Dialog der Schrift
Illustrationen aus der Ausstellung. Quelle: Muthesius Kunshochschule
gedacht, geschrieben, gewidmet, gebunden, geprägt, gefunden, geblättert, gelesen, geliebt, gesammelt, geweiht, geraubt – verlegt, verrissen, versteckt, verliehen, verschlungen, verboten, verbrannt, vergriffen, vergilbt, verstaubt, verschlossen, verwahrt –
In diesem Jahr findet bereits zum fünften Mal der »Dialog der Schrift« statt, ein Symposium des Lehrgebiets Typografie und Gestaltung an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel. Im Zentrum dieser Veranstaltung steht die Auseinandersetzung mit dem Medium Schrift. Alle zwei Jahre lädt die Hochschule dazu internationale Gestalter, Künstler und Theoretiker ein, die sich mit einem bestimmten Thema beschäftigen. Begleitet wird das Symposium jeweils von einer Ausstellung, in der studentische Arbeiten der letzten zwei Jahre gezeigt werden.
Der diesjährige »Dialog der Schrift« steht im Zeichen des Buches.
Vom 2. bis 4. Juni sind unter dem Titel »Offenes Buch« Vortragende aus verschiedenen Bereichen eingeladen. Anlässlich des Symposiums fand ein Workshop mit Studio Jung statt. Die dabei entstandenen Arbeiten werden ebenfalls in der Ausstellung zu sehen sein.
Kuratiert und organisiert von Jona Bähr, Talea Büscher, Charlotte Gosch, Insa Kühlcke-Schmoldt und Nina Massow. Betreut von Prof. André Heers und Prof. Annette le Fort.
Vorträge: 02. – 04. Juni 2016 / Ausstellung: 02. – 19. Juni 2016
Öffnungszeiten der Ausstellung:
Montag – Freitag: 11:00 – 17:00 Uhr
Sonntag, 19. Juni: 11:00 – 17:00 Uhr
Veranstaltungsort: Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek,
Sartori & Berger-Speicher, Wall 47/51, 24103 Kiel
*
Am Freitag u.a. ein Vortrag von Oswald Egger: »Vom Drehen und Wenden der Blätter«.
„Jede – geschlossene, orientierte, d.i. händige – Mannigfaltigkeit lässt sich als offenes Buch darstellen und zerlegen. Im Drehen und Wenden der Blätter kommt dabei unentwegt zur Sprache, was nicht gesagt ist, was als Inversion der Stille hörbar werde, wortwörtlich: es gibt eine Open-Book-Zerlegung der Sphäre, »in der man zu innig lebt« (Hölderlin), welche offene Schnitte als Seiten und einen unverknoteten Kreis als Bindung zeigt. Jede Seite feldert und behält die Welt in der Welt, quasi den Bewegungsablauf im Umlaufsinn der Blätterungen selbander, ohne zu verknoten: Wort für Wort wird gleichsam aus dem Wort-für-Wort herausgeschnitten, es wechselt die Bedeutung an jedweder Stelle im Wortsinn, silbenbindend, und verändert weder noch Orientierung, im Dreh der Rede erscheint Dunkles und Verworrenes vielgestaltig als verschossen geflochtene, unauflöslich wortknotige Schnur aus Knotenlinien von Vernotungen - in einem Monolog von leblos lebendigen Foliationen davon: als eigene Welt der Form nach, in Form von Worten und Formen ohne Worte, bis alle Häufungen und Annahmen zueinander ausgesprochen anklingend und stimmig sind: ohne Ort und Jahr, und wie die Erinnerung der Blätter an den Baum.“
Neuen Kommentar schreiben