„Hirni“ mit Durchblick – Donal Ryan gilt als großes irisches Erzähltalent und wurde mit begeisterten Lobeshymnen bedacht – sein Roman „Die Sache mit dem Dezember“ liefert ein sensibles aber auch ätzendes Psychogramm eines Außenseiters und die Diagnose ungebremster kollektiver Gier während der exzessiven Immobilien-Blase. Von Peter Münder Johnsey Cunliffe hat Probleme damit, seine herumflirrenden Wahrnehmungen, Überlegungen und Phantasien irgendwie als verständliche Wörter oder Sätze auf die Reihe zu kriegen und wird deswegen von vielen im kleinen ländlichen Nest gemobbt und als „Hirni“ verhöhnt. Er hat einen Job bei der Co-Op
Read More Grauzonen zwischen Trivialität und Trauma – Salinger und kein Ende: Fünf Jahre nach seinem Tod sind neue Biografien und ein Band mit frühen Kurzgeschichten erschienen. Das selbstfabrizierte Image vom einsamen Eremiten, der sich in Cornish, New Hampshire, angeekelt von der schnöden Welt einigelte, muss übrigens korrigiert werden. Von Peter Münder „Nichts zu veröffentlichen bedeutet wunderbaren Frieden. Veröffentlichungen sind grauenhafte Verletzungen meiner Privatsphäre. Ich liebe das Schreiben. Aber ich schreibe nur für mich selbst und mein eigenes Vergnügen“. JD Salinger (1919-2010), zitiert in der „New York Times“ vom 3. November 1974
Read More Autorenbetreuer, Vertreter, Programmentwickler und Talent-Investor – Der Suhrkamp-Verleger Siegfried Unseld war ein genialer Medien-Pionier mit riesigem Erkenntnisinteresse, großem Gespür für vielversprechende Autoren und neue Marktsegmente. Seine Chronik für 1971 ist immer noch von faszinierender Aktualität. Von Peter Münder „Wenn Shakespeare der größte Dichter und Minetti der größte Schauspieler, dann ist Unseld der größte Verleger“. Thomas Bernhard, „Unseld“- zum 60. Geburtstag von S.U. 1984 Mit Peter Weiss spricht er am 1. Januar 1971 über dessen neues Stück „Hölderlin“, mit der vom Piper Verlag zu Suhrkamp gewechselten Ingeborg Bachmann geht er in
Read More Tückischer Dschungel, rasende Ratten, teuflisches Greene-Land – Als Graham Greene 1935 zusammen mit seiner Cousine nach Liberia und Sierra Leone aufbrach und seine Erfahrungen in „Journey without Maps“ beschrieb, hielten die meisten Zeitgenossen den Autor einfach nur für einen durchgeknallten Abenteurer. Die jetzt erschienene deutsche Ausgabe hätte nach der Veröffentlichung mehrerer Greene-Biografien neuere kritische Einschätzungen dieses extremen Dschungel-Trips beleuchten können – doch der Liebeskind-Band liefert weder kommentierende Fußnoten noch ein Nachwort, das den verwirrten Leser über Greenes wahre Absichten oder seine Auftraggeber aufklären könnte. Von Peter Münder „Den größten Teil
Read More Knast in Belfast – Millionenraub in New York: Sam Millars „True Crime“-Lehrjahre – Was für eine Karriere, was für ein Typ: Erst landete Sam Millar im berüchtigten Belfaster Longkesh-Knast, dann überfiel er in New York das Geldtransport-Unternehmen Brinks und hortete die Millionenbeute bei einem Priester – seine Abenteuer hat er im autobiografischen Krimi „True Crime“ festgehalten – ein Fest für Freunde des Brutalo-Realismus. Eine Rezension von Peter Münder Als Lee Child in Belfast bei einer Preisverleihung für Sam Millar versuchte, die düstere, unvergleichliche Noir-Faszination von Belfast zu umschreiben, da meinte
Read More Zwischen „Ulysses“ und „Finnegans’s Wake“: Die umstrittenen „Finn‘s Hotel“-Epiclets von James Joyce – Selten gab es so brisante Kontroversen unter Joyce-Experten wie die immer noch anhaltende Debatte über „ Finn‘s Hotel“: Sind diese aus dem Nachlass stammenden zehn Epiclets (kurze Eposlein), geschrieben zwischen dem 1922 beendeten „Ulysses“ und dem 1939 veröffentlichten „Finnegan‘s Wake“ als Vorstudien zum „Wake“ zu betrachten? Oder sollten daraus Kurzgeschichten im Stil der „Dubliners“ werden? Von Peter Münder „Es brach regelrecht die Hölle los“, schreibt der engagierte Herausgeber Danis Rose in seinem Vorwort zu „Finn‘s Hotel“, um
Read More Die sublimierte Kunst des konzentrierten Kurztrips –Slow Travel geht sicher anders, aber wer die Tipps der New York Times-Reihe „36 Hours“ studiert, versteht sofort, was die wesentlichen Qualitäten einer fremden Stadt oder einer Insel ausmachen. Der aktuelle Band dreht sich um Asien, Australien & Ozeanien. Von Peter Münder. Bildungsreise, Slow Travel, Dark Tourism (siehe CM vom 10.4.13) – diese Tourismus-Kategorien sollte man vergessen, wenn man sich auf die hier beschriebenen „36 Hours“-Trips einlässt. Denn man muss sich notgedrungen auf einige herausragende Sehenswürdigkeiten beschränken. Lange Bahnreisen, vom Railway-Spezialisten Paul Theroux („The
Read More Nichts geht mehr – Immer alles auf Zero gesetzt und total untergegangen: „Dead Money“ beschreibt in finsterer, bester Noir-Tradition, wie es einem ergeht, bei dem das routinierte Verdrängen besser funktioniert als der Realitätssinn. Den Roman von Ray Banks bespricht Peter Münder. Alan Slater ist eigentlich Vertreter und Berater eines Fensterbauers in Manchester, doch den nervtötenden Frust mit Hausbesuchen bei Kunden, die sich als Dumpfbackenwichtigtuer profilieren wollen und ihm nur auf den Geist gehen, hat Alan inzwischen so kommod reduziert, dass er sich als Casino-Croupier verwirklichen und echt wohlfühlen kann. Da
Read More Rasante Untergrundschnüffelei – Oliver Harris hatte sich 2012 mit seinem Thriller „London Killing“ auf Anhieb einen Platz auf den Bestseller- und Best-of-Listen gesichert. Sein in dubiosen Grauzonen operierender Detective Nick Belsey ist im neuesten Band „London Underground“ meistens unter Tage im Einsatz: Im gigantischen Londoner Tunnelsystem will er eine entführte Frau retten. Eine Besprechung von Peter Münder. Einen „hinreißenden Mistkerl“ nannte Val McDermid den zwischen allen moralischen Normen operierenden Detective Nick Belsey. Genau dieser ungewöhnliche Grauzonenhabitus macht die Faszination dieses Hedonisten aus, auf dessen Prioritätenliste das Saufen, Koksen und fachmännische
Read More Posted On Dezember 17, 2014By Peter MuenderIn Bücher, Litmag
Idealisierung des großen Hassers: Ein krauses Projekt? Wer liest heute noch Karl Kraus, wer will schon den Mythos vom egomanischen, hyper-polemischen „Fackel“-Herausgeber in diesen Facebook-Google-Twitter-Zeiten wiederbeleben? Ausgerechnet der amerikanische Bestseller-Autor Jonathan Franzen hat sich auf das kontroverse „Kraus-Projekt“ eingelassen Von Peter Münder Der „Korrekturen“-Bestseller-Autor Jonathan Franzen beschreibt seinen nostalgisch verklärten „Blick zurück mit Karl“ im Stil eines Denkmalpflegers, der Risse, Löcher und Einsturzgefahren einer adretten Fassade beflissen ignoriert, weil dies seiner idealisierten Projektion eines Wunderbaus widerspricht. Franzen hatte sich 1982 als Student und Fulbright-Stipendiat in Berlin intensiv mit Kraus (1874-1936)
Read More Die Homeruns dollargieriger Dumpfbacken-Doper – Gerade hat die Bundesregierung einen Anti-Doping-Gesetzentwurf auf den Weg gebracht, der harte Strafen für dopende Leistungssportler, aber auch für beteiligte Ärzte und Dealer vorsieht, da überschlagen sich die Doping-Skandale in den USA: Es geht mal wieder um altbekannte, unbelehrbare Doping-Freaks der Top-Baseball-Liga MBL. Die notorischen Wiederholungstäter verdienen Millionen, waren bereits für mehrere Seasons gesperrt und wollen einfach weitermachen wie bisher. Aber nun beginnt bei vielen Fans und Funktionären ein Umdenken, obwohl der erfolgreiche Sportheld zwar immer schon zum American-Dream-Mythos gehörte. Baseball-Stars wie die dopenden Lügner
Read More Posted On November 12, 2014By Peter MuenderIn Bücher, Litmag
Es war noch nie so wie bei Kruso – Ist Lutz Seilers mit dem Buchpreis ausgezeichneter „Kruso“ wirklich ein Roman? Oder eher eine anthropologische Studie, die das Leben einer Außenseitertruppe auf Hiddensee aus der Perspektive eines hypersensiblen Trakl-Adepten beschreibt? Von Peter Münder Als Tellerwäscher-SK (Saisonkraft) hatte Lutz Seiler, jetzt 51, auf der Insel Hiddensee im „Klausner“-Gasthof während des Wendesommers ’89 gearbeitet. Die damaligen Erfahrungen in dieser äußersten DDR-Ecke mit dem Blick aufs verheißungsvolle dänische Inselchen Møn – für einige Republikflüchtlinge das ultimative, erlösende Refugium – hatte Seiler damals zwar schon
Read More Des Meisters Erfolgsrezept: Der Klassik-Krise mit Bezug zu aktuellem Kontext beikommen! –Peter Münder über Kent Naganos „Erwarten Sie Wunder“. In der nächsten Spielzeit wird Kent Nagano in Hamburg als Generalmusikdirektor und Chefdirigent der Oper sowie der Philharmoniker den Spielplan gestalten. Der Dirigent ist zwar kein Missionar, aber er will unbedingt verhindern, dass sich der Dornröschenschlaf in den Konzerthallen fortsetzt, wo ein eher betagtes Publikum sich an einen Spielplan mit Evergreens der klassischen Musik gewöhnt hat und keine neuen Impulse mehr erwartet. Nagano will dagegen sozusagen als „Groß-Motivator“ der Klassik ein
Read More Kunst, Koks, Chaos – Sie lässt sich neun oder zehn Jahre Zeit für einen Roman: Wenn Donna Tartt jetzt ihren dritten Roman „Der Distelfink“ vorlegt, dann steht dahinter nach Ansicht vieler Kritiker auch der Anspruch, mindestens Proust, Tolstoi, Dostojewski und JD Salinger zu übertrumpfen. Eine Rezension von Peter Münder. Steckt eigentlich in jedem Menschen ein Hang zum „fatal flaw“, ein morbider Drang zu düster-pittoresken Effekten und psychischen Extremsituationen um jeden Preis? Diese Frage stellte sich der Ich-Erzähler Richard Papen schon im ersten Satz von Donna Tartts erstem Roman „The Secret
Read More In Dublin ist die Hölle los – Erst reißen durchgeknallte irische Bankster das Land in eine Finanz-und Wirtschaftskrise, dann drehen auch die kleinen Ganoven durch, die den großen Coup landen wollen: In seinem fulminanten Krimi „Die Wut“ zeigt Gene Kerrigan, wie sich zwei kriminelle Sektoren überlappen …. Von Peter Münder Die Arroganz der Macht entlarvt sich ja meistens in Phrasen wie „Wissen Sie überhaupt, wer ich bin? Wissen Sie, was passieren wird?“ Das war schon so in Ken Bruens wunderbarem Galway-Krimi „Jack Taylor fliegt raus“, als der alkoholaffine Jack Taylor
Read More Alice in Horrorland – Wenn US-Soziologen ihre Studien im Milieu von Drogendealern und Kriminellen betreiben und ihre Erkenntnisse veröffentlichen, wird es spannend. Denn Titel wie „Gang Leader for a Day“ oder „On the Run“ wären hierzulande undenkbar. Manche Feldforscher verlieren beim allzu intensiven Eintauchen in die triste Unterwelt aber auch den Überblick, weil sie sich während ihrer „Total Immersion“-Praxis zu sehr mit ihrer Klientel identifizieren. Teil 2 (lesen hier Teil 1) Für Alice Goffman, Soziologin an der University of Wisconsin-Madison und Tochter Erving Goffmans, ist eigentlich alles ganz einfach: Die
Read More Feldforschung bei Crack-Dealern und im indischen Slum – Wenn US-Soziologen ihre Studien im Milieu von Drogendealern und Kriminellen betreiben und ihre Erkenntnisse veröffentlichen, wird es spannend. Denn Titel wie „Gang Leader for a Day“ oder „On the Run“ wären hierzulande undenkbar. Manche Feldforscher verlieren beim allzu intensiven Eintauchen in die triste Unterwelt aber auch den Überblick, weil sie sich während ihrer „Total Immersion“-Praxis zu sehr mit ihrer Klientel identifizieren. Teil I, von Peter Münder. Rückblick und Präambel: Da George Orwell so etwas wie der Pionier der modernen Sozialreportage inklusive „Total
Read More Alle Jahre wieder: ein neuer Ripper-Kandidat Wieder mal dreht sich das Ripper-Kandidaten-Karussell: Nun soll sich also der polnische Friseur Aaron Kosminski als Jack the Ripper betätigt haben – ein 1888 am Tatort gefundener dreckiger Schal soll es beweisen. Zeit für den Ripper-Check vor Ort: Impressionen vom Londoner „Ripper Walk“, als der Hype über sensationelle Ripper-Thesen von Patricia Cornwell hochkochte und der neueste Kandidat der Maler Walter Sickert war – ein Rückblick von 2003 – seitdem gibt es längst weitere Kandidaten.Der Ripper-Check-Update von Peter Münder. Vom Tower Hill hat man einen
Read More Gejagt von den Blackwater-Killern – Joakims Zanders „Der Schwimmer“ ist ein hochbrisanter schwedischer Politthriller, der die Exzesse amerikanischer „Beraterfirmen“ thematisiert, die für die US-Regierung die blutige Drecksarbeit im Kampf gegen den Terrorismus übernehmen. Und jeden gnadenlos jagen, der an Belastungsmaterial über ihre Folterpraktiken und grauenvolle Exekutionen im Nahen Osten gerät. Eine Rezension von Peter Münder. Der junge schwedische Lobbyist George hat in Brüssel einen lukrativen Job bei Merchant & Taylor und genießt den hedonistischen Lifestyle mit dickem Auto, flotten Mädels und der gelegentlichen Kokserei. Als er dann vom brutalen, unberechenbaren
Read More Happy Days am Lough Erne – Beim Beckett-Festival im nordirischen Enniskillen konnte man das Werk des großen Iren unter allen möglichen Aspekten erleben oder im Rahmenprogramm Diskussionen, Konzerte und Ausstellungen goutieren. Vielfalt, selten gespielte Stücke, alternative Interpretationen, stimulierende Ambivalenzen standen im Mittelpunkt dieses aufregenden Festivals. Peter Münder war dabei. Als der G-8-Gipfel im letzten Jahr im noblen Lough-Erne-Resort direkt am herrlich gelegenen See und Golfplatz bei Enniskillen tagte, hatte sich die nordirische Kleinstadt damit auch einen Platz auf der weltpolitischen Landkarte erobert. Bis dahin kannte wohl kaum jemand dieses gemütliche,
Read More Shakespeare und der Killerblick – Unter den Neuerscheinungen zum 450. Geburtstag Shakespeares ist der Band des Science Fiction-Großmeisters Issac Asimov bemerkenswert – ein Kompendium der besonderen Art. Von Peter Münder Präludium: An den großartigen, vor kurzem verstorbenen Schauspieler Gert Voss, der nicht nur im Thomas-Bernhard-Land („Ritter, Dene, Voss“) zu Hause war, sondern sich auch mit beängstigender Intensität in seine Shakespeare-Rollen hineinsteigerte, möchte ich hier anlässlich der Shakespeare-Diskussionen zum 450. Geburtstag des Dramatikers aus Stratford (1564–1616) und etlicher Neuerscheinungen noch einmal erinnern. In seiner fabelhaften, amüsanten und bewegenden Autobiographie „Ich bin
Read More Der „Lustmörder“ Moosbrugger: unser Bruder? – Im „Mann ohne Eigenschaften“ liefert Robert Musil eindrucksvolle Impressionen der dekadenten „kakanischen“ K.u.k.-Monarchie vor dem Beginn des 1.Weltkriegs. Der Roman kreist aber auch um den Kriminalfall Moosbrugger: Der inhaftierte Prostituiertenmörder übt auf die gutbürgerliche Wiener Gesellschaft eine eigenartige Faszination aus – warum ? Der zweite Teil des Essays von Peter Münder (hier geht’s zu Teil 1) Karl Kraus über den Lustmörder Voigt, der Musil als Vorbild für Moosbrugger diente Musil hatte den realen Kriminalfall um den Zimmermann Christian Voigt, er lieferte die Vorlage für
Read More Der „Lustmörder“ Moosbrugger: unser Bruder? – Im „Mann ohne Eigenschaften“ liefert Robert Musil eindrucksvolle Impressionen der dekadenten „kakanischen“ K.u.k.- Monarchie vor dem Beginn des 1.Weltkriegs. Der Roman kreist aber auch um den Kriminalfall Moosbrugger: Der inhaftierte Prostituiertenmörder übt auf die gutbürgerliche Wiener Gesellschaft eine eigenartige Faszination aus – warum ? Ein Essay in zwei Teilen von Peter Münder. „Am Rückweg glaubte sie zu bemerken, daß alles in der Welt heimlich auf Schlagen eingerichtet sei. Es fuhr ihr nur so durch den Kopf. Die Eltern das Kind. Der Staat die Sträflinge.
Read More Einzelkämpfer, Nestbeschmutzer, Patriot –Begegnung mit einer Legende: Pulitzerpreisträger Seymour Hersh beim Hamburger Jahrestreffen der Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche. Von Peter Münder „You´ll never walk alone“ war das Leitmotiv der Hamburger Netzwerk Recherche-Jahrestagung in diesem Jahr – für den berühmtesten Muckraker aller Enthüllungs-Journalisten, den amerikanischen Einzelkämpfer und Pulitzerpreisträger Seymour Hersh, der zu Diskussionen über den Stand des Investigativ-Journalismus eingeladen war, muss das eigentlich wie Hohn klingen. Schließlich hat der 77jährige Reporter und Autor von acht Büchern nur vorübergehend als festangestellter Journalist (bei der Agentur AP und bei der New York Times) gearbeitet.
Read More „Warum nicht mal blasphemisch sein?“ – Die spannenden, extrem ausführlichen „Paris-Review“-Interviews mit prominenten Autoren gibt es nun auch in einer deutschen, sehr liebevoll gestalten Ausgabe – ein echtes Lese-Abenteuer. Von Peter Münder Als der „Paris Review“ 1953 von amerikanischen Künstlern und Autoren um Peter Matthiessen und George Plimpton in Paris gegründet wurde, gehörten ausführliche Autoren-Interviews (neben Kurzgeschichten und Lyrik )von Anfang an dazu und wurden schnell zum Markenzeichen des vielseitigen Kultur-Magazins. Denn die Interviewer wollten alles genau über das Handwerk des Schreibens wissen, sie ließen sich nicht mit saloppen Floskeln
Read More Sozialrealistische Reportage oder aufgehübschter Neofabulismus? ‒ Zu Artur Domosławskis kritischer Biografie des „Jahrhundertreporters“ Ryszard Kapuściński. Von Peter Münder „Unsere Phantasie lechzt nach der kleinsten Sensation, dem geringsten Signal einer Bedrohung, dem schwächsten Pulvergeruch, saugt alles gierig auf, um es dann unverzüglich zu monströsen, überwältigenden Ausmaßen aufzublasen. Ich wußte aber auch, daß alle sozialen Eruptionen, jene Momente, da sonst ruhige, träge Wasser zu brodeln und zu sieden beginnen, Momente des allgemeinen Chaos, heilloser Unordnung, wahnwitziger Verwirrung sind. Bei solchen Gelegenheiten kann man leicht nur wegen des herrschenden Durcheinanders sein Leben verlieren,
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