Czesław Miłosz
Czesław Miłosz (Quelle: Poecology)
„Czesław Miłosz zeigt ein ausgesprochenes Interesse für das Verhältnis zwischen der Wirklichkeit und dem Geschriebenen. Immer wieder befragt er sein Metier; er versucht zu ergründen, was die Literatur bezweckt und ob sie ihrer Aufgabe zu genügen vermag. Dabei äußert Miłosz durchaus auch Zweifel an der „Berufung“ des Dichters. Das Schreiben wird manchmal als Auftrag und Gabe empfunden, kann mitunter aber auch als Qual aufgefasst werden. Um solchen Fragen nachzugehen, horcht Miłosz auch die literarische Tradition und das Werk seiner Zeitgenossen ab: In Übereinstimmung oder in Polemik damit versucht er, seine eigene Position zu schärfen. Auch auf philosophische Traditionen greift er zurück („Was habe ich von Jeanne Hersch gelernt?“). In diesem Sinn muss man wohl annehmen, dass Miłosz’ „Ars poetica“ letztlich über sein ganzes lyrisches Werk hinweg verstreut ist. Sie muss demnach in ihrer Summe – und auch mit den ihr innewohnenden Widersprüchen – durch den Leser überhaupt erst konstituiert werden. Zu den schönsten poetologischen Gedichten zählen zweifellos „Mittelbergheim“ (1951), das ganz von Optimismus angesichts der verliehenen dichterischen Gabe erfüllt ist, sowie Miłosz’ wunderbare neue Version von „Orpheus und Eurydike“.“ Daniel Henseler aktuell auf literaturkritik.de
Czesław Miłosz: Gedichte. Ausgewählt und mit einem Nachwort von Adam Zagajewski.
Übersetzt aus dem Polnischenvon Doreen Daume, Karl Dedecius, Gerhard Gnauck und Christian Heidrich. Carl Hanser Verlag, München 2013.
Auf Fixpoetry besprochen am 17.12.2013 von Barbara Zeizinger.
Neuen Kommentar schreiben