Die Fackel-Neurose
Dr. Fritz Wittels (Quelle: Freudmuseum)
Am Mittwoch, 17. Dezember 2014 um 21:00 in hr2-Kultur: Die Fackel-Neurose | ein Hörspiel von Gerhard Naujoks.
Er sei, heißt es in den Protokollen der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung, ein »Mann von großer Begabung« und ein ebenso »witziger« wie »talentierter Schriftsteller«. Eigentlich aber war Dr. Fritz Wittels, geboren 1880, Arzt und Psychoanalytiker. Und er hatte das Pech, zwischen zwei Heroen seiner Zeit zu geraten. Als Schriftsteller machte er bald die Bekanntschaft von Karl Kraus - und teilte sich mit ihm eine junge Geliebte. Als Psychoanalytiker wurde er in den Kreis um Sigmund Freud aufgenommen. Mit beiden überwarf er sich allerdings. Als Kraus in der »Fackel« böse Aphorismen über Wittels druckte, rächte sich dieser mit einem Schlüsselroman. Freud wiederum findet es gar nicht gut, »wenn zwei ehemalige Freunde sich mit Dreck bewerfen« und will die Veröffentlichung des Romans verhindern. »Sie sind«, dekretierte er, »für meinen Kreis untragbar, wenn Sie dieses Buch herausbringen.«
Gerhard Naujoks hat die Geschichte des Dr. Wittels auf der Basis historischer Quellen nun in ein turbulentes Hörspiel verwandelt. In seinem Sittengemälde treten - neben Wittels, Freud, Kraus und der jungen Prostituierten Irma - unter anderem auch zwei Chöre auf: Der "Chor der Gerüchte" und der "Chor der Innenstadthuren". Diese sind aber nicht gut zu sprechen auf den Begründer der Psychoanalyse. Denn sie "wollen auch soviel Gewinn / wie der Herr Professor Freud / dafür, dass er nur red' mit die Leut / Denn wir arbeiten uns wund / und nicht nur mit dem Mund."
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