Fix Zone

Minenprobe

Redaktion: 

Auf den ersten Blick eine Idylle - das Foto entstammt dem Fotoalbum eines Soldaten an der Ostfront. Auf der Rückseite gibt es seine wahre Bedeutung preis - dort steht handschriftlich: "Die Minenprobe. Vom Donez zum Don 1942" (Foto: Archiv Reiner Moneth)

„Es ist eine wilde Mischung: Robert Capas berühmtes D-Day-Foto aus der "New York Times" von der Landung der amerikanischen Truppen vor dem Omaha Beach steht neben Dorothea Langes "Migrant Mother", der "Madonna des New Deals". Die erste bildergrelle und die zweite bilderasketische Wehrmachtausstellung reihen sich neben Kunstausstellungen zur "Sowjetischen Unterwäsche" und zum nackten Mann. "Nichts dahinter" neben "Nichts darunter".

Dazu gesellen sich luzide Beobachtungen zu Siegfried Kracauers "Theorie des Films" und Roland Barthes' "Helle Kammer", mit denen Lethen uns an seinem Glück verspäteter Lektüre teilhaben lässt. Am Portal des Buches aber steht die Schilderung einer Kunstperformance der Aktionskünstlerin Marina Abramović in Bologna: der Gang der Besucher in das Museum durch ein enges Spalier, das die splitternackte Künstlerin und ihr Gefährte formten. Das Labor einer Schamsituation, die "Verhaltenslehren der Kälte" als Happening. Aber ohne Walter Benjamin und Carl Schmitt.“ Stephan Schlak bespricht in der WELT das Buch „Der Schatten des Fotografen“ von Helmuth Lethen, das in Leipzig gerade den Buchpreis des Genres Sachbbuch gewonnen hat.

„Lethens Buch ist ein paradoxer Triumph. Denn hier entwirft ein Literaturwissenschaftler fast nebenbei eine "Schule des Sehens", die man eigentlich seit Jahren von den Bildwissenschaftlern erwartet. Das "Unbehagen an der Repräsentation" führt Lethen nicht in das ersehnte Reich der reinen Anschauung, sondern zu einer scharfsinnigen, immer aber lustvollen Bildanalyse und Bildkritik. So wird "Der Schatten des Fotografen" zu einem Glücksfall entspannter Intellektualität, deren luzide Beweisführung für das absehbare Ergebnis entschädigt: Vielleicht gibt es eine objektive Wirklichkeit. Zugang zu ihr haben wir aber nur über Medien und Bilder - und die haben ihre eigene Wirklichkeit.“ Ingo Arend im Deutschlandradio Kultur.

Helmut Lethen: Der Schatten des Fotografen. Bilder und ihre Wirklichkeit. Rowohlt, Berlin 201. Leseprobe

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