Geschrieben am 27. Dezember 2018 von für Allgemein, Crimemag, Highlights 2018

CulturMag Highlights 2018, Teil 8 (Matthes – Mayer – Müntefering)

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Constanze Matthes
Alf Mayer
Christina Mohr
Christopher G. Moore
Marcus Müntefering
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Foto: Nicky Hellfritzsch

Constanze Matthes: Backlisten, Diskussionen und eine Vorfreude

Allgemein wird der schnelle Lauf der Zeit in ihrer Gleichförmigkeit beklagt, doch steht dann ein Rückblick auf zwölf Monate und 365 Tage ins Haus, hat man die großen Ereignisse schnell vor Augen. Momente des Staunens, der Entdeckungen und der besonderen Begegnungen.     

Blicke ich ganz persönlich zurück, fallen mir als vorrangig mit der Literatur verbundene Leserin jedoch wunderbare Konzerte ein, die ich erlebt habe. Ja, das Wort Erlebnis trifft es genau.  Da war A-ha in der Berliner Benz-Arena; ein Abend, bei dem ich mich über die überzogenen Sicherheitsvorkehrungen – meine Tasche war nur ein Mü kleiner als erlaubt, um mitgenommen zu werden – und die betriebsamen Smartphone-Fotografen aufgeregt habe, da war die bezaubernde Melody Gardot im Admiralspalast. Es waren für mich die einzigen Konzerte des Jahres mit einem Publikum von mehr als 1000 Zuschauern. Denn ich mag eher den beschaulichen, kleineren Rahmen und suche die ketilbj_rnstad_emmaoderdasendederwelt_web150dpiNähe zur Bühne, den Musikern. Wie im Haus Leipzig die „Geschichtenerzählerin“ aus dem hohen Norden, Kari Bremnes, im Lichthof der Rotkäppchen-Sektkellerei in Freyburg/Unstrut Silje Nergaard mit ihrer Band, in der Jazz-Tonne in Dresden Jazz-Trompeter Mathias Eick sowie einige Wochen später Gitarrist Eivind Aarset. Zwei herausragende leidenschaftliche Konzerte, die diesen einfachen Namen „Konzert“ nicht verdient haben, weil es mehr war als nur Live-Musik in einem Raum mit einigen Zuschauern. Zuletzt Ketil Bjørnstad, der für eine musikalische Lesung nach Leipzig gekommen war. Der Norweger ist Jazz-Pianist und zugleich Autor und gibt mir damit an dieser Stelle zudem die Gelegenheit, den Bogen zu den Büchern zu schlagen.

In diesem Jahr fand die Neapolitanische Saga um die beiden Freundinnen Lila und Elena aus der Feder der italienischen Autorin Elena Ferrante (ein Pseudonym) ihren Abschluss. Ein vierbändiges Mammut-Werk, das viel Aufmerksamkeit erhalten hat, weil es auch gut vermarktet wird. Trotz dieses Hypes: Es hätte das Interesse jener, die über Bestseller schmunzeln und bei Erwähnung dieser müde abwinken, mehr als verdient. Angesichts der zahlreichen neuen Titel kleiner wie großer Verlage ist es allerdings mehr und mehr mein Wunsch und Wille, auf die Backlisten zu schauen, an Bücher zu erinnern, die trotz ihrer Qualität vergessen werden, oft schon nach wenigen Monaten in einer Wühlkiste in Einkaufsmärkten liegen. Nicht nur diese immer wiederkehrende stetige Masse an Titeln hat die Diskussionen rund um die Literatur und den Buchmarkt in diesem Jahr beherrscht. Man debattierte zudem sowohl über die sinkenden Verkaufszahlen als auch die vermeintliche Krise der Buchblogs. Ich zweifele oft, dass solche Debatten sich wirklich als zielführend erweisen. Diese Zeit sollte vielmehr in das Lesen, ins Besprechen, in das Organisieren von Veranstaltungen wie Lesungen oder Lesekreise investiert werden; ins aktive Tun statt nur ins passive Darübersprechen.       

978-3-498-00102-5Deshalb an dieser Stelle meine persönlichen literarischen Entdeckungen und Glücksmomente 2018:
Bill Beverly „Dodgers“ (Diogenes) – über den Roadtrip eines Jungen von Los Angeles in die Weite Amerikas, um seinen schwierigen Familienverhältnissen und seiner Vergangenheit als Dealer zu entfliehen. Prädikat: Fesselnd mit unvergesslichem Helden!  
Holger Siemann „Das Weiszeithaus“ (Dörlemann) – über ein Haus in Berlin, das von geschichtlichen Ereignissen und der Historie einer Familie erzählt. Prädikat: Dicker Wälzer mit Sogwirkung!
Ian McGregor „Nordwasser“ (mare) – über die Fahrt eines Walfängers ins ewige Eis mit einem Mörder an Bord. Prädikat: Hochspannung!   
Fernando Aramburu „Patria“ (Rowohlt) – über zwei einst eng befreundete Familien in Spanien, die der Terrorismus entzweit. Prädikat: Große Erzählkunst! (Besprechnung von Constanze Matthes hier bei CrimeMag.)
Ulrich Boschwitz „Der Reisende“ (Klett-Cotta) – über einen Juden, der den Antisemitismus in der ersten Zeit des Dritten Reiches zu spüren bekommt und sich auf einer Flucht per Zug durch Deutschland befindet. Prädikat: Ein Roman, der ein Klassiker werden sollte!
Serhij Zhadan „Internat“ (Suhrkamp) – über einen Mann und seinen Neffen, die durch gefährliches Kriegsgebiet in der Donbass-Region ziehen. Prädikat: Erschütternde Lektüre!

Magnet von Lars Saabye Christensen

Franziska Hauser „Die Gewitterschwimmerin“ (Eichborn)  – eine Frau und ihre erschütternde Familiengeschichte, die auch Geschichte eines Landes ist. Prädikat: Zu Recht für den Deutschen Buchpreis nominiert!   
Linn Ullmann „Die Unruhigen“ (Luchterhand) – über eine bekannte Autorin und ihren berühmten Vater, den Regisseur Ingmar Bergman. Prädikat: hochliterarische (Auto)-Biografie!
Lars Saabye Christensen „Magnet“ (Luchterhand) – über einen begnadeten Fotografen und seine Leidenschaft für Bilder und eine Frau. Prädikat: Ein großer Roman voller Melancholie und Weisheit!

 Die beiden letztgenannten Romane weisen den Weg schon in das kommende Jahr. Denn dieser Rückblick ist zugleich voller Vorfreude. Vorfreude auf ein Gastland, das meine Seelenheimat ist. Während Tschechien im Mittelpunkt der Leipziger Buchmesse im März stehen wird, präsentiert Norwegen Titel wie Autoren im Oktober in Frankfurt. Mit einem großen Kraftaufwand und der bisher größten kulturpolitischen Initiative des skandinavischen Landes – sowohl für die größte Buchmesse der Welt als auch für Norwegens Lese- und Literaturförderung. Nicht nur in diesem Bereich könnten wir von dem nordischen Land lernen, das, so scheint es mir, uns in vielen Gebieten weit voraus ist; ob Bildung, Gesundheitswesen, Umwelt, Digitalisierung. Und vielleicht sogar in der Literatur, die es nun 2019 zu entdecken gilt.         

Constanze Matthes: 1977 in Großenhain/Sachsen geboren, seit der Kindheit verrückt nach Büchern und Geschichten. Studium der Germanistik, Kommunikations- und Medienwissenschaften sowie Theaterwissenschaft in Leipzig, dabei ein Auslandsaufenthalt in Norwegen und seitdem in dieses Land verliebt. Erste journalistische Erfahrung als freie Journalistin für die Sächsische Zeitung gesammelt, heute unter anderem für das Naumburger Tageblatt/Mitteldeutsche Zeitung tätig. Auf ihrem Blog „Zeichen & Zeiten“ schreibt sie über Bücher, die sie ans Herz legt. Sie lebt und arbeitet in Naumburg/Saale. Constanze Matthes bei CrimeMag. Bei Twitter.

MK "Peter Pan" Fliege Deinen Traum 12.05.2012 Stadtgarten

Alf Mayer: Nebenwirkungen inklusive

CrimeMag 2018, das waren elf pralle Online-Ausgaben als Redakteur – mit genau 320 Beiträgen, darunter Essays und Porträts, Klassiker-Checks, Buch-, Film-, Serien- und Graphic Novel-Kritiken, Interviews, dazu unsere monatliche „Schatzsuche“, ein Krimi-Gedicht, Fotos von Carsten Klindt und Texte der Polizistin Nadja Burkhardt sowie Hinweise auf aktuelle Krimi-Termine. Und alleine in unserer Rubrik „Bloody Chops“ im Lauf des Jahres 138 Bücher, nicht vom Klappentext heruntergebetet, sondern auf altmodische Weise besprochen. Der Stalingrad-Gefrierfleischorden mit Stern und Schulterband gebührt unserem USA-Korrespondenten Thomas Adock, der seit Trumps Kandidatur der orangen Peinlichkeit regelmäßiges Paroli bietet.

Primärtexte anvertraut haben uns 2018 die Autoren Andreas Pflüger, Friedrich Ani, John Harvey, William Boyle, James Grady, Garry Disher, Sara Paretsky, Liza Cody, Merle Kröger, James Carlos Blake, Hideo Yokoyama, Aidan Truhen, Carsten Jensen, Woody Haut, James Lee Burke. D.B. Blettenberg, Tommy Schmidt, Robert Rescue, Klaus Theweleit, Frank Göhre, Rob Alef, Cloé Mehdi, Joyce Carol Oates, Sara Gran und Stephen Hunter. Dazu kamen Textauszüge von Ross Thomas, Georges Simenon, Donald E. Westlake, Charles Willeford, Nachrufe auf Bill Moody, Peter Temple (der mit Abstand größte, weltweit), Philip Kerr, Peter Corris und Stan Lee und eine erstklassige Berlinale-Berichterstattung von Katrin Doerksen (die zusammen mit Thomas Groh bei uns regelmäßig über Graphic Novels und DVDs informiert). 

345_1000HenkerSonja Hartl ging der Faszination an toten jungen Frauen nach, gratulierte James Ellroy zum 70. Geburtstag und fuhr mit Max Annas nach Finsterwalde zum Lokaltermin, Katja Bohnet gab uns ein Romantik-Bashing und schrieb zu „Frauenspannung“, Ute Cohen über Utopien, Tabus, Gewalt und Frauen, Thomas Wörtche über Simenon und Derek Raymond. Ich selbst kam endlich zu einem Porträt des halbvergessenen Autors Richard Hoyt und einer größeren Würdigung der deutschen Agentenserie „Mister Dynamit“ (1965 bis 1992), hatte dabei Unterstützung vom BND-Chefhistoriker Bodo V. Hechelhammer, der uns ein regelmäßiger Autor geworden ist.

CrimeMag als Flaggschiff des Hauses CulturMag ist ein schnurrendes Maschinchen, ab 1. Februar 2019 erscheinen wir je zum Monatsanfang, das Angebot bleibt versprochen divers und „not your normal“. Prächtig entwickelt haben sich auch die CulturMag-Specials – all diese Sachen sind oben in unserer Titelliste zu finden. Ute Cohen hat hier 2018 ein TabuMag kuratiert, Anne Kuhlmeyer ein StorySpecial, Brigitte Helbling ein ReiseMag. Das von mir angestossene Verlust-Special entwickelte sich so umfangreich, dass wir aus den 46 Beiträgen zwei Magazinausgaben schneidern konnten (Verlust UNO und DUE). Dafür schaffte ich endlich ein Porträt der „Reihe Naturkunden“ und ein Interview mit Herausgeberin Judith Schalanksy, für das ReiseMag war es ein Besuch bei der großen Entdeckerbibliothek der Edition Erdmann & Corso gewesen. – Mit CulturMag kommt man herum, keine Frage.

leonard cover_rculturbooksgb300Eine gehörige Zeit des Jahres 2018 hielt ich mich zusammen mit Frank Göhre bei Elmore Leonard auf, wir haben seine 44 Bücher wieder gelesen und die Verfilmungen angeschaut, uns darüber – immer wieder eine Freude mit Frank – ausgetauscht. „King of Cool. Die Elmore Leonard Story“ heißt unser gemeinsames Werk, das im Februar 2019 bei CulturBooks erscheint. Entdeckung für mich dabei: In den Western-Romanen und Westerngeschichten ist der ganze Leonard schon da. Nebeneffekt: Ihn zu lesen, lässt vieles andere blass und papieren aussehen.

„Elmore Leonard ist ein amerikanisches Original. Uns alle, die wir auf seinem Feld schreiben, hat er geprägt. Er hat die Regeln dafür neu gesetzt, wie im Kriminalroman geredet wird. Seine Charaktere erzählen Anekdoten, schweifen auch einmal ab, lassen ihre Sätze unvollständig. Mit anderen Worten, sie hören sich wie wirkliche Menschen an“, sagt Wallace Stroby. Sein 2018 erschienener (und wieder von mir übersetzter) dritter Crissa-Stone-Roman „Fast ein guter Plan“ ist Elmore gewidmet, „der die Latte für uns alle so hoch gelegt hat“.

Bei der gab es auch für mich eine neue Höchstmarke, als ich nämlich Anfang November binnen einer Woche für gleich zwei von mir mitverantwortete Bücher Endkorrektur hatte: für die Elmore Leonard-Story und die Übersetzung Crissa Stone Nr. 4, „Der Teufel will mehr“ (The Devil’s Share, 2019 bei Pendragon). Manchmal ist die Arbeit Arbeit, manchmal ist sie viel.

Worüber ich mich 2018 freute:
Frank Göhres Anruf: „Lass uns anstoßen, wir sind durch. Das ist jetzt rund.“
Band 400 der Anderen Bibliothek.
Als Sozius mit Andreas Pflüger und seiner antiken Harley durch den Taunus.
Das Kaiserwetter bei Georg Seeßlens 70. im Kleinwalsertal, und wie gut die Eingeladenen harmonierten.
Den Million-Dollar-View über Weinberge hin zu den italienischen und französischen See-Alpen von der Terrasse meines Gastgebers in Montforte d’Alba aus, drinnen eine immense Alpen-Bibliothek, das beste Essen und die besten Weine der Welt – Piemont eben.

Dass Thomas Doherty mit „Show Trial. Hollywood, HUAC, and the Birth of the Blacklist“ die Geschichte der Hexenjagd in Hollywood noch einmal kompakt und auf dem Stand heutiger Forschung zu erzählen versteht.
Als ich Wolf-Eckart Bühlers Sterling Hayden-Filme über eben jene HUAC-Zeit digital restauriert als DVD-Edition des Filmmuseums München in der Post hatte.
harvey cover.jpg.rendition.460.707Als Garry Disher mir verriet, er habe nun doch einen Roman mit Hirsch in Arbeit.
Als John Harvey meine CrimeMag-Besprechung von „Body & Soul“ komplett übersetzen ließ und auf seiner Website veröffentlichte.

Kent Andersons lange angekündigter, fast verschollener Portland-Cop-Roman „Green Sun“.
James McLaughlin „Bearskin“ und Joseph Heywood „Bad Optics“.
Simenon und Scerbanenco in tollen Neuausgaben (bei Kampa und im Folio Verlag).
Ahmed Saadawi „Frankenstein in Bagdhad“ und William Gays posthumes Werk „The Lost Country“.
solus 51D71JVV68L.SX316.SY316Über Nick Kolakowski „Boise Longpig Hunting Club“ und andere Sachen von ihm.
„Solus“ vom unnachahmlichen Peter Bowen, jahrelang verstummt, endlich wieder mit einem Gabriel du Pré-Roman aus Montana.
Thomas Perry (of „Metzger’s Dog“ und „Butcher’s Boy“-Fame), unermüdlich, mit „The Bomb Maker“ und dem weiblichen „Thief“

Nana Kwame Adjei-Brenyahs wahnwitzige Stories in „Friday Black“ und die Coolness von Oyinkan Braithwaites „My Sister, The Serial Killer“.
„The Wife“, vor der Kavanaugh-Affäre erschienen, der schneidende Kommentar dazu von Alafair Burke, Tochter des großen James Lee Burke.
„Europe at Dawn“, Schlussband einer Science Fiction-Serie von Dave Hutchinsons, für mich  der beste fiktionale Kommentar zur Brexit-Zeit.
Die Ermittlerporträts in „Les 100 Personnages. Marquants de la Littérature Policère“, Nr. 131 der Revue 813 der Amis des Littérature Policère, Paris.
Rosalie Knechts seltsamer argentinischer Spionageroman „Who is Very Kelly?“ und Pat Barkers weiblicher Blick auf den Trojanischen Krieg „The Silence of the Girls“.
chop pic the wire 9780451498144The coves whish-wilsonThe Annotated Big Sleep“, ein Klassiker-Kommentar der Extraklasse („Bloody Chop“ hier).
All the Pieces Matter“, die Oral History der Serie „The Wire“ in über 200 Stimmen.
Das irre 200-Seiten-Noir-Gedicht „The Long Take“ von Robin Robertson.

„The Best Bad Things“, der Ausflug von Katrina Carrasco ins gesetzlose Port Townsend, Washington, anno 1880, feministisch, queer, brutal und witzig, krachend gut geschrieben.
Ebenfalls ein historischer Kriminalroman, wegen all der Lingo sauschwer zu übersetzen: David Whish-Wilsons „The Coves“ über australische Gangster im San Francisco des Jahres 1849 – Besprechung folgt.
Und noch ein großer Australier. Jock Serong, 2018 mit jetzt endlich wenigstens einem Buch bei uns präsent: „Fischzug“ (Polar Verlag)
Peter Blauner Sunrise Highway 91ireIbOegLstroby some die nameless97803164401891Peter Blauners „Sunrise Highway“, in dem die Polizistin Lourdes Robles aus „Proving Ground“ (mein „Reading ahead“ hier) die Hauptrolle hat. – Besprechung folgt.
Wallace Strobys Thriller „Some Die Nameless“, über den sich Samuel Fullers Tochter Samantha besonders freute: „Always love to hear about a writer who loves Fuller! I see that he even named a character Devlin (like in Underworld U.S.A.). Very cool!“
Und dann noch das 360-Grad-Panorama von Yadegar Asisi im Sonderbau des Pergamonmuseums Berlin (das gerade für 500 Mio saniert wird). Der Eintritt kostet 19 Euro, wenn man oben auf dem 15 Meter hohen Aussichtsturm steht, zurückversetzt ist ins Jahr 129 n. Chr. und in die griechisch-römische Stadt Pergamon, weiß man warum. Ein irres Alle-Sinne-Erlebnis. Monumental.

Jetzt kurz vor Weihnachten in der Post:
Garry Dishers brandneuer Wyatt „Kill Shot“. Das Leseexemplar „Lola“ von Melissa Scrivner Love.
Mein recht munter gewordenes Interview mit der Koreanerin Jeong Yu-jeong („Der gute Sohn“, Januar 2019) in den Literaturnachrichten der LitProm.
Und dann noch ein Päckchen aus Melbourne, von Chloe Hooper mit „The Arsonist. A Mind on Fire“, von dem sie mir schon vor drei Jahren erzählt hatte –  „my arsonist“, wie sie ihn nannte, ein für einen verheerenden Buschbrand verantwortlicher Brandstifter, den sie oft im Gefängnis besuchte, über das Porträt hinaus ein Buch über die menschliche Kultur des Feuers.

sicario-q_x-xxyxxAufbruch-Zum-Mond-HP-A4-RGBFilme: Das physische Kino von „Mission Impossible: Fallout“ (Regie und Buch: Christopher McQuarrie), 147 Minuten action, keine Sekunde langweilig oder doof, noch beim Countdown witzig („Ach, letztes Mal war es aber knapper“), mit einem Tom Cruise, der zwar nicht unbedingt ein Jack Reacher sein mag, aber mit seinen 56 immer noch ein unglaublicher action-Hero ist.
Die letzen 20 Minuten der TV-Serie „Die Brücke – das Finale“, die knallharte no-nonsense BBC-Serie „Bodyguard“. Und dann „Sicario 2“, so düster, dass der Verleih ihn in der Ab-18-Jahre-Fassung beließ und die magere Kinoauswertung nur spätabends stattfand. Die emotionale Scharnierstelle des Films kommt ganz ohne Worte aus, wenn sich Benicio del Torro und ein taubstummer mexianischer Farmer ohne Worte von ihren Traumata erzählen. Die weitgehende Wortlosigkeit und dann die slam-bang-Schießerei am Trailer in Taylor Sheridans „Wind River“. Das gequälte Material und die autistische Stoik der Astronauten in „Aufbruch zum Mond“ (First Man). Nach dem Oscar-Regen für „LaLa Land“ hätte Damien Chazelle wohl alles machen können, er entschied sich für eine Heldendekonstruktion der Mondfahrt, die – bitte im Kino anschauen! – sogar körperlich schmerzt. So wenig Sahneschnitte war Ryan Gosling noch nie.

olen steinhauer9781250036179Die Toten: Anfang Januar Fred Bass, 89, der den Strand Book Store in New York zu nicht nur meiner Lieblingsbuchhandlung gemacht hatte. Seine Tochter wirtschaftet den Pilgertempel für used books gerade mit Mondpreisen herunter. Ursula K. Le Guin, 88, Philip Kerr mit 62 (ein Interview von mir mit ihm hier), Tom Wolfe, 88, Anthony Bourdain, viel zu früh, Harlan Ellison, 84, V. S. Naipaul, 85, der Drehbuchautor William Goldman, 87.

Unverständnis des Jahres: Dass wir auf Olen Steinhauers „The Middleman“ vom 7.8.2018 wohl bis mindestens Herbst 2019 warten müssen. Irrer Plot: An einem Tag im Sommer 2017 gehen quer durch die USA rund 400 Bürger in den Untergrund. Sie lassen ihre Handys, Ausweise, Kreditkarten, Autos, Jobs, Häuser und Familien hinter sich. Sie sind die „Massive Brigade“, eine antikapitalistische Bewegung, die mediale Aufmerksamkeit genießt wie „Occupy“, aber radikaler ist. Ihnen ist es mit dem Umsturz ernst, am Nationalfeiertag 4. Juli kommt es überall zu Attentaten, die Linie zwischen Protestbewegung und Terrorzelle wird überschritten … Muss anscheindend abklingen wie ein radioaktiver Brennstab bevor es zu uns darf.

Zu wenig beachtet: die elegant-kühlen Frank Swann-Romane von David Whish-Wilson (bisher „Die Ratten von Perth“ und „Die Gruben von Perth“, bei Suhrkamp). Ein Porträt von mir hier.
Norman Mailers dreiviertelgenialer Jugendroman „Die Nackten und die Toten“ in der Neuübersetzung von Jürgen Bürger und Peter Torberg.
Die katholische Schule“ von Edoardo Albinati, mehr als 1.200 Seiten stark, eine Klassenanalyse toxischer Männlichkeit („Bloody Chop“ von mir hier). Und David Mamets schon in USA untergegangener Roman „Chicago“.

seymour gerald isbn9781473663527beukes 9780316267847Vorfreude 2019 auf:
Die LitProm-Literaturtage „Global Crime. Kriminalliteratur als Globaler Code“ in Frankfurt, 25./26. Januar.
Jerome Charyn „The Perilous Adventures of the Cowboy King“ (8.1., USA)
James Lee Burke „The New Iberia Blues“ (8.1., USA)
Gerald Seymour „Battle Sight Zero“ (10.1. UK)
David Mark „Cold Bones“ (24.1., UK)
David Thomson „Sleeping with Strangers. How Movies Shaped Desire“ (29.1., USA)
Marlon James „Black Leopard, Red Wolf“ (5.2., USA)
Don Winslow, „The Border“ (26.2., USA, zeitgleich als „Jahre des Jägers“ bei uns)
Helen Oyeyemi „Gingerbread “ (5.3., USA)
Lauren Beukes „Motherland“ (1.4., eine USA ohne Männer)
Philip Kerr „Metropolis“ (9.4., UK & USA, sein letztes Buch)
Robert Macfarlane „Underland“ (2.5., UK)
Oliver Harris „A Shadow Intelligence“ (2.5. UK)
James Ellroy „This Storm“ (4.6., USA)
Stephen Hunter „Game of Snipers“ (30.7., USA) und, wie er mir verriet, 2020 „The Trial and Execution of Bob Lee Swagger“.
Im Herbst: ein neuer John le Carré, „Agent Running in the Field“, ein Erzählband von Benjamin Percy („Suicide Woods“) sowie endlich auch Andreas Pflügers Thriller Nummer 3 mit der blinden Polizistin Jenny Aaron. 

Und dann war und ist da noch #metoo, das mich manchmal an James Brown, 1966, denken ließ: „It’s A Man’s Man’s Man’s World“, davon noch keinen Schritt weiter, nur dass die Moves vor 50 Jahren so viel eleganter waren…

Alf Mayer macht zusammen mit Anne Kuhlmeyer und Thomas Wörtche die Redaktion von CrimeMag – und hat diesen Jahresrückblick kuratiert. Seine Texte auf CrimeMag und LitMag hier.

 

christina_mohrChristina Mohr: Trotz und alledem

Oh dear, womit anfangen bei der Rückschau auf dieses verrückte Jahr 2018? Mit Höhepunkten wie dem Berliner Popkultur Festival im August, wo ich neben vielen tollen Konzerten endlich Neneh Cherry live erleben UND Vivien Goldman kennenlernen durfte? Oder mit Runterbringern wie der Einstellung von Zeitschriften wie SPEX, Groove und ja ok, auch Intro, deren Verlust wir erst in 2019 so richtig spüren werden – das mutmaße ich jedenfalls. Kann natürlich sein, dass niemand die Printmagazine vermissen wird, weil sie ja offensichtlich kaum noch gelesen wurden… aber zum Glück ist der Musik- und der restliche Journalismus längst nicht am Ende, wie nicht zuletzt dieses schöne Onlinemagazin hier beweist!

Trotz und alledem gab es viel gute Musik, eigentlich zu viel, um sie in knappe Listen zu pressen – aber natürlich schreibe ich meine Lieblingsstücke gerne auf. Hier meine rang- und zwanglos zusammengestellten Top-Ten-Listen:

Alben 2018
Neneh Cherry: Broken Politics
Jens Friebe: Fuck Penetration
Chris Imler: Maschinen und Tiere
a1324068374_10Gudrun-Gut-Moment-410Stella Sommer: 13 Kinds of Happiness
Helena Hauff: Qualm
Blood Orange: Negro Swan
Courtney Barnett: Tell Me How You Really Feel
The Breeders: All Nerve
Cat Power: The Wanderer
Gudrun Gut: Moment

Songs 2018
Neneh Cherry: Kong
Gudrun Gut: Drive My Car
Stella Sommer: Dark Princess, Dark Prince
Molly Burch: To the Boys
Fishbach: Éternité
Tracey Thorn: Dancefloor
Joan As Police Woman: Tell Me
Janelle Monae: Make Me Feel
Barbara Morgenstern: Brainfuck
PeterLicht: Menschen

Christina Mohr auf MusikMag.

 

Christopher G. MooreChristopher G. Moore: Round up 2019

A mystery writer lives to piece together evidence—those small details and facts—that engage our rational, logical minds as we move closer to an solve the mystery. We want to find out how things happened, why they happened, and who was responsible. These elements are the pipe work through which the images, events, and clues of a murder mystery flow. Most sensible mystery writers stick to murders and mayhem, the cruel, brutal, violent side of life where screams, insults, and threats echo down long hallways.

moore seitensprung 41IPCXeIVfLOn the fiction front, Peter Friedrich’s brilliant translation into German of The Risk of Infidelity Index, one of the more popular novels in the Vincent Calvino crime series, was a publishing highlight in 2018.

The teaching lesson for me has been the mystery is much larger than an individual story of murder. Our readers and writers have been sucked in the vast information machine of social media. Our timelines are impressive for their ability to deliver a steady stream of stories. The sheer magnitude of the images, stories, and personalities stoke anger, hatred and fear. Social media has found a way to deliver real time connectivity by curating collective rage. Our digital hallways and airways are filled with screamers, scammers, murderers, and tyrants dancing and singing over the grave of reason, rationality, facts, and evidence. How can you hope to solve a mystery when there is no agreement on what happened, if it happened at all, and if it did, what it meant?

The great transition brought by technology sparked my imagination to dig deeper in the relationship of emotions, information, cooperation, power and authority. What are the essential forces that have shaped our imagination, unlocked our need to solve the mystery of the day?

moore Rooms 31OKa-r+9fLMy news is a new nonfiction title: Rooms: On Human Domestication and Submission. I’m back with my mystery hat asking how is it 6,000 years ago we changed from a migratory species living in bands of less than fifty people to sedentarism—a system where people put down roots in dense communities by constructing permanent fixed man-made structures? Why did we stop the universal and constant cycle of movement? That is a big mystery story that unfolds as I examine the role of constructed buildings in the emergence of new culture of power, violence, and authority.

With refugees on the move, we are seeking a return to migration. Why did we move so frequently for tens of thousands of years ago? What has caused the modern surge of large populations of migrate? We moved when our local ecology no longer supplies with food or we degraded the environment making it uninhabitable. We move to find food, after a mass murder, conflict, polluting our water sources. The reasons haven’t changed. But many find people want to stop migration, many more believe this is possible. Our modern migration is used to instill fear and hatred who neglect the history of our species. My goal in 2019 is to offer a larger context in which to assess the forces that have shaped our psychology and behavior.

What is my advice for 2019? Broaden your perspective about the mysteries around you. Cultivate curiosity, wonder, and reflection. Go exploring inside books that may enrich your understanding of how and why we feel, think and reason the way we do. After all there are many mysterious in this process of assembling the reality around us.

Read fiction to deepen your capacity for empathy and for understanding the expectation, motives, frustrations to unblock the traffic jam caused by too much focus on self.

Read non-fiction to open yourself up to the insights and advancement of knowledge in science and literature. Follow these literary roadmaps on our collective journey from the past and flag the dangers that lie ahead of us. Make 2019 a year in which you expand your contact with nature. Get out of your rooms. That artificial space is too comfortable. One of the many reasons why climate change is so difficult to convey is that we are disconnected with nature. Our rooms are heated in winter, air-conditioned in summer; the roof stops the rain from falling on our heads, the lights make natural light unnecessary; smells, sounds, and images are filtered by our rooms. This is a call to fight back against the physical and mental cage. In 2019, take the time to seek out those books that promise to free your mind by expanding the sources of your knowledge and wisdom.

Christopher G. Moore who lives in Thailand, is our Asia correspondent. His essays on CrimeMag. His website. Answering „Bloody Questions“ from Marcus Müntefering.

Marcus_MünteferingMarcus Müntefering: Check it out!

Interessantestes Krimidebüt: Susannes Saygin – Feinde. Hoch politischer, hoch emotionaler Kriminalroman mit viel Mut gegen den Terror politischer Korrektheit, gegen viele Krimi-Konventionen und gegen betuliche Betroffenheit erzählt. Dazu ein Abgesang auf die hedonistische Subkultur der Achtzigerjahre, als Kunst und Post-Punk und Poststrukturalismus und irre viel Alkohol zu wunderbar kreativem Chaos (und schlaflosen Nächten) führten. Ein Interview, das ich mit Susanne Saygin für den Freitag geführt habe, findet ihr hier.

sharp objects 1MGQtYTA2MS00ZDcxLWJiMzYtNWRmMGU3ZjQ0YTFjXkEyXkFqcGdeQXVyMTMxODk2OTU@._V1_Interessanteste neue TV-Serie: Sharp Objects. Amy Adams als Schmerzensfrau, die in ihr Heimatkaff zurückkehrt, trinkt, vögelt, an ihrer monströsen Mutter zerbricht. Tut weh. Nach einem Roman von Gillian Flynn, der Mutter aller Girl-Thriller (und eine der wenigen, die der Erwähnung wert ist).

Interessanteste Serienfortsetzung: Ozark. Schmutziges Geld waschen und sauber bleiben? Ist nicht. Wie der entgrenzte Kapitalismus Menschen und Orte komplett korrumpiert. Dark. Deep. Disturbing. Und keine einzige sympathische Figur weit und breit – nichts für die Freunde identifikatorischen Kulturkonsums.

Interessantester Film: Three Billboards outside Ebbing, Missouri. Was für ein Moment, wenn die herrlich sturköpfige und harte Frances McDormand merkt, dass Woody Harrelson todkrank ist und ihren tausendfach runtergeputzten Gegenspieler in den Arm nimmt. Und natürlich „Buckskin Stallion Blues“ von the late great Townes Van Zandt. Möglichweise gibt es einen Zusammenhang zwischen der Verwendung von Townes-Songs und der Qualität von Filmen. Check it out!

Interessantester Kriminalroman (1): Hideo Yokoyama: 64. Seit der Lektüre habe ich das Gefühl, Japan ein bisschen besser zu verstehen. Ein Roman über Kleinigkeiten, minimale Abweichungen und große Gefühle, die permanent unterdrückt werden. Ist nicht gesund, führt zu nichts Gutem. Von Tobias Gohlis zu Recht für den (leider fiktiven) Krimi-Nobelpreis vorgeschlagen.

Interessantester Kriminalroman (2): Un-Su Kim: Die Plotter. Der Guardian schwadronierte schon von Südkorea als Nachfolger des Scandi-Noirs (in Sachen globaler Erfolg). Ich würde sagen: Nicht in dieser Welt. Leser (und leider auch die Mehrzahl der deutschen Kritiker) geben sich einfach zu gern mit Mittelmäßigem zufrieden, das ihnen vertraut ist.

Joe von Larry Brown

Schmählich übersehen: Larry Brown – Joe. Obwohl „Fay“ (siehe CrimeMag hier)  im vergangenen Jahr beste Kritiken einsammeln konnte und trotzdem kein Bestseller wurde, hat Markus Naegele, Deutschlands most indie Großverleger, nicht aufgegeben. Ich durfte ein Nachwort schreiben (schwierig genug in der Nachfolge von Alf „Crimemag“ Mayer) und bin seitdem noch besessener von Larry Brown. Der Film mit Nicolas Cage ist übrigens auch alles andere als übel. Nächstes Reiseziel (nach Trump): Oxford, Mississippi, Home of Larry Brown, William Faulkner, William Boyle, und – Jahresendentdeckung – Michael Farris Smith,der mit „Desperation Road“einen wunderbaren Südstaatenroman geschrieben hat, der sich liest wie sich die Songs von Lucinda Williams anhören: raspelig, stolz, verwundet, unbesiegbar, verloren…

„Bester“ Kriminalroman: Tom Franklin – Krumme Type, krumme Type. Für den LiteraturSPIEGEL musste ich mich entscheiden, welcher der beste Kriminalroman des Jahres war – von der Kategorisierung „bester“ halte ich aber generell nicht so viel. Franklins (der auch in Oxford, Mississippi lebt) Roman ist auf jeden Fall ein fantastisches Buch, ein hoch verdienter „Hit“ für den most indie Indieverleger Frank Nowatzki,  das eine interessante Reihe von Kriminalromanen zum Thema Rassismus anführt, darunter der – leider nicht genug gewürdigte – „Dodgers“ von Bill Beverly (vielleicht lag’s an der mäßigen Übersetzung? Oder doch an den deutschen Kritikern?) bei Diogenes, „Grant Park“ von Leonard Pitts (Polar), Thomas Mullens „Darktown“ (Dumont)… in diese Linie passt auch „Bluebird, Bluebird“ von Attica Locke, das im Janaur bei Polar erscheint.

Lost in Transition-Award: Tana French – Der dunkle Garten. Weil es erst Ende Dezember erscheint, wird es Tana Frenchs bisher aufregendster Roman weder 2018 noch 2019 auf die Jahresbestenlisten schaffen. Eine meisterhafte Meditation über Glück, Alter, Krankheit, Tod, Überdruss, Liebe, 656 Seiten kurz mit einem tollen Perspektivwechsel. Ich-Erzähler ist dieses Mal kein Cop, sondern ein Opfer (und potenzieller Täter).

U1_Paretsky_Masse_300dpi_klInteressantestes Comeback: Sara Paretsky – Kritische Masse. Anfang der Neunziger kam der Film „V.I. Warshawski“ mit dem unglaublichen Untertitel „Detektiv in Seidenstrümpfen“ (ließ an Transgender denken) und (der ansonsten natürlich großartigen) Kathleen Turner. Danach war mein Bedürfnis, jemals Paretsky zu lesen, eingeschlafen. Aber weil die furchtlose Else Laudan einfach mal bei Ms Paretsky nachgefragt hat und im Handumdrehen zu ihrer deutschen Verlegerin wurde hatte V.I. eine zweite Chance verdient. Alles Weitere lest ihr hier

Ähnlich toll: Louise Penny, die nach noch längerer Pause wieder ins Deutsche übersetzt wird – „Hinter den drei Kiefern“ist trotz des albernen Versuchs seitens des Kampa-Verlags, den Roman durch Titel, Covergestaltung und Klappentext als kanadischen cosy crime zu verkaufen, eine unbedingte Leseempfehlung.

James M. Cain 9783311120018Interessanteste Neuübersetzung: James M. Cain – Der Postbote klingelt immer zweimal. Für die saubere Übertragung ins Deutsche verdient der Schweizer Schriftsteller ein großes Lob, für das despektierliche Nachwort einen Klapps auf den Allerwertesten. Würde Tom Wolfe noch leben, ich würde Capus den gamaschentragenden Großmeister auf den Hals hetzen. Der schrieb einmal herrlich süffisant über Norman Mailer: „A while back I wrote a review of some third-rate novel by Norman Mailer in which I suggested why didn’t he just sit down and relax and read some James M. Cain and learn how to write a novel.“ 
Dass man den „Postman“ übrigens ganz unterscheidlich verstehen (beziehungsweise missverstehen) kann, könnt ihr im CrimeMag-Klassiker-Check nachlesen.

Marcus Müntefering schreibt für Spiegel Online, stellt für CrimeMag seine „Bloody Questions“ an internationale Autoren, 28 Mal mittlerweile an der Zahl. Zusammen mit Simone Buchholz (auch in diesem Jahresrückblick) veranstaltet er in der Hamburger Bar 439 das mittlerweile legendäre „Trio mit vier Fäusten“, Termine hier. Hier seine Präsenz auf CrimeMag.          

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