier passt die Metapher – seine Freude hat. Herausgegeben vom Stuttgarter Leibkoch der Intelligenzija, Vincent Klink, und dem multitalentierten Polemiker Wiglaf Droste. Schön, dass für das Jubiläumsheft N° 50 der Jazz zum Thema erkoren wurde. Von Thomas Wörtche Essen & Jazz also. Die Begründung im Editorial leuchtet ein:
Read More Die Poesie des Realen – Gute Kriminalliteratur entsteht meistens aus genau beobachteter Realität. Wir kennen das Prinzip aus Don Winslows neuen Büchern über die narcos südlich und nördlich der Grenze zwischen USA und Mexiko. Aber auch an seinen älteren Romanen kann man sehen, wie gute Kriminalliteratur funktioniert – zum Beispiel an „Die Sprache des Feuers“. Thomas Wörtche hat ihn gelesen … Dana Point liegt südlich von Los Angeles, im berühmten Orange County, wo der Flughafen John Wayne heißt und wo die County-Politicos auch schon mal die ganze Kohle mit schrägen
Read More Posted On April 18, 2012By Thomas WoertcheIn Musikmag
Wie sagt man: Liebe auf den ersten Ton? Oder Liebe auf den ersten Akkord? Naja, so ähnlich. Von Thomas Wörtche.
Read More Der obdachlose Bulle – Ein paar Bemerkungen zum Verhältnis von Polizei und Crime Fiction, anlässlich Oliver Harris´ Debut „London Killing“. Von Thomas Wörtche. Bei gefühlten 80 Prozent der Kriminalliteratur könnte man den Eindruck haben, sie sei in cleveren PR-Abteilungen von Polizeipräsidien entwickelt worden. Die ganzen CSI-Allmachtsphantasien (egal, wie ihr´s anstellt, wir kriegen euch doch), all die knorzigen Kommissare und ihre flippigen Assistentinnen und all die bedenkentragenden Kommissarinnen mit ihren grämlichen Assistenten, die witzischen Forensiker und Leichenschneider, die skurrilen Staatsanwälte und die putzigen Mordfälle – egal, ob Tod auf dem Klo,
Read More Posted On Februar 29, 2012By Thomas WoertcheIn Musikmag
Im Frankreich der späten 1950er-Jahre war man kinobesessen und jazz-ridden. Und meistens dabei in dieser Kombination der wunderbare französische Tenorsaxophonist Barney Wilen.
Read More Posted On Februar 25, 2012By Thomas WoertcheIn Crimemag
Erotische Laktation, Nekrophilie und andere Zerstreuungen oder Cool ist out – (Luther’s Lament II:) Romane und Fernsehserien haben eine unterschiedliche DNA, ihre produktionsästhetischen Voraussetzungen differieren erheblich, auch wenn sie Teil ein und desselben Narrativs sind: In unserem Fall fungiert ein Roman als Prequel zu einer schon entwickelten TV-Serie: „Luther“ von Neil Cross. Kann das gutgehen? Thomas Wörtche über den Roman „Luther. Die Bedrohung“. Roman/Drehbuch – Drehbuch/Roman? Neil Cross ist davon überzeugt: „Luther. Die Bedrohung“ ist nicht etwa eine ex-post-novelization eines nie gedrehten Prequels zur Serie, sondern ein „richtiger Roman“. Auf
Read More Schöne Bilder vom ewigen Krieg – Die Comic-Fassung von Joe Haldemans Vietnamkrieg-Parabel „Der ewige Krieg“ (1974/1988) ist als Gesamtausgabe zusammen mit Bonus-Material in einem Prachtband erschienen. Ein Klassiker-Check von Thomas Wörtche. Wie direkt politisch Science Fiction sein kann, ohne an literarischer Qualität und SF-Spezifik einzubüßen, lernte (nicht nur) ich 1977, als „Der ewige Krieg“ von Joe Haldeman (das Orginal, „The Forever War“, stammt von 1974) auf Deutsch erschien. Ein Vietnam-Veteran, dessen Kriegserfahrung permanent präsent ist, beschäftigt sich mit dem Thema „Universal Soldier“ und den sozialpolitischen Folgen nicht nur für die
Read More Posted On Februar 1, 2012By Thomas WoertcheIn Musikmag
Seit ein paar Tagen sind die „Old Ideas“ auf dem Markt und schon kann man sich, weil schon viel und überall artig besprochen, kurz fassen: Zwölftes Studio-Album, das erste seit acht Jahren, von Leonard Cohen, inzwischen – meine Güte – schon 77 Jahre alt. Zehn neue Songs, davon zwei schon auf den letzte Tourneen angetestet. Stimmung & voll geglücktes production design: Extrem entspannt.
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