Autorinszenierungen
Katja Hachenberg bespricht auf literaturkritik.de den rund 630 dicken Wälzer von Alexander M. Fischer über posierende Poeten:
„Bleibt nach der Lektüre von „Posierende Poeten“ nur ein ernüchterter, desillusionierter Blick auf die unerbittlichen, von ungezählten Interessen motivierten Mechanismen der Produktion von Autorschaft? Sicher nicht, denn neben der Maschinerie finden sich die vielleicht kleinen, aber sehr lebendigen Oasen, in denen Qualität entsteht und ein guter Text unabhängig ist von Auflagenhöhe oder Autorlabel; in denen Authentizität nicht inszeniert werden muss, um vorhanden zu sein. Ein Klassiker wie Marlen Haushofers „Die Wand“ entstand beinahe im literarischen Niemandsland. Ein gütiges Geschick, schrieb Haushofer in ihrem kurzen Text „Für eine vergessliche Zwillingsschwester“, habe sie davor bewahrt, berühmt zu werden: Sie hätte „das damit verbundene hektische Leben nicht lange ertragen“. Der ganz große Ruhm kam, vielleicht zu Haushofers Glück, erst nach ihrem frühen Tod.“
Alexander M. Fischer: Posierende Poeten. Autorinszenierungen vom 18. bis zum 21. Jahrhundert.
Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2016.
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