Kurt-Wolff-Preis 2014
© Verbrecherverlag
Freitag Nachmittag wurde im Berliner Zimmer der diesjährige Kurt-Wolff-Preis verliehen. Der mit 26.000 Euro dotierte Hauptpreis ging an den Berliner Verbrecher Verlag, der Anerkennungspreis (5000 Euro) an den Mairisch Verlag aus Hamburg. Die Laudatio hielt der Schriftsteller Dietmar Dath, der bei den Verbrechern einst seinen ersten Roman veröffentlichte.
"Ich danke der Bundesrepublik Deutschland, dass sie uns für Sozialismus und Anarchismus auszeichnet", sagte Verbrecher-Verleger Jörg Sundermeier. "Damit hatte ich nicht gerechnet".
„Ein bisschen Unverständlichkeit ist für das Überleben der Literatur unerlässlich. Denn damit die Literatur weiterreden kann, muss sie immer wieder neue, unvorbereitete, nicht nur junge, auch einfach mangelhaft unterrichtete Menschen in ihr Gespräch ziehen. Und das geht nur, wenn sie hin und wieder etwas sagt, das man zwar nicht völlig abwegig findet, aber eben nur teilweise versteht, so dass man sich herausgefordert fühlt, zu erforschen, worum es da geht und was einen das angeht. Jungen Menschen, die lesen lernen wollen – ich meine nicht das ABC, ichmeine: literarische Texte – kann nichts Besseres passieren, als dass ihnen eine Stimme, die nicht gleich allzu viel von sich und dem Gegenstand ihrer Rede preisgibt, etwas mitteilt, das zugleich unklar und dem Umriss nach ahnbar ist - wie zum Beispiel: „Alle seine Sachen und alles, was von ihren noch zu gebrauchen war, ist in Kisten verstaut und in unserer Garage untergebracht. Meine Eltern haben mir geholfen. Neun Kisten, vierzehn Müllbeutel. Es hat knapp drei Stundengedauert.“
Das sind die ersten Sätze, die der Schriftsteller Finn-Ole Heinrich in der von ihm selbstgelesenen Hörbuchfassung seines Debütromans „Räuberhände“, der im mairisch Verlag erschienen ist, mir im Zug ins Ohr gesprochen hat. Da hatte Thomas Mann, der eigentlich mitreisen wollte, dann eben Pech, den habe ich wieder weggepackt, der war mir zu verständlich, ich blieb bei Heinrich bis zum Endbahnhof.
Kisten, Müllbeutel: Geheimnisse, die nicht völlig blickdickt sein dürfen, gehören in literarische Sätze verpackt, damit man im Verlauf eines Textes darangehen kann, sie auszupacken.
Der Verlag, dem ich dieses Erlebnis verdanke, bekommt heute den Förderpreis der Kurt Wolff Stiftung.“
Die ganze Laudatio von Dietmar Dath nachzulesen hier.
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