Knastleben
Heute im tagesanzeiger: „Die Schweiz als Gefängnis: Wie kein Zweiter hat Friedrich Dürrenmatt mit seinem Knast-Bild die literarische Wahrnehmung unseres Landes geprägt. Um das Gefängnis im eigentlichen Sinne – und nicht nur als Metapher – geht es in der neuen Ausgabe von «Quarto», der Zeitschrift des Schweizerischen Literaturarchivs in Bern, das in den 1990er Jahren auf Initiative von Friedrich Dürrenmatt gegründet wurde.
In den «Quarto»-Aufsätzen erweist sich das Gefängnis als ein überaus produktiver Ort für die literarische Fantasie: Cervantes begann im Knast von Sevilla mit der Niederschrift seines «Don Quijote», Ezra Pound schrieb als amerikanischer Kriegsgefangener seine berühmten «Pisaner Cantos». Und die Schweizer, um die es im neuen «Quarto» geht? Die waren ebenfalls im Gefängnis – als Reporterin wie Annemarie Schwarzenbach, die über die Zustände in den Gefängnissen in den amerikanischen Südstaaten ihre sozialkritische Reportagen schrieb; als Inhaftierte wie Ludwig Hohl, der nach einem Drogenexzess und einer Schlägerei in einem Pariser Gefängnis traumatische Erfahrungen machte. Oder als Dienstverweigerer wie der 1949 geborene Christoph Geiser, in dessen Werk das Gefängnis zur Chiffre für das menschliche Dasein wurde.“
Schreiben im Gefängnis. Quarto. Zeitschrift des Schweizerischen Literaturarchivs, Nr. 39. Éditions Slatkine, Genf 2014.
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